Politik der Gewinner – G8-Gipfel ,Kapitel 17 – Teil II

Nachdem ich am nächsten Mittag ausgeschlafen hatte, checkte ich aus und brauchte über 30 Minuten, bis ich durch die inneren Absperrungen war.
Endlich im Auto musste ich noch durch zwei weitere Absperrungen. Anschließend genoss ich die freie Fahrt zum Flughafen.
 
Der Mietwagen hatte natürlich ein R-Fax.
Die Zeit vor den Absperrungen konnte ich nutzen, um meine Post abzurufen.
Dabei war auch eine Pressemeldung über die in Heiligendamm erfolgreich beschlossene Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland.
Sofort rief ich Franςois Bianci an. „Hallo Franςois, es ist amtlich, stell den Antrag!“
Natürlich hatte ich mit Francois, den ich seinerzeit in Avignon kennen gelernt hatte, rechtzeitig eine Firma gegründet.
49 % Gesellschaftsanteile reichten mir völlig.
Auch im Ausland bestellten immer mehr Personen über die Internetseiten der FINDERS – Partner Schuhe.
In Frankreich sollte jetzt Franςois die Verantwortung tragen.
Franςois fragte nicht groß nach.
Wir hatten den Antrag auf eine französische Lizenz für die Kategorienagentur für Schuhe bereits fertig formuliert.
Den Antrag so schnell zu schicken war eine reine Sicherheitsmaßnahme.
Weder Franςois noch ich hatten ernsthafte Zweifel, dass der Antrag durchging.
Schließlich kannten die Franzosen mich jetzt persönlich. Ich war ihr Garant, dass diese wichtige Kategorienagentur auch in Frankreich funktionieren würde.
 
Obwohl ich mit Freisprecheinrichtung telefonierte, wäre ich hinter der nächsten Kurve fast auf den roten Porsche aufgefahren, der quer zur Fahrbahn stand. Eine Frau saß blutüberströmt noch am Steuer.
Sie hatte es wohl gerade noch geschafft, die Tür zu öffnen.
In ihrer Hand hielt sie ihr Handy. Sie hatte es wohl noch geschafft, die Notruftaste zu betätigen, bevor sie ohnmächtig wurde. Über die Ortung der Funkzelle war wohl schon bekannt, wo sich der Unfall ereignet hatte. Ein Rettungswagen war unterwegs.
Als ich näher kam, sah ich erst den BMW hinter dem Porsche. Der BMW hatte sich in die Seite des Porsche gedrückt. Das Bild würde mir wohl immer in Erinnerung bleiben.
Die unnatürliche Stellung des um 180 Grad gedrehten Kopfes, ließ keinen Zweifel daran, dass der BMW-Fahrer tot war.
Ich nahm das Handy der Verletzten und drückte die Notruftaste erneut. Sofort erhielt ich eine SMS, dass der Krankenwagen unterwegs sei und die Bitte, die Körperteile zu benennen, welche offensichtlich verletzt waren.
Ich schrieb „Kopf, ohnmächtig“ zurück. Dabei fiel mein Blick auf den Ring mit dem großen Rubin. Den hatte ich doch gerade erst gesehen. Da erinnerte ich mich. Die Verletzte war die nette Übersetzerin der Franzosen. Sie hatte so eine Art gehabt, selbst bei den härtesten Verhandlungen noch den Schalk in den Augen zu behalten. Sarkozy hatte bei der Auswahl sicher persönlich mitgeredet.

Inzwischen war die nächste SMS eingetroffen, welche mir genaue Anweisungen gab, wie ich erste Hilfe leisten sollte.

 
Die inzwischen über 17000 bekannten Krankheitsbilder waren durch Einführung der FINDER in 2000 Kategorien aufgeteilt worden. Hinter jeder Kategorie hatten sich Spezialisten als Dienstleister eingetragen. Online war ein Spezialist für Kopfverletzungen bereits bevor der Rettungswagen vor Ort war genauso eingebunden, wie ein Unfallchirurg. Im Krankenhaus später würden diese Spezialisten über WEB-CAM Operationen verfolgen und beratend zur Verfügung stehen. Obwohl dieses Verfahren in der Erstbehandlung personalintensiver war, rechnete sich dieses Verfahren. Früher gab es häufiger Folgeschäden durch in kritischen Situationen wie bei Autounfällen gestellte Fehldiagnosen und falsche Behandlungen.  Daraus resultierten längere Aufenthaltszeiten in Krankenhäusern, welche das Gesundheitssystem viel teurer kamen, als das medizinische Unfall-Backoffice.

In den großen Krankenhausfabriken nahm die Anonymität ständig zu. Dieses Konzept gab den Kranken eine Kontrollmöglichkeit, zu verstehen, was mit ihnen gemacht wurde und damit das Vertrauen ins Gesundheitssystem zurückzubekommen. Jeder Kranke konnte mit seiner Achtcard die Erstdiagnose abrufen. Die einzelnen Diagnosepositionen waren dabei mit Links hinterlegt, hinter welchen er direkt eine umfangreiche allgemeinverständlichen Wissensdatenbank aufrufen konnte.

 
Mit lauter Sirene kam der Rettungswagen. Die Übersetzerin hatte viel Glück gehabt. Nachdem sie eine Spritze erhalten hatte, wurde sie wach und hielt stöhnend die Hand an ihren Kopf.

Beim Abtransport fiel ihr Blick auf den Fahrer des anderen Wagens. Sie starrte nur noch vor sich hin.

 
Ich war froh, als ich – meine Aussage gemacht  – mich wieder in meinen Wagen setzen konnte.

Die erfolgreiche Verhandlung schien sich vor langer Zeit ereignet zu haben. Mir gingen die Bilder von dem Unfall einfach nicht aus dem Kopf. Ich brauchte dringend Urlaub. 

Politik der Gewinner – G8-Gipfel ,Kapitel 16 – Teil II

Ja, ich Ole Frederichs war dabei. In Vorbereitung auf die Frankreichgespräche hatte sich die Bundesregierung mit der vom FINDERS -Konsortium erstellten Frankreich-Akte beschäftigt und war dabei auf meinen Namen gestoßen. Als Mann aus der Praxis sollte ich nun bei den Gesprächen dabei sein. Schließlich war ich es ja gemäß des Protokolls von Kaminski gewesen, der den entscheidenden Hinweis gegeben hatte, dass ohne politische Unterstützung der jeweiligen Länder, eine flächendeckende Einführung der Technologien des FINDERS-Konsortiums nicht zu machen ist.
 
Es war kein Zufall, dass Kanzlerin A sich am zweiten Abend des G8-Gipfels mit Sarkozy in kleinster Runde im Besprechungsraum des Grand Hotels traf.
Eine warme leichte Brise Meeresduft strich durch den Raum. Die Fenster hin zur Ostsee waren geöffnet und gaben einen Blick auf den Steg frei, der nahtlos ins Meer zu verschmelzen schien. Nur die Polizisten mit Maschinenpistolen störten das Bild.
 
Das Gespräch war lange vorbereitet worden. Es ging darum, Frankreich dafür zu gewinnen, ebenfalls den Briefverkehr auf TFax-Standard digital umzustellen und das Erfolgsmodell Deutschland auf Frankreich zu übertragen.
 
Neugierig beobachtete ich Müller. Bisher hatte sich nur einmal ein Anlass ergeben, mit dem neuen CEO von FINDERS zu telefonieren. Persönlich hatte ich ihn noch nicht kennen gelernt.
 
Tatsächlich hatte Frankreich einen enormen Reformbedarf.
Die Arbeitslosigkeit war hoch und die Wirtschaftsentwicklung stagnierte. Sarkozy schien der richtige Mann zu sein, um die Erfolgsstory Deutschland zu wiederholen. Aber Sarkozy  war vor allem eins, er war Franzose und Patriot.
Für ihn kam nur eine französische Lösung in Frage. Natürlich hatten beide Verhandlungspartner vorher die Interessenslagen ausgelotet.
Beide Seiten standen unter extremem Druck. Für die Deutschen war die Agenda 2010 gefährdet, wenn das Erfolgskonzept nicht zügig exportiert wurde. Für die Franzosen gab es eigentlich keine Alternative zur deutschen Finder – Lösung.
Die meisten Suchmaschinenanbieter hatten sich in Deutschland inzwischen auf einen Bereich spezialisiert. Es gab nun eine Suchmaschine für den gesamten technischen Bereich, eine Suchmaschine für Universitätsrecherchen und Spezialsuchmaschinen für Politik, etc.. Die einzelnen Kategorienagenturen entschieden, mit welchen Suchmaschinen sie zusammenarbeiteten. Dafür, dass diese Suchmaschinen weitgehend auf Werbung verzichteten, erhielten sie einen Anteil am Umsatz, abhängig von der Anzahl der aufgerufenen Suchergebnisse.
 
