Zufrieden kommt Volker Siemens in sein Büro.
Seine Sekretärin Gertrude ist schon da und lächelt ihn an: „Kaffee? Welche Farbe heute?“
„Lila mit dem intensiven Aroma und heute bitte einen Latte.“
Gertrude ist genau wie ihr Name ein wenig altmodisch und um viele Jahre älter als er, aber 100% zuverlässig.
Wie immer montags geht Volker nicht direkt ins Büro, sondern erst in den klei-nen Serverraum neben dem Sekretariat.
Volker ist an einem EU Forschungsprojekt beteiligt, in dem auch sein Patent getestet wird. Alle Partner wählen jeden Tag die Route aus, über welche Internetserver Volkers Rechner mit den Partnerrechnern verbunden sein soll.
Eine weitere Gruppe testet Möglichkeiten, vorherzubestimmen, über welche Routen die Server verbunden sein werden und versuchen im Penetrationstest die Server anzugreifen.
Volker hat einem ungarischen Unternehmen die Programmierung der Routenauswahlsoftware in Auftrag gegeben.
Nach nur zwei Monaten war eine erste Version fertig. Letzte Woche hat Volker die Software getestet und war von der grafischen Umsetzung und Usability ziemlich beeindruckt.
Natürlich wird sein Server mit modernster Technik geschützt. Die Server der anderen Projektpartner und ein ausgesuchter Kreis von Personen haben nur Zugriff, wenn sie einen von Volker personalisierten VPN-Client erhalten haben, also ein kleines Programm mit persönlichem Schlüssel bei sich auf dem Rechner installieren.
In einem Tunnel werden die Daten dann verschlüsselt über das Internet geschickt.
Nur Port 80 ist offen, das heißt nur normale WEB Seiten (http) und verschlüsselte Webseiten (https) können aufgerufen werden.
Dahinter hat Volker noch eine sehr teure ‚Next Generation Firewall’ installiert, die sich jedes einzelne Datenpaket genau ansieht und Muster, welche sie nicht kennt, erst einmal nicht durchlässt.
Volker braucht so ein aufwendiges Equipment, um selbst testen zu können. Nur so kann er seine Kunden gut beraten.
Wie jeden Montag sieht er sich die Protokolle der Firewalls und vom Server an.
Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, hat er sich für die Gutachterdaten seiner Firma einen komplett eigenen Server mit weiteren Firewalls angeschafft. Beide Server sind nicht miteinander verbunden. Selbst die Verbindung der Server zum Internet geht über verschiedene Leitungen und sogar über verschiedene Provider.
Volker verlässt den Serverraum. Es ist alles in Ordnung. Es gab keinen einzigen nicht autorisierten Serverzugriffsversuch.
In seinem Büro steht schon ein perfektes Latte Macchiato Glas mit einem besonders langen Löffel und einem Keks an der Seite.
Er liebt es, wenn alle Details stimmen.
Volker trinkt einen Schluck und schlägt sein Notebook auf. Es ist einfach viel praktischer, zuhause mit dem gleichen Rechner arbeiten zu können.
Er ist vorsichtig. Daten von Kunden sind auf dem Notebook nicht gespeichert. Zuhause greift das Notebook auf einen kleinen NAS-Server zu, der auch an den Fernseher und den Achtcard-Geräten angeschlossen ist.
Berufliche Daten speichert Volker auf einen kleinen Stick, der unauffällig in seinen Gürtel eingearbeitet ist. Wenn er überfallen würde, würde niemand an dem alten Gürtel Interesse zeigen.
Punkt 9.00 Uhr schellt das Telefon bei Gertrude.
„Also bitte, seien sie ein wenig höflicher“, sagt Gertrude entrüstet und hält den Hörer vom Ohr, weil der Kunde so laut schreit.
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