Morgens um 9.00 Uhr kommt Volker am Phantasialand an.
Er wurde zu den „Internet Security Days 2013“ eingeladen. Das Ticket mit einem Barecode konnte er sich im Internet ausdrucken. So muss er nicht Schlange stehen, sondern geht direkt durch die Eingangsschranke an einem Scanner vorbei in den Vergnügungsbereich.
Der Veranstalter muss Humor haben, wenn er so ein ernstes Thema an solch einen Ort legt. Volker geht durch den gesamten „Themenpark Berlin“ zu dem großen Konferenzcenter auf der anderen Seite.
Wie erwartet, geht es bei diesem Kongress um nüchterne Themen. Einerseits wird Angst gemacht vor Hackerangriffen, vor Malware, Botnetzen, DDOS-Attacken, Handies und Notebooks, die als Wanzen missbraucht werden und vielem mehr. Andererseits geht es um Hardware und Software, die vor Angriffen schützen sollen.
Wie immer ist Volker Siemens der Meinung, dass grundlegende Dinge nicht beachtet werden. Für ihn zieht sich wie ein roter Faden durch die Veranstal-tung, dass alle ursprünglichen Ideen von einem Internet, das auf möglichst vielen Servern verteilt und somit wenig störanfällig ist, ersetzt werden durch das genaue Gegenteil.
Mit der Argumentation, dass Glasfaserkabel teuer sind, wird der gesamte Internetverkehr gebündelt – und das sind nicht nur Internetseiten und die wenigen E-Mails, die es immer noch gibt, sondern auch Telefonate, Videos, zukünftig Fernsehen.
Ja sogar die Kommunikation zwischen Maschinen wird über nur wenige Kabel und über noch weniger Netzknoten geleitet.
Auch R-Faxe müssen diesen Weg nehmen. Dem FINDERS-Konsortium gehören die drei größten Knoten. Der größte Knoten weltweit liegt in Frankfurt.
In der Mittagspause sitzt Volker mit einigen netten Managern zusammen. Er freut sich über das leckere Essen – Popcorn im Salat ist eben Phantasialand ungewöhnlich – und hört lieber zu, als selbst zu erzählen.
Da bemerkt der eine: “Ja wir sind das weltweit größte Serverhousing Unternehmen.“
Der zweite zurück: „Sitzen sie auch in Frankfurt?“
„Ja klar, auf der Hanauer Straße. Kommen sie doch mal vorbei. Ich zeige ihnen alles.“
„Prima, mache ich. Wir kümmern uns nur noch um das Kerngeschäft. Serverschränke aufstellen. Da kann der Kunde seine Rechner reintun. Ja wir sind klein. Unser Rechenzentrum hat nur 30 qm.“
Der erste: „Wir wissen nicht, wie wir so schnell aufbauen sollen, wie wir wachsen können! Wir haben 20 Ausbaustufen für die nächsten 2 Jahre bereits geplant. In der Nachbarschaft werden wir alles aufkaufen müssen, um unsere Planung zu erfüllen. Wir machen nichts anderes als Infrastruktur hinstellen. Die Carrier planen virtuell, wie ihre Rechner verkabelt werden sollen. Das machen dann externe Dienstleister. Sicherheit wird bei uns groß geschrieben. Die vom BSI sind fast täglich bei uns und prüfen. Alleine kann keiner in die Räume, immer nur zu zweit. Was unsere Kunden mit ihren Rechnern machen, interessiert uns nicht…..“
Volker Siemens denkt: „Es mag ja sichergestellt sein, dass keiner alleine an die Rechner kommt, aber ist es nicht zuviel Zentralisierung, wenn immer mehr große Anbieter gemeinsam in Fußballfeld großen Rechenzentren zusammengefasst werden? Sind hier nicht Abhören und Angriffen Türen und Tore geöffnet?“
Nach dem Mittagessen kann er zwischen drei Vorträgen wählen.
Er bewundert die Vortragenden mit ihrem Spagat zwischen Angst machen und Beruhigen. Angst machen sie, damit der Leidensdruck zum Kaufen erhöht wird. Dann beruhigen sie: „Wir haben die sichere Lösung!“
Aber Volker hört genau hin, so sicher, wie die tun, sind die gar nicht.
In den Pausen kann man vor dem Kongresssaal Stände von Ausstellern besuchen und mit ihnen diskutieren.
Aus eigener Erfahrung weiß Volker, dass nur 4% der Unternehmen, die er für eine Beratung anspricht, überhaupt wissen, dass sie bereits seit Jahren abgehört werden.
In weiteren Vorträgen lernt er, dass im ‚Internet der Dinge’ nun Maschinen miteinander vernetzt werden. Insbesondere im Gesundheitsbereich muss das alles natürlich besonders sicher sein.
Jedes Auto hat heute ein kleines Netzwerk an Bord, welches über einen simplen USB-MP3-Chip so zu manipulieren ist, dass der Bordcomputer verrückt spielt. Der Tacho zeigt z.B. 180 km/h, obwohl das Auto langsam fährt. Das Lenkrad ruckelt, da der Wagen meint, sich im Einparkmodus zu befinden und schließlich geht auch noch der Motor aus.
Natürlich ist der Vortragende zuversichtlich, in Zukunft solche Angriffe zu verhindern.
Aber in Zukunft kommt die Vernetzung der Autos. Das ist viel sicherer, weil die Autos automatisch im Verkehr aufeinander Rücksicht nehmen werden. Natürlich können dann Autos nicht mehr nur über Updates in der Werkstatt, sondern auch direkt über das Internet angegriffen werden.