Eine Ausnahme bildete Google. Diese Suchmaschine hatte mit ihrem Rankingverfahren einen solchen weltweiten Erfolg, dass sie in einigen Ländern über 90 % Marktanteil lag. In Deutschland lag der Marktanteil auf Grund der starken Präsenz von FINDERS bei unter 40 %. Überwiegend wurde Google in Deutschland zum Aufruf von Informationen über Personen genutzt.
 
In Frankreich hatte Google immerhin über 60 % Marktanteil.
Google war für Sarkozy unakzeptabel. Nachdem Google begonnen hatte, die französische Nationalbibliothek einzuscannen, gab es bereits seit 2005 eine französische Initiative, einen eigenen Weg zu gehen.
„Herr Präsident, wir müssen uns hier nicht in Details verlieren. Wir beide wissen, dass eine Zusammenarbeit unserer beiden Länder sich auf die gesamte inhaltliche Strukturierung Europas positiv auswirken wird. Ich denke, die Ihnen vorliegenden Zahlen belegen eindeutig, dass auch Frankreich ein erhebliches Wirtschaftswachstum durch die Übernahme des Gesamtkonzepts erreichen wird.“
„Frau Bundeskanzler, sicherlich sind die von Ihnen vorgelegten Zahlen beeindruckend. Allerdings letztendlich entscheidet der französische Wähler. Sie wissen sicher, dass bereits viele Franzosen das Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland sehr kritisch gesehen haben. Wenn nun auch noch technologisch der Einfluss von Deutschland auf den Kernbereich der Informationsgesellschaft zunimmt, wird in unserem Land gegenüber dem FINDERS-Konsortium eine ähnlich abwehrende Haltung entstehen, wie bereits jetzt gegen Google.“
„Herr Sarkozy, ich verstehe Ihre Einwände sehr gut. Aber betrachten Sie doch einmal das weltpolitische Bild. Nach der Annäherung der Blair-Regierung an die USA müssen wir Europa zusammenhalten. Frankreich und Deutschland können in der EU gemeinsam viel bewegen.“
Sich Deutschland unterzuordnen, das zeigte Sarkozys ganze Körpersprache, über diesen Schatten schien er nicht springen zu können.
Dies schien auch die Bundeskanzlerin zu merken. Es war nicht akzeptabel, dass die Vereinbarung im letzten Moment noch platzte. Schließlich ging es Kanzlerin A um ihr Lieblingsthema – um die weltweite Reduzierung von CO2.
Über die weltweite  Reduzierung des Briefverkehrs konnte man gleichzeitig den Strukturwandel beschleunigen, weil durch die Kategorien des FINDERS-Konsortiums alle Unternehmen ihre Marktpositionen neu strukturieren und optimieren mussten. Die Reduzierung von über 5 % CO2 Ausstoß durch Optimierung von Logistikprozessen und des Briefverkehrs wurde dabei ein höchst willkommener Nebeneffekt.
 
„Also gut, ich schlage vor, beide Seiten ziehen sich für 30 Minuten zur Beratung zurück“, Kanzlerin A wirkte ein wenig erschöpft.
Die deutsche Delegation mit Vizekanzler G (G stand für „gerade heraus“) zog sich ins Nebenzimmer zurück.
„Also, wo stehen wir?“ Kanzlerin A wirkte angespannt.
„Über den Preis für 30 % des FINDERS-Konsortiums sind wir uns hoffentlich jetzt einig“.
Tatsächlich waren wir den Franzosen soweit entgegengekommen, dass ein Konsortium aus France Telekom, PTT La Poste und einigen kleineren Unternehmen 30 % – wenn auch zu einem überhöhten Preis – kaufen konnten.

„Die Forderung von Sarkozy, das FINDERS-Konsortium nach Frankreich zu verlegen und eigene französische Kategorienlizenzen zu erhalten, ist einfach lächerlich“, schnaubte Müller. „Was soll werden, wenn jedes Land, in welches wir expandieren, die Mehrheit an uns erwerben will? So geht das nicht!“

„Herr Müller, jetzt mal langsam. Der Kaufpreis ist mehr als angemessen. Die Stimmenmehrheit bleibt beim deutschen Konsortium.  Wenn ich noch die Folgegeschäfte in den Bereichen Telekommunikation und Umwelttechnik mit einbeziehe, machen wir Deutschen hier eindeutig das bessere Geschäft.“
„Zugegeben, der Börsenwert wird explodieren, aber wir setzen hier das falsche Signal für die Expansion.“ Müller schien mutiger oder gieriger zu sein als Kaminski. Jedenfalls war mir nicht bekannt, dass es Kaminski gewagt hätte, sich so offen mit der Regierungsspitze anzulegen.
„Also gut Müller, für mich ist wichtig, dass das Know How Zentrum – sprich die Semantikredaktion – in Deutschland bleibt. Nur so können wir ‚Made in Germany’ weltweit voranbringen. Was will der FINDERS -Vorstand?“
Müller musste nicht lange überlegen: „Uns ist wichtig, den Kurs weiter bestimmen zu können. Das heißt, die Aktienmehrheit soll weiter bei den Altgesellschaftern bleiben.“
Kanzlerin A in die Runde: „Irgend jemand eine Idee?“
Ein mir unbekannter Wirtschaftsberater ergriff das Wort: „Wenn wir bestimmen, dass weitere Verkäufe im Verhältnis der jetzt vereinbarten Gesellschaftsanteile erfolgen, haben wir ein skalierbares Modell. Man muss dies ja nicht in der Öffentlichkeit kommunizieren. Beide Länder stehen in der Öffentlichkeit als Sieger der Verhandlung dar.“
 
Niemand konnte sich vor der Koalitionsbildung vorstellen, das Oppositionsführer G sich nach seiner langjährigen Position als Erster in der Opposition nun als Vize einordnen würde. Jedoch G hatte mit den Bereichen Wirtschaft und Finanzen ein mächtiges Superministerium unter sich. Überraschender Weise funktionierte das Duo hervorragend.
 
Gelb hatte, damals noch in der Opposition, die Gründung des FINDERS-Konsortiums scharf als Monster-Quasi-Behörde verdammt. Inzwischen waren die Erfolge von FINDERS unter den Regierungsparteien jedoch unstrittig. Es gab keine Alternative zur Entwicklung einer voll digitalisierten Gesellschaft. Hier war es das kleinere Übel, wenn man zentral für alle durchschaubare Regeln und Kontrollmöglichkeiten installierte. Wenn die Manipulationsmöglichkeit des Internets nicht eingeschränkt würde, wäre die Gefahr groß, dass eines Tages alles außer Kontrolle geriete und man die Probleme nur noch mit der harten Hand eines Überwachungsstaates in den Griff bekam. Da war es besser,  die am Trusted Internet Beteiligten eindeutig zu identifizieren, aber diesen auch weitgehende technische und rechtliche Möglichkeiten zu geben, gegen unberechtigte Schnüffeleien –insbesondere von Behörden – vorzugehen.
Schließlich entwickelte sich die Aufteilung aller Bereiche in Kategorien immer mehr zum Fundament für die wirtschaftliche Entwicklung des Mittelstands. Gemeinsam konnte man global immer schlagkräftiger auftreten.
 
Vizekanzler G meldete sich zu Wort: „Wir ziehen nur mit, wenn der Aufsichtsrat wie bisher von den Kategorienagenturen gewählt wird und alle Agenturen Inhaber geführt sind.“
Die Bundeskanzlerin nickte dem Vizekanzler bestätigend zu und fragte: „Einwände?“ Als keiner etwas sagte: „Nun, dann unterstützen wir diese Position. Der Bundestag hat in dieser privatwirtschaftlichen Angelegenheit ja kein Mitspracherecht.“
Wer erwartet hatte, dass die Verhandlungen jetzt schnell zu Ende waren, sah sich getäuscht. Die halbe Nacht wurde heftig diskutiert, bis schließlich ein weiterer Kompromiss für die Franzosen gefunden wurde.
Das französische Konsortium bekam das Recht, unabhängig vom FINDERS-Konsortium für Frankreich eigene Lizenzen zu vergeben.
 
Als einziger Praktiker hatte ich hier doch noch das Wort übernommen und hatte es tatsächlich geschafft, dass alle französischen Kategorien in ihrem Umfang den deutschen Kategorien entsprechen mussten. Fast 30 Minuten hatte ich referiert – ich war über mir selbst überrascht, dass ich so etwas konnte.
Schließlich war allen klar, wie wichtig es war, dass die Kategorien der einzelnen Länder untereinander kompatibel waren. Nur so hatten Spezialisten die Möglichkeit, sich global zu positionieren, ohne in jedem Land eine eigene Lösung anbieten zu müssen.
Auch würde es den europäischen Gedanken weiter nach vorne bringen, wenn in jedem europäischen Land in Zukunft die gleichen Kategorienstrukturen zu finden wären. Jeder Europäer würde noch leichter zwischen den einzelnen Ländern wechseln können. FINDERS verpflichtete sich, die Kategorien in alle EU-Sprachen zu übersetzen.
 
Todmüde verließ ich am frühen Morgen den Besprechungsraum.
Es wurde schon hell. 
Ich fand gerade noch den Weg in mein Zimmer, ließ meinen Anzug auf den Boden fallen und schlief zufrieden ein.

Die jungen Alten – Juni 2007 – Uerdingerstraße, Krefeld, Kapitel 17, Teil II

„Elke, Elke, hast Du eingekauft?“

180 qm umfasste die schöne alte Wohnung auf der Uerdingerstraße in Krefeld.

6 Balkons gab es für die 5 Bewohner der Alten – WG.

Ursula Klabeuer war noch gut bei Stimme und zeigte dies auch jedem, der es hören wollte, genau wie jedem, der es nicht hören wollte.

„Elke, Elke“ schrie sie erneut auf dem Balkon sitzend durch die ganze Wohnung bis ans andere Ende, wo Elke und Otto Maier sich zwei Zimmer teilten.

Elke stand auf und ging den langen Flur entlang bis zur offenen Zimmertür. „Ja, habe ich, Du weißt, wie ich es hasse, wenn Du die ganze Nachbarschaft zusammen schreist.“

Obwohl es zwischen ihr, Ursula, Willi und Sofie nie angesprochen würde, so fühlte Elke genau, man erwartete von ihr mehr Einsatz als Ausgleich dafür, dass ihr Otto noch lebte.

Es war nicht böse gemeint, aber es war die Traurigkeit, selbst allein zu sein und ein wenig Neid, dass beide im hohen Alter ihr Leben noch teilen konnten.

Alle waren froh, dass sie in der Wohngemeinschaft zusammengefunden hatten. Aber irgendwie ging es ihr und Otto ein wenig besser als den anderen.

Elke hatte natürlich noch nicht eingekauft. Für die Lieferung der Lebensmittel morgen früh reichte eine Bestellung bis 15.00 Uhr. Es war gerade mal 13.30 Uhr. Aber sie sparte sich ihre Kraft, für Dinge, die sich lohnten. Streit gehörte nicht dazu. Also warum sollte sie noch Öl aufs Feuer gießen?


Ottos und ihr Zimmer war direkt vorne neben dem Eingangsbereich. Hier verbreiterte sich der Flur zu einem 4×4 Meter großen Raum, groß genug, um das für alle nutzbare Büro aufzunehmen. Elke steckte die Profilseite der Achtcard in das Volksfax und tippte als Kurzwahl die 1.

Das Volksfax ratterte los und spuckte die im Profil hinterlegte 10-seitige Einkaufsliste aus.

Elke setzte sich vor den Kühlschrank und strich mit einem dicken schwarzen Stift alle Artikel an, welche nicht mehr vorhanden waren.

Sie nahm einfach den Ausdruck, der oben mit einem Barecode versehen war und faxte ihn so ausgefüllt an die Kurzwahl zurück.

Fertig war die Bestellung.

Das war doch nun wirklich kein Akt. Warum Ursula immer so einen Aufstand machte.

Anschließend rief sie mit der Schlüsselseite ihre Post ab.

 „Na, haste doch nicht bestellt.“ Ursula lugte durch die Tür. „Wieso? Hör auf zu spionieren, ist nur die Post.“ Manchmal wünschte sie sich fast, mit Otto noch alleine zu wohnen.


Es war jetzt schon drei Monate her, dass der nette Mann vom Seniorenservice das letzte Mal dagewesen war. Er hatte sich mit allen in der Küche zusammengesetzt. Dann hatte er seinen Laptop aufgeklappt. Der ging ganz ohne Kabel. Selbst mit dem Internet baute er kabellos eine Verbindung auf. Allen war klar, Elke würde wie immer die Einkäufe organisieren und Willi würde bezahlen.

Natürlich bekam Willi das Geld  von den anderen zurück, aber erstens konnte er als ehemaliger Buchhalter am besten mit Geld umgehen und zweitens hatte er immer welches auf seinem Girokonto.

Elke hatte alle Dinge, welche die Gemeinschaft brauchte, zusammengeschrieben und der nette junge Mann hatte im Internet diverse Sucheingaben vorgenommen.

Alle Artikel hatte er mit Suchwort und Kategorie im Profil von Elke gespeichert.

War bei der späteren Bestellung mal ein Artikel nicht auf Lager, so wurde automatisch ein anderer vergleichbarer Artikel als Vorschlag auf der Bestellliste angezeigt. Neben dem Vorschlag stand immer ein großes Fragezeichen.

Elke ging – genervt von Ursula – in ihr Zimmer und schloss die Tür. Sie startete ihren Laptop mit eingesteckter Achtcard.Im Internetbrowser rief Elke den Favoriten für die Schuhcommunity auf.Durch Abgleich mit ihrer Achtcard erkannte der Computer ihre Berechtigung als Administrator.

Elke schaute sich in der Communitydatenbank die neusten Beiträge an. Sie schaltete die einen frei, löschte oder kommentierte andere und lächelte.

Ja, ihre Enkel hatten nicht schlecht gestaunt, als sie einmal Oma an ihrem nagelneuen Laptop sahen.

„Was machst du denn da Oma?“

„Ich muss nur noch die aktuellen Beiträge in der Schuhcommunity durchschauen.“

 „Oma, bist du etwa Communitymanager?“

Seit dem war ihr Ansehen bei den Enkeln um ein vielfaches gestiegen. Im Gegensatz zu Kategorienmanagern und Semantikmanagern war der Job eines Communitymanagers ehrenamtlich. Das hieß jedoch nicht, dass er weniger angesehen war. Elke hatte sogar die Gesamtverantwortung für die Community und die anderen ehrenamtlichen Manager.

Es gab je Community max. 6 Comunitymanager, welche sich abwechselten. Natürlich war die Mehrzahl der Communitymanager Senioren. Aber die Aufgabe musste man durchaus ernst nehmen, wenn man den Status nicht verlieren wollte.

Zu viele negative Userbewertungen führten dazu, dass man von einem von Usern für alle Communitys gewählten Administratoren überprüft wurde.

Zu fachlich angezweifelten Kommentaren wurde aus dem jeweiligen Bereich – bei ihr Schuhe – ein Trendscout hinzugezogen. Der Communityrat hatte eine Vielzahl von Sanktionsmöglichkeiten, von der Auflage einer Nachschulung als Communitymanager bis hin  zum Ausschluss.

Dann  musste sie sich auch noch juristisch ziemlich gut auskennen.

Es gab bestimmte Pflichtveranstaltungen für Communitymanager – z.B. in Wettbewerbsrecht, Ethik – welche immer mit einer kostenlosen Reise ins Ausland verbunden waren. Eine Begleitperson konnte man mitbringen.
Elke war inzwischen eine feste Institution rund um das Thema Schuhe geworden.

Man musste diese Aufgabe lieben, dann füllte sie einen vollkommen aus.

Besonders liebte sie die Auslandsreisen zu den wichtigen Schuhmessen und Otto hielt das schließlich auch jung, auch wenn der oft lieber seine Ruhe gehabt hätte und vor jeder Reise brummelte.
Noch etwas gab es, wo ihr die Jungen nichts vormachen konnten. Auch wenn sie noch immer manchmal errötete: zum Thema Schuhfetisch war sie sozusagen von Berufs wegen eine der bestinformiertesten Personen in ihrem Alter.

Es war nicht ihre Aufgabe zu zensieren.

 Grundsätzlich sah sie nur Beiträge, welche bereits 10 Mal mit einem ähnlicher Kommentar von Communitymitgliedern negativ bewertet wurden. Verstießen Beiträge nicht gegen rechtliche Vorschriften, so wog sie ab, ob ein Löschen für mehr Communitymitglieder Vorteile oder Nachteile bringen würde. Sie hatte die Möglichkeit einen Beitrag zu löschen oder bei mehrfachen heftigen Verstößen eine Achtcard für die Community zu sperren.

Im schlimmsten Fall konnte sie einen Beitrag auch an die Polizei weiterleiten. Dies war ihr nur einmal passiert, als jemand seine pädophilen Taten als Beitrag eingestellt hatte.

Hier hatte dann ein Richter den Datenschutz aufgehoben und die Identität wurde automatisch der Polizei mitgeteilt.

Gestern hatte Ursula gefragt: „Warum kommt denn immer noch der Seniorenservice, wenn du so gut mit dem Computer umgehen kannst?“

„Weil wir das als Altenwohngemeinschaft bezahlt bekommen und es bequem ist“ sagte Elke.

Weil er so einen süßen Hintern hat, dachte Elke.



 

 

 

„7/11 – Insiderstory des Wandels in Deutschland“ kommt auch online!

Auf Grund des Wunsches vieler Blogbesucher werden wir ab sofort jede Woche wieder einen Teil des Buches „7/11“ online stellen.

Wir wünschen Ihren ein gutes neues Jahr und viel Spaß beim Lesen. Wer das Ende nicht erwarten kann, das Buch gibt es natürlich auch weiterhin im Buchhandel.

 

Ausschnitt der fiktiven Insiderstory 7/11 zur Finanzkrise – Januar 2009

Noch immer lebte Talik allein. Er fand sich noch erstaunlich gut zurecht, obwohl das Sehen immer schlechter wurde. Er machte sogar noch ausgiebige Spaziergänge. Den Garten schaffte er nicht mehr. Eine alte Freundin aus der Nachbarschaft, die eine kleinere Rente hatte als er, half nun im Garten und im Haus gegen ein kleines Entgeld. Er war froh, dass zumindest noch ein wenig Abwechslung in seinem Leben war.

Diesen Sommer war er so alleine gewesen, dass er keine Handtücher mehr auf die Liegen des Stegs legte. Wenn Touristen an dem augenscheinlich verlassenen Bootssteg anlegten, kam er heraus und verwickelte die Besucher in ausführliche Gespräche.

Keiner der Eindringlinge konnte sich guten Gewissens einer längeren Unterhaltung entziehen.

Doch diese Woche war alles anders. Diese Woche war Isabella zu Besuch.

Es klingelte und Isabella kam vom Einkaufen zurück. Das Aufstehen wurde für Talik immer schwerer. Aber wenn es einem über achtzig noch so gut ging, durfte man sich nicht beklagen.

Isabella hatte sich vorgenommen, Talik in den zwei Wochen, wo sie da war zu mästen.

„Im Alter braucht man nicht mehr soviel.“

„Ach Paps, Du bist doch nur noch Haut und Knochen. Was hast Du früher geschimpft, wenn ich nichts gegessen habe.“

Ja so war das. Alles was man den Kindern in deren Jugend an Vorhaltungen gemacht hatte, bekam man mit Zinsen im Alter zurück. Darauf war Verlass.

Gott sei Dank hatte er Isabella immer viele Freiheiten gelassen.
Isabella packte die schweren Taschen aus. Irgendwie wirkte sie bedrückt. Das merkte er, obwohl er immer mehr aufpassen musste, dass schlechtes Sehen und inzwischen auch schlechteres Hören nicht zu Fehleinschätzungen führten.

„Isabella, geht es Dir gut.“

Isabella antwortete erst nach einer langen Pause. Sie rang wohl innerlich mit sich, ob sie es ihm sagen sollte: „Wir, also in erster Linie Levis, haben ziemliche Sorgen.““Die Finanzkrise?“

„Levis kommt sich nur noch wie ein Mülleimer vor, den alle Kunden benutzen um ihre Wut auszuschütten, weil er ihnen keine Kredite mehr geben kann.“

„Ist den sein Job noch sicher?“

„Nicht wirklich, lange geht das nicht mehr.“

„Aber Deiner doch hoffentlich?“

„Ich werde aus Deutschland bezahlt. FINDERS geht es so gut, da müsste ich schon silberne Löffel klauen, um entlassen zu werden. Mit meinem Gehalt kommen wir durch.“
Isabella ging schnell in die Küche, damit ihr Vater die Tränen nicht sah.

Sie aßen schweigend. zweimal lobte Talik das Essen. Im Alter gab man sich selbst nicht mehr viel Mühe mit seiner Ernährung.Nach dem Essen setzten sie sich wie früher ans Fenster und beobachteten die winterliche Müritz.

Nach dem Essen setzten sie sich wie früher ans Fenster und beobachteten die winterliche Müritz.

„Paps, auch wenn Ihr hier in Deutschland nicht unsere Probleme habt, die internationalen Finanzmärkte sind  so vernetzt, dass auch Geld in Deutschland betroffen sein kann. Hast Du Geld angelegt?“

„Kind, braucht Ihr Geld?“

„Nein, wir haben keine Schulden im Gegensatz zu den meisten Amerikanern. Aber durch Levis habe ich ein wenig über Geldanlagen gelernt. Ich möchte nicht, dass man Dich über den Tisch zieht.“

Talik war ein wenig beleidigt: „Ich kann noch sehr gut rechnen. Lass mir doch noch ein paar Geheimnisse. Mein Geld ist sicher auf Festgeldkonten angelegt.“

„Das beruhigt mich, weißt Du, man kann wirklich viel falsch machen.“
In der Nacht schlief Talik schlecht. Wenn man in seinem Alter auf der Bank zu viele Fragen stellte, hielten die einen gleich für senil. Er hatte sich, wie immer im Leben, einen einfachen Weg zurechtgelegt, um komplizierte Zusammenhänge zu überprüfen. Zuhause hatte er immer seine Zinsen überprüft. Die waren immer niedrig gewesen, teilweise hatte er auch gar keine bekommen. Auch die im Fernsehen hatten gesagt: „Hohe Zinsen, hohes Risiko; niedrige Zinsen, niedriges Risiko.“

Beim Frühstück zeigte er Isabella eine seiner kleineren Geldanlagen.

Isabella warf nur einen Blick darauf und sagte: „Paps, das sind amerikanische Rentenfonds.“ Talik ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: „Die Frau Münztaler von der Warener Genossenschaftskasse berät mich jetzt seit fast 20 Jahren. Es war nie ein Risiko dabei.“

Aber er kannte die Hartnäckigkeit seiner Tochter und gab ihr schließlich die gesamten Unterlagen.

Über eine Stunde beschäftigte sich Isabella mit den Unterlagen. „Paps, wenn ich das richtig sehe, hast Du in den letzten Jahren Verlust gemacht. Du hast kein Festgeld. Du hast nur Inhaberschuldverschreibungen. Das ist so kompliziert, da blicke ich nicht durch und vor allem hast Du amerikanische Rentenfonds. Die sind absolut im Keller.“

Eigentlich hatte Talik seiner Menschenkenntnis immer trauen können. Die Frau Münztaler hatte immer einen so seriösen Eindruck auf ihn gemacht.

„4,5 % Zinsen müssten es sein“, sagte er schließlich.

Isabella holte sich das Fondsprospekt, welches ihr Vater nie gesehen hatte, aus dem Internet.

Tatsächlich, die Fondsprognose ging von einer durchschnittlichen Rendite von 4,5 % aus. Aber immer wieder wurde im Prospekt auf die Risiken hingewiesen. In Juristendeutsch verklausuliert wurde auf die Möglichkeit eines Totalausfalls des eingesetzten Kapitals hingewiesen. Wörtlich hieß es: „Der Fond ist geeignet für Geldanleger mit einer mittlerer Wertpapiererfahrung und einer mittleren Risikobereitschaft.“

„Paps, weißt Du was ein Wertpapier ist?“

„Na, ich denke Du meinst etwas anderes. In der Druckerei haben wir immer Wertpapier zu hochwertigen Papieren gesagt, welche auch zum Geld drucken verwendet werden.“

Isabella lachte gequält: „Nein, vom Geld drucken sind wir leider weit entfernt. Immer wenn Du Geld benötigt hast, hat die Genossenschaftskasse Schuldverschreibungen gekündigt. Du hast nur 93 % des Nominalwerts eingezahlt, 100 % des Nominalwerts bekommst Du nur bei der ganzen Laufzeit. Paps ich versteh das auch nicht ganz, aber 2,8 % Zinsen für eine solche Anlage die keiner kapiert ist einfach lächerlich. Da Du bei vorzeitiger Kündigung nur 93 % vom Kurswert bekommen hast, waren die Zinsen wieder weg. Der Rentenfond ist auf jeden Fall jetzt weniger wert, als das, was Du eingezahlt hast.“

„Die können mir doch nicht einfach die Zinsen senken. Das würde Frau Münztaler nie tun.“

„Was ist den das?“ fragte Isabella mit Blick auf einen Zettel, auf dem in überdimensionalen Buchstaben handschriftlich geschrieben stand:

Das können Sie wegschmeißen!
 

„Frau Münztaler war so freundlich, mir meine Unterlagen zu sortieren und hat mir sortiert, was ich nicht mehr brauche“, sagte Talik, jetzt doch ein wenig kleinlaut.

Isabella gab auf. Sie machte telefonisch Druck und redete von „grob fahrlässiger Falschberatung.“
Am nächsten Morgen saßen Isabella und ihr Vater im Büro von Frau Münztaler. Sie begrüßte Herrn Talik überschwänglich und erkundigte sich nach seinem Garten.

Ihr Vater genoss es sichtlich, dass jemand sein Hobby zu schätzen wusste.

Frau Münztaler tat alles, um Isabella zu demonstrieren, wie gut Talik und sie sich verstanden.

Sie musste in zahlreichen Verkaufsschulungen trainiert worden sein, um die komplexe Materie wie Inhaberschuldverschreibungen so logisch und sicher zu schildern.

„Aber Isabella hatte am Vorabend noch mit Levis telefoniert. Der sagte zwar, deutsche Finanzprodukte würden sich völlig von amerikanischen unterscheiden, gab ihr jedoch den Tipp, sich im Gespräch nur auf die wichtigen Eckdaten zu konzentrieren.“

So fragte Isabella zu den Inhaberschuldverschreibungen nur: „Ist das denn eine sichere Anlage?“

„Alle Genossenschaftskassen haften mit ihrem Vermögen für einander.“ Dann sprach sie noch von einem Sicherungsfond.

Wofür braucht es einen Sicherungsfond, wenn alle füreinander haften, blitzte im Hinterkopf von Isabella ein Gedanke auf. Aber sie wechselte das Thema. Hier würde Frau Münztaler sie tot argumentieren.

Frau Münztaler war aalglatt und hatte die Tatsachen auf ihrer Seite. Schließlich war ja noch nie was Schlimmes passiert und wenn, dann hatte man das hinter verschlossenen Türen unter sich geregelt.
Isabella setze bei den Rentenfonds an. „Mein Vater ging davon aus, bei Ihnen nur Festgeld angelegt zu haben. Sie haben ihm Anlagen mit einem möglichen Totalausfall verkauft.“

„Auch die Rentenfonds sind sicher. Es handelt sich hierbei um die höchstsicheren …“

„Frau Münztaler, im Prospekt ist von einem möglichen Totalausfall die Rede“, unterbrach Isabella jetzt sichtlich entnervt und fing sich einen tadelnden Blick von ihrem Vater ein, dem es sichtlich unangenehm war, wie unhöflich sie zu Frau Münztaler war.

„Ach, das Prospekt kenne ich gar nicht, können Sie mir das mal zeigen“, sagte Frau Münztaler wohl wissend, dass sie Herrn Talik nie ein solches Prospekt gegeben hatte.

Isabella zog den Prospekt aus der Tasche. Sie hatte sich den Prospekt von der Internetseite des Fonds ausgedruckt. Es machte sie noch wütender, dass man hier den Gesprächspartner wohl genau soviel über den Tisch zog, wie es möglich war.

„Da steht nicht Totalausfall“, machte Frau Münztaler einen weiteren Versuch.

„Juristisch heißt es genau das, wenn hier steht, dass der Kurs steigen und fallen kann“, Isabella schäumte.

Frau Münztaler begann nun unbeirrt, Isabellas Vater die Vorzüge des Fonds zu erklären. Sie versäumte nicht, immer wieder zu erwähnen, dass der Fond absolut sicher sei.

Jetzt reichte es Isabella: „Geben Sie mir das schriftlich?“ Sachlich zu diskutieren brachte gar nichts. Schließlich war der Kurswert schon weit unter den Einstiegspreis gefallen. Sie wusste genau, was als nächstes kommen würde.

„Ich würde bei diesem niedrigen Kurs nicht verkaufen. Um die 4,5 % Rendite zu erreichen, sollten Sie mit dem Verkauf noch warten.“

Isabella hatte eine Idee: „Vater, kannst Du bitte mal wiederholen, was Frau Münztaler gerade gesagt hat?“

„Sie wollen Ihren Vater wohl hier vorführen“, versuchte Frau Münztaler die Antwort zu verhindern.

„Mein Vater ist für sein Alter geistig topfit“, raunzte Isabella zurück.

Talik sah überhaupt keinen Grund, warum er das nicht wiederholen sollte. Er war doch nicht blöd: „Frau Münztaler hat gesagt, dass ich meine 4,5 % Zinsen doch noch bekomme.“

Frau Münztaler sackte in sich zusammen. Natürlich gab es interne Rundschreiben, dass Produkte auf die Vorkenntnisse des Bankkunden abzustimmen sind. Aber der Druck von der Geschäftsleitung für die Bank hoch profitable Produkte heraus zu drücken wurde immer stärker. Die Anweisungen bekam man natürlich mündlich. Vor ihrem inneren Auge stellte sie sich diese Situation in Gegenwart eines Richters vor.

Isabella setzte nach: „Frau Münztaler, ist mein Vater ein Anleger mit mittlerer Wertpapiererfahrung?“

„Was mittel ist, ist Definitionssache“, gab Frau Münztaler lahm zurück.

„Das ist keine Definitionssache. Wir sprechen hier von null Erfahrung. Die null ist eindeutig zu definieren.“

Nun kam Isabella zum Punkt: „Ich erwarte, dass die Anlageverträge rückabgewickelt werden und mein Vater so gestellt wird, als habe er ein Festgeldkonto gehabt!“

Frau Münztaler zog ihren letzten Trumpf: „Dann bleibt mir nur, das Ganze an die Rechtsabteilung zu geben. Überlegen Sie es sich noch mal.“
Bei Talik und Isabella war die Urlaubsstimmung verflogen. Isabella wollte ihren Vater überreden zu klagen. Schließlich hatte er ja eine Rechtsschutzversicherung, welche er nie in Anspruch genommen hatte.

Zuletzt jedoch setzte sich Talik durch. Es war wirklich nicht möglich, dass er alleine um sein Recht kämpfte. Isabella musste schließlich wieder nach New York zurück.
 

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Liebe Leser,
ich hoffe, Ihnen haben die 16. in diesem Blog veröffentlichten Kapitel Spaß gemacht.
Jetzt wird es spannend!

Gibt es einen Rettungsplan A?
Wohin geht unsere Zukunft?
Kritik ist einfach. Alternativen für ein anderes Deutschland bietet diese fiktive Story !

Insiderreport 7/11

Einen Schmetterlingsschlag entfernt in einer anderen Realität:
2000  Start Up des Trusted Internet in Deutschland
2001  Können die CO2 Ziele sogar übertroffen werden?
2007  Jamaika auf dem G8 Gipfel?
2009  Was hat das Internet mit der Finanzkrise zu tun?
2011  Kann es noch schlimmer kommen als 9/11?
Begleiten Sie den Postboten Ole Frederichs und seine Freunde durch ein Deutschland, das sich global wesentlich besser aufstellt, weil wir uns auf unsere Tugenden wie Fairness, Innovationskraft, Zusammenhalt und gesellschaftliche Verantwortung besinnen.
Nur so sind wir in Deutschland den großen Herausforderungen von 7/11 gewachsen…
Das schreibt die Presse:
„Ein Muss für jeden, der sich kritisch mit der Zukunft auseinandersetzt. Informativ und unterhaltsam…“ 

 
Ab November erhalten Sie das Buch unter dem Namen 7/11 mit

ISBN -Nr.  978-3-8370-7031-6 in Ihrer Buchhandlung.
Die Einnahmen des Buchs werden dazu benutzt, die Entwicklung des Trusted Internets voranzutreiben.
In diesem Zusammenhang erlauben wir uns einen Appell:
Ob Trusted Internet sich durchsetzt oder nicht, hängt einzig und allein von Ihrer Bereitschaft ab, die Trusted Portale  zu nutzen. Trusted Portale erkennen Sie an der get-PRIMUS Suche. Einen Einstieg in den Handels- und Dienstleistungsbereich finden Sie unter http://www.citythek.de/ . Informationen zum Trusted Internet gibt es unter http://www.get-primus.net/ . Über den Autor erfahren Sie mehr unter http://blog.get-primus.net/?p=23 .

Nur wenn unsere Partner wirtschaftlich erfolgreich sind, weil Sie Informationen, Dienstleistungen, Produkte und Reisen bei unseren Partnern über get-PRIMUS Portale nachfragen, wird sich Trusted Internet durchsetzen.
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Sollten Sie das Buch nicht im Schaufenster finden, weisen Sie Ihren Buchhändler auf die Wichtigkeit des Buches hin.

 

Ihr Olaf Berberich

Geschäftsführer getTIME.net GmbH und Autor von „7/11“
 
 
 

Der heimliche Sieger – Büro Kaminski, Friedrichshafen – einige Wochen später,16. Kapitel, Teil II

Es  klopfte  „Herein“,  sagte  Kaminski,  wissend,  dass  er in  diesen  Räumen  eines  seiner  letzten  Worte  gesprochen  hatte. „Guten  Tag  Herr  Kaminski,  ich  denke  man  hat  Sie  informiert. “  Wie  hatte  Müller  auf  diesen  Moment  gewartet.   Wie  das  Glück  so  wollte,  war  er  der  einzige  ernsthafte  Kandidat,  welcher  als  Nachfolger  von  Kaminski  in  Frage  kam.   Die  Zeit  war  reif  für  einen  internationalen  Vorstand  und  er,  Müller  sprach  immerhin  5  Sprachen  fließend.   Wenn  er  jedoch  erwartet  hatte,  von  Kaminski  eine  Reaktion  zu  bekommen,  hatte  er  sich  getäuscht.   Ohne  ihn  zu beachten,  nahm  Kaminski  den Karton  mit  seine  letzten  Utensilien  und  ging  zur  Tür.   Bevor  er  die  Tür  schloss,  sagte  er  „Viel  Glück“  gerade  so laut,  dass  Müller  es  hören  konnte.  

Was  Müller  nicht  mehr  sah,  war  das  breite  Grinsen,  welches  sich  auf  dem  sonst  so  ausdruckslosen  Gesicht  von  Kaminski  breit  machte.   Er  war  raus.   Endlich  musste  er keine  Angst  mehr  haben.

Gestern  hatte  er  Sylvia  Garves  kennen  gelernt.   Es  war  ein  wunderschöner  Abend  gewesen.   Sie  hatten  einen  solch  unvergleichlichen  Humor.  

Morgen  früh  würde er  aufwachen  und  Sylvia  würde da  sein.  

Ach,  Sylvia.    

Konsequenzen – Berlin, Reichstag – Juni 2007 ,15. Teil ,Kapitel II

Dr.   Friedrich  Jägermeister  leitete  den  Untersuchungsausschuss  zur  Abhöraffäre  Kaminski.   Ihn  nervten  die unendlich  langweiligen  technischen  Vorträge  über  Verschlüsselungstechnologien,  Trojaner,  Würmer,  welche  er  sich  in  den  letzten  Wochen  permanent  anhören  musste.  Alles  war  diese  Assbach  schuld.   Schließlich  war  sie  einfach  ohne  Rücksprache  mit  dem  Innenministerium  an  die  Presse  gegangen  und  hatte  von  einem  Abhörskandal  geredet. Wenigstens  war  sie  klug  genug  gewesen,  keine  Einzelheiten  preis  zugeben.   Nun  sollte  also  heute  der Fall  Kaminski  unter  Ausschluss  der  Öffentlichkeit  geregelt  werden. Dass  gerade  Kaminski  in  die Falle  tappen  musste.   War  doch  allen  bekannt,  dass  er immer  andere  die Suppe  auslöffeln  ließ. Nun  galt  Kaminski  als Netzbeschmutzer.   Schließlich  hatte  doch  jeder  das  ein  oder andere  Mal  seine  Macht  missbraucht.   Aber  wenn Jägermeister  das  richtig  sah,  hatte  Kaminski  von den meisten  Datenschutzverletzungen  nicht  einmal  profitiert.   

Jeder  im  Ausschuss  kannte  einen  Supercardbesitzer,  den  man  dazu  bewegen  konnte,  über  den  einen  oder anderen  Informationen  zu  sammeln.   Alle  Ausschussmitglieder  hatten  jetzt  große  Angst,  dass  auch  ihre  kleinen  Unregelmäßigkeiten  auffliegen  würden.   Schließlich  ließ  sich  nicht  vermeiden,  dass  die  Sache  Kaminski  bei  Angela  Merkel  landete  ausgerechnet  zum  Zeitpunkt  ihrer  Europapräsidentschaft.   Angela  Merkel  hatte  die  Sachen  an  den  parlamentarischen  Untersuchungsausschuss  einerseits  und  eine  interne  Aufklärungskommission  andererseits  weitergegeben.  

 „Lückenlose  Aufklärung  unter  Ausschluss  der  Öffentlichkeit“  hieß  die  Anweisung.   Langsam  weitete  sich  der  Skandal  aus.   Frau  Assbach  arbeitete  eng  mit  der  Aufklärungskommission  zusammen.   Alle  Supercardzugriffe  wurden  nun  ausgewertet.   Aufgrund  der  Zugriffe  wurden  Rückschlüsse  auf  die  Beeinflussung  von Entscheidungen  der Politik  gezogen.   Nur  hinter  vorgehaltener  Hand  gab  man zu,  dass  wohl  die eine  oder andere  Abstimmung  ohne  Datenmissbrauch  anders  gelaufen  wäre. 

Schließlich  war  eine  Pressekonferenz  nötig  gewesen,  in  der  man  zugab,  dass  es  Unregelmäßigkeiten  beim  Datenschutz  gegeben  hatte.   Allerdings  so toll  wie  der Kaminski  hatte  es  wohl  keiner  getrieben. Da  die  Abgeordneten  im  Gegensatz  zu  Kaminski  keine  Supercard  besaßen,  waren  ihnen  Verstöße  schwerer  nachweisbar. Herr  Kaminski  betrat  den Raum.   Er  war  die  Ruhe  in  Person  wie  immer,  setzte  sich  auf  seinen  Platz  und  tippte  etwas  in  seinen  Laptop.  

„Er  wird  doch  nicht  schon  wieder… “ Der  Vorsitzende  erstarrte.   Sicher,  Jägermeister  saß  auf  diesem  Stuhl,  weil  er  Schriftliches  immer  vermieden  hatte.   Aber  jeder  ließ  sich  von  dieser  Kaminski  Geste  einschüchtern.   Gab  es  etwa  ein  heimliches  Audioband  über  seine  Absprachen?  In  den  nächsten  4  Stunden  beantwortete  Kaminski  die im Kreuzfeuer  gestellten  Fragen  mit  immer  gleichbleibender  Gleichgültigkeit.   Selten  setzte  er dem „Ja“  oder „Nein“  noch  etwas  hinzu.   Manchmal  hielt  er eine  Frage  nicht  der  Beantwortung  wert  und  wendete  sich  statt  zu  antworten  wieder  seinem  Laptop  zu. Sicher,  er  hatte  keine  Supercard  mehr,  aber  eindeutiger  als  mit  dieser  Geste  hätte  Kaminski  es nicht  sagen  können: „Ich  kenne  alle  eure  Geheimnisse,  wenn  ihr  mich  aufliegen  lasst…“ 

Die  Öffentlichkeit  erfuhr  nur,  dass  Kaminski  wohl  aus  gesundheitlichen  Gründen  zurückgetreten  war.   In  den  gleichen  Nachrichten  wurde  eine  neue  Gesetzesvorlage  angekündigt.   Hiernach  waren  ab  sofort  Supercardabfragen  nur  noch  mit  der  Erlaubnis  durch  Richter  zulässig.   Wurde  nicht  innerhalb  von  6  Monaten  nach  der Abfrage  von  der  Staatsanwaltschaft  Anklage  erhoben,  musste  dem Abgehörten  die Abhöraktion  mitgeteilt  werden.   Wurde  Anklage  erhoben,  mussten  in  der Anklageschrift  alle  Supercardabfragen  über  die  jeweilige  Person  aufgeführt  werden.            

Die Datenschützerin – Bonn – Februar 2007, 14. Teil, Kapitel II

Meike  Assbach  hatte  eine  makellose  Verwaltungskarriere  hinter  sich  gebracht.   Als  Volkswirtin  hatte  sie  promoviert  und  zudem  einen  Abschluss  in  Informatik.   Anschließend  hatte  sie  ein  Rechenzentrum  geleitet.   Bei  Daten  konnte  ihr  nicht  so  leicht  jemand  etwas  vormachen.   Nachdem  sie  die  einzige  weibliche  Landesbeauftragte  für  Datenschutz  gewesen  war,  war  es  sicherlich  hilfreich,  dass  die  Bunderkanzlerin  Wert  darauf  legte,  Schlüsselpositionen  mit  qualifizierten  Frauen  zu  besetzen. Assbach  hatte  während  ihrer  bisher  zweijährigen  Amtszeit  als  Bundesbeauftragte  für Datenschutz  schon  viel  durchgesetzt. Alle  neuen  Video–  und  Audioaufzeichnungsgeräte  wurden  mit  einem  Leser  für  den  Schlüsselchip  der  Achtcard  versehen.   Aufzeichnungen  waren  nur  möglich,  nachdem  eine  Achtcard  eingelegt  war  und  so  bei  richterlicher  Anordnung  aufgrund  eines  konkreten  Tatverdachts  eindeutig  identifiziert  werden  konnte,  wer  welche  Aufzeichnung  wann  gemacht  hatte.  

Dies  verteuerte  der  Geräte  kaum,  da  inzwischen  die  meisten  neuen  Geräte  gleichzeitig  als  Handy  funktionierten.   Durch  die  hohen  Stückzahlen  war  der  Herstellungspreis  für  den  Achtcard – Reader  auf  unter  2,–  Euro  gefallen.   Unsichtbar  wurde  in  jedes  Audio–  und  Videofile  der  Tagesstempel  mit  dem  Schlüssel  des  Aufnehmenden  gelegt.   Sendefähige  Geräte  sendeten  gleichzeitig  den  Tagesstempel  an  ein  spezielles  Medientrust – Rechenzentrum.   Handys  sendeten  zusätzlich  entweder  ihre  Sendezone,  oder wenn  sie  GMS – fähig  waren,  ihre  Position.

Bei  Verdacht  konnte  jeder  Bürger  verlangen,  dass  ihm  nachgewiesen  wurde,  dass  keine  Aufzeichnung  stattgefunden  hatte.   Hierzu  rief  das  Datenschutzamt  vom  Medientrust – Rechenzentrum  alle  am  entsprechenden  Ort  zur  entsprechenden  Zeit  vorgenommenen  Aufzeichnungseinträge  ab.   Bestätigte  sich  ein  Verdacht,  war  die  Auskunft  kostenlos,  sonst  wurde  der  Aufwand  dem Antragsteller  berechnet.

Die  Inhalte  der Aufzeichnungen  konnte  man  natürlich  einem  solchen  Bericht  nicht  entnehmen.  

In  Ihrer  Doktorarbeit  hatte  Assbach  die  speziellen  Suchalghorytmen  entwickelt,  welche  der  BND  noch  heute  einsetzt,  um  im Internet  Video–  und  Audiodateien  ohne  Signatur  oder mit  falscher  Signatur  aufzuspüren.

Hierfür  wurden  spezielle  Filterserver  an  den  Knotenpunkten  der Hochgeschwindigkeitsleitungen  zwischengeschaltet.   Wurde  also  z. B.   von  einer  Al Kaida  Homepage  ein  nicht  mit  Signatur  versehenes  Video  abgerufen,  so  blieb  dies  im  Filter  hängen.   Nur  mit  einer  speziellen  richterlichen  Genehmigung  durften  die IP – Adressen  der  Empfänger  gespeichert  werden.   Natürlich  würde niemand  so  dumm  sein,  beim  Besuch  einer  solchen  Seite  seine  Achtcard  im  Leser  zu  lassen  und  so  eine  Signatur  als  personalisierte  Spur  zu  hinterlassen.   Auf  vielen  Büroservern  und  Privatrechnern  war  ein  Einstieg  ins  Internet  nur  noch  über  die www. finders. de  des  FINDERS – Konsortiums  möglich,  solange  man nicht  die Standardoptionen  des  Browsers  veränderte.  

Da  durch  die  finder – Technologie  User – Abfragen  verstanden  und  zu  entsprechenden  Kategorien  gelenkt  wurden,  gab  es bei  „Nazi  z. B.   unter  der  Kategorie  „Ad – Hocmeldungen“  die  Möglichkeit,  aktuelle  Meldungen  aus  den Tageszeitungen  abzurufen  oder unter  „Geschichte“,  die  Vergangenheit  in  Wikipedia  nachzulesen  oder unter  der  Kategorie  „Anwälte“  einen  Anwalt  zu  finden.   Das  Aufrufen  von  Naziseiten  im  Internet  war  nicht  mehr  so  einfach  möglich.   Eine  Änderung  der  Einstellungen  war  zum  Jugendschutz  nur  mit  der Schlüsselseite  der  Achtcard  möglich. Diese  nahm  Verbindung  zum  Passrechenzentrum  auf.   Im  Passrechenzentrum  wurde  das  aktuelle  Datum  mit  dem Geburtsdatum  der  Cardbesitzers  verglichen  und  an  den  Browser  übermittelt,  ob  die  Person  18  Jahre  alt  war.   Nur  nach  Autorisierung  durch  das  Rechenzentrum  war  eine  Änderung  möglich.   Dieses  komplizierte  Verfahren  funktionierte,  ohne  dass  hier  personenbezogene  Daten  übermittelt  werden  mussten.        

Meike  Assbach  blätterte  in  einer  langen  Liste  von Namen  aus  dem Überprüfungsbereich  der  Superusercard – Inhaber.   Über  200  Besitzer  einer  Superusercard  produzierten  eine  Menge  Papier  durch  die  von  Richtern  genehmigten  Überwachungen.   Üblicherweise  wurde  die  Achtcardnummer  des  jeweiligen  Richters  miterfasst.   Meike  Assbach  hatte  sich  für  diese  Kontrolllisten  direkt  mit  Christian  Wolff  auseinandergesetzt  und  darauf  bestanden,  dass  er  noch  nicht  einmal  seine  Vorgesetzten  von  dieser  Überprüfungsmöglichkeit  informierte.   Nie  hatte  sie  Kaminski  überprüft,  schließlich  ging  sie  davon  aus,  dass  er  immer  wieder  den  ein  oder anderen  Test  durchführen  musste.

Doch  heute  fiel  ihr  Blick  zufällig  auf  ihren  Namen.   Ungeheuerlich,  wer  hatte  es  gewagt,  ihre  R – Faxe  und  ihren  Browserverlauf  aufzuzeichnen.   Ihr  Blick  fiel  auf  den  Namen:  „Willi  Kaminski“.   Sie  wollte  es nicht  glauben.   Hektisch  ging  sie  an  den  Computer  und  musste  sich  mehrfach  neu  einloggen,  weil  sie  viel  zu  gestresst  war,  um  die  Erfassung  ihrer  biometrischen  Daten  abzuwarten.    

Sie  selektierte  die  Daten  nach  Willi  Kaminski.   „4335  Datensätze“  wurden  angezeigt.  

Nun  selektierte  sie  erneut  Superuser  „Willi  Kaminski“,  genehmigt  „ist  leer“. Sie  erhielt  erneut  4335  Datensätze.  

Anschließend  selektierte  sie  „Willi  Kaminski“  und  bei  Objekt  „Meike  Assbach“.  Eine  Liste  mit  56  Einträgen  erschien.   Assbach  druckte  die  Liste  fassungslos  aus.   Sie  verglich  die Termine  im Kalender  ihres  Handys  mit  denen  auf  der  Liste  und  stellte  fest,  jeweils  einen  Tag  nach  dem  Datum  in  der Liste  hatte  sie  Kaminski  in  einer  Sitzung  getroffen.   Assbach  zögerte  nicht  lange,  sie rief  ihre  Sekretärin  zu  sich.   „Alles  auf  stopp.   Ich  möchte  alle Abteilungsleiter  in  15  Minuten  bei  mir  sehen.   Und  bereiten  sie  alles  für  einen  Sonderdatenschutzbericht  vor. “  So  aufgeregt  war  sie  noch  nie  gewesen.    

Dann  griff  sie zum  Telefon.   „Ja,  es ist  unbedingt  erforderlich,  dass  ich  den  Bundespräsidenten  direkt  spreche. “ 

Nicht  einmal  zwei  Minuten  später:  „Köhler“.  

„Guten  Tag  Herr  Bundespräsident,  hier  Meike  Assbach.   Es  gibt  einen  ungeheuerlichen  Vorfall  zur  Datenschutzverletzung.   Er  betrifft,  äh,  er  betrifft  Willi  Kaminski. “  

Ideengeber – Rhône, Frankreich – einige Tage später, 13.Teil, Kapitel II

Brigitte  hatte  noch  immer  ein  schlechtes  Gewissen  und  ich  hatte  noch  immer  schlechte  Laune.   Ich  versuchte  nicht,  ihr  auszureden,  dass  sie  Schuld  an  dem  schicksalhaften  Gespräch  mit  Kaminski  hatte.   Immerhin  profitierte  ich,  indem  sie  einen  größeren  Teil  der  Hausarbeit  übernahm.   Auch  beim  Essen  gab  sie  sich  besonders  viel  Mühe,  während  ich  meinen  Part  auf  das  zur  Verfügung  stellen  von  Fertiggerichten  beschränkte. An  diesem  Morgen  wandelte  sich  Brigittes  Stimmung.  

Sie  war  wütend:  „Ich  kann  Dein  ewiges  Selbstmitleid  nicht  ertragen.   Es  ist  doch  gar  nichts  passiert.   Dann  werden wir halt  ein  Onlinekonzept  erarbeiten,  das  besser  ist  als  das  von  den  französischen  Onlineshops. “ „Schuster  bleib  bei  Deinen  Leisten“  sagte  ich  wenig  begeistert.  

„Unser  Vorteil  ist  seit  jeher,  dass  wir  Trusted  Internet  für  alle  bieten. “   

„Schatz,  kann  das  sein,  dass  Du  durch  den  ganzen  Erfolg  ein  wenig  verwöhnt  bist?  Ich  rede  nicht  davon,  dass  wir  Konzepte  von Onlineshops  kopieren.   Das  würde das  FINDERS – Konsortium  nie  mitmachen.   Unsere  Stärke  ist,  dass  wir  3000  Herstellershops  hinter  uns  haben  und  jede  Menge  Erfahrung  als  Spezialisten. “ „Wofür  braucht  man denn  die  Geschäfte  vor  Ort?“ 

„Na,  das  ist  doch  klar.   Passende  Schuhe  muss  man anprobieren. “

„Was  willst  Du  denn  verändern,  kostenlose  Lieferung  bietet  FINDERS  doch  schon  an. “

„Ole,  in  welchem  Preissegment  sind  wir  denn  tätig?“

Plötzlich  wusste  ich,  auf  was  Brigitte  herauswollte.   Unser  Vorteil  war,  dass  wir  eine  zentrale  Clearingstelle  für  3000  Schuhhersteller  waren.   Der  Trend  ging  immer  mehr  zu  Maßschuhen.   Wenn  wir  nun  zentral  den  Trittschaum  für  alle  Kunden  vorhielten,  dann  konnten  alle Hersteller  sich  diesen  Trittschaum  zuschicken  lassen. „Du  meinst  Trittschaum?“

Brigitte  lächelte:  „  Na,  ist  das nicht  eine  gute  Idee“.

Plötzlich  lächelte  ich  auch. “  Ha,  das geht  noch  besser  „ stolz,  doch  noch  was  Entscheidendes  beigetragen  zu haben.   „  Es  reicht,  wenn  man von  jedem  Trittschaum  einmal  einen  3D – Scan  macht.   Dann  muss  man den  Herstellern  nur  noch  die  CNC – Daten  schicken  und  mit  CNC – Bearbeitungszentren  können  die  Maßschuhe  fast  so  günstig  wie  Kleinserien  produzieren. “    

Rückblick auf das Jahr 2006

In  den  USA  kaufte  Google  youtube  und  einige  Chatdienste  und  baute  so die größte  Community  auf.  2006  hatte  man auch  entschieden,  dass  es  nicht  sinnvoll  war,  sich  alleine  auf  Werbeeinnahmen  zu  verlassen.   Alle  technischen  Neuerungen  sollten  in  Zukunft  von  Google  kommen.   Also  baute  man eine  eigene  Patentsuchmaschine  auf  und  listete  bereits  im ersten  Jahr  über  7  Millionen  Patente. 

In  Deutschland  wurden  Mehrfachpakete  Standard.   Man  konnte  bei  unterschiedlichsten  Herstellern  und  in  unterschiedlichsten  Kategorien  Waren  bestellen.   Alles  wurde  in  einem  Paket  ohne  Versandkosten  geliefert.   Entweder  man gab  den  Zeitpunkt  an,  zu  dem  man zuhause  war  oder bestellte  es  zur  Packstation  oder zu  einer  der  regionalen  Anlaufstellen,  die  man im  Laufe  der  Woche  sowieso  aufsuchen  wollte.   Natürlich  funktionierte  die  Packstation  zusammen  mit  der  Achtcard.   Als  weitere  Anlaufstelle  wurden  ein  Tankstellenshopsnetzwerk  ausgebaut.  

Es  war  der  Initiative  des  Einzelhandelsverbands  zu  verdanken,  dass  Kunden  Pakete  bei  einem  Einzelhändler  der  Wahl  abholen  konnten.   Dies  entpuppte  sich  im Nachhinein  als äußerst  kluge  Entscheidung.   Durch  die finder – Technologie  wurde  die  gesamte  Benutzereingabe  online  Kategorien  zugeordnet.   Hierdurch  entstand  wie  auch  in  den  anderen  Bereichen  eine  komplette  Umstrukturierung  der Handelsabläufe.   Spezialanbieter  konnten  sich  nun  ganz  auf  einen  Bereich  konzentrieren.

Früher  fand  man im  Schuhladen  Schuhe.   Heute  traf  man online  unter  der  Kategorie  Schuhe  die  Auswahl.   Das  haptische  Erlebnis  fand  weiterhin  in  neu  entstandenen  Erlebniseinkaufszentren  statt.  

Hier  konnte  man  sich  mit  Freunden  treffen.   Kleidung  anprobieren  und  Freunden  zeigen.   Was  einem  gefiel,  behielt  man,  was  einem  nicht  gefiel,  schickte  man zurück.   Dadurch,  dass  die  Kosten  für  die  „letzte  Meile“  vom  Logistikcenter  zum  Kunden  oder Händler  auf  mehrere  Bestellungen  verteilt  wurden,  war  es  möglich,  alle  Bestellungen  innerhalb  von 3  Tagen  kostenlos  zu liefern.   Nur  wer  etwas  sofort  haben  wollte,  zahlte  einen  Expresszuschlag.

Der  CO2 – Ausstoß  wurde  durch  die  Mehrfachpakete  um  über  20%  reduziert. In  Deutschland  formierte  sich  der  Widerstand  der  Werbewirtschaft  gegen  FINDERS,  da  man an  breiter  Front  das  Einbrechen  von  Werbeeinnahmen  befürchtete.  

In  Frankreich  wurde  in  einem  Pilotprojekt  das  zentrale  Speichern  von  Daten  für  Maßschuhe  getestet.   Das  Projekt  wurde  ein  großer  Erfolg.   Da  nur  Kunden  mit  einem  Achtcard – Gerät  an  dem  Projekt  teilnehmen  konnten,  sorgte  die Möglichkeit,  immer  wieder  auf  die  Maßdaten  eines  Kunden  zugreifen  zu  können,  auch  im  Frankreich  zu  einer  immer  schnelleren  Verbreitung  des  Achtcardgeräte  im  Premium  Kundensegment.  

  • Die Patentanmeldung zum Steuersystem für Schließfächer  finden Sie in  http://www.dpma.de unter der Anmeldenummer DE 100 22 935 A1.