Komplexität – Heidelberg – am nächsten Morgen, 9. Teil, Kapitel II

Als  Maya  morgens  den Rolladen  öffnete  und  frischen  besonders  starken  Kaffee  ans  Bett  brachte  sah  sie erst,  wie  ausgezehrt  Max  war.   Die  Morgensonne  beleuchtete  das Gesicht  eines  Mannes,  der  zehn  Jahre  älter  wirkte.   Mühsam  setzte  sich  Max  auf  und  zwang  sich  zu einem  Lächeln.  

„Du  bist  lieb.   So  lang  habe  ich  schon  ewig  nicht  mehr  geschlafen. “

Maya  unterdrückte  Tränen:“  Max,  wie  konnte  es nur  so weit  mit  Dir  kommen“.

„Was  meinst  Du“  tat  er  ungläubig.   „Die  Diplomarbeit  stresst  mich  halt. “

Jetzt  wurde  Maya  wütend:  “Hör  auf,  mir  was  vorzumachen.   Ich  glaube  nicht,  dass  Du  die  letzten  Wochen  an  Deiner  Diplomarbeit  gesessen  hast.   Wann  hast  Du  das  letzte  mal  richtig  gegessen?  Wann  hast  Du  das  letzte  Mal  Freunde  getroffen?  Max  hör  endlich  auf,  mich  für  dumm  zu verkaufen. “

Direkt  bereute  Maya  ihre  Heftigkeit.   Max  hatte  dem  nichts  mehr  entgegenzusetzen.   Er  sackte  in  sich  zusammen,  als  ob  ihm  plötzlich  der  Halt  seines  Skeletts  entzogen  worden  wäre  und  begann  leise  zu  wimmern.  

„Es  ist  wirklich  die  Diplomarbeit  schuld,  Maya.   Ich  habe  alles  geschafft,  alle Scheine,  weißt  Du,  in  Regelstudienzeit.

Vor  zwei  Monaten  habe  ich  dann  das Thema  beim  Prof.   durchgehabt.   Der  war  ganz  begeistert.   Beherrschbarkeit  von  Komplexitäten  in  der  globalen  Marktwirtschaft  heißt  es.  

„Ja  aber  das  ist  doch  toll.   Was  ist  denn  passiert?“

„Ja  zuerst  lief  es  auch  gut.   Das  war  das  erste  Mal,  dass  es mir  wichtig  war,  das  Optimale  hinzukriegen.   Ich  habe  mich  durch  eine  Vielzahl  von Fachbüchern  durchgearbeitet.   Das  Ganze  habe  ich  dann  mit  aktuellen  Untersuchungen  zu  den  Auswirkungen  des  Internets  verglichen. “

 „Ja,  und,  wo  ist  das  Problem?“ 

„Das  Problem  ist,  dass  es keine  Regeln  mehr  gibt.   Es  gibt  keine  verlässlichen  Vorhersagemuster.   Die  einzige  Regel,  die  für  mich  noch  gültig  ist,  große  Einheiten  haben  ein  größeres  Beharrungsvermögen,  kleinere  sind  innovativer,  setzen  sich  aber  oft  nicht  durch.   Weißt  Du,  eigentlich  hatte  ich  gehofft,  irgend  wo  eine  Antwort  zu  finden,  wie  man die  in  Zukunft  noch  komplexeren  Zusammenhänge  im  Griff  behält.   Inzwischen  bin  ich  sicher,  entweder  alles  bricht  irgendwann  zusammen  oder die  großen  Einheiten  in  Politik  und  Wirtschaft  werden  so  groß  und  mächtig,  dass  sie  alle  Individualität  und  Kreativität  der Einzelnen  ersticken  und  es  zum  totalen  Stillstand  kommt.   Weißt  Du,  ich  bin  damit  einfach  nicht  klar  gekommen.   Alle  taten  so,  als  ob  nichts  wäre.   Ich  kam  mir  immer  mehr  wie  jemand  vor,  der  hinter  Gittern  alle  anderen  beobachtet,  ohne  zu  wissen,  wer  vor  und  wer  hinter den Gittern  sitzt.  

Na,  ja  bei  der  Recherche  bin  ich  auch  über  die  ein  oder andere  Wirtschaftssimulationsspielseite  gestolpert.   Die  sind  heute  schon  so weit,  dass  man mit  einer  beliebigen  Anzahl  von Spielern  im  Internet  spielen  kann.   Der  Vorteil  ist,  die  Möglichkeiten  müssen  endlich  sein,  da  ja  die  Programmierer  die  Möglichkeiten  hinterlegt  haben. Irgendwie  konnte  ich  dann  nicht  mehr  aufhören  und  habe  alles  um  mich  herum  vergessen. “

Es  wurde  still.   Maya  dachte  an  ihr  eigenes  Studium.   Solche  Zweifel  hatte  sie  nie  gehabt.   Sie  hatte  das  gelernt,  was  zu  lernen  war.   Probleme  löste  sie  pragmatisch,  wenn  die  Lösungen  anstanden. Sie  hätte  Max  gerne  von den Plänen  des  FINDERS  –  Konsortiums  erzählt,  die ihr  in  ihrer  Funktion  als  Controllerin  immer  wieder  auf  den  Tisch  kamen.   Aber  die  waren  geheim.   „Max,  nach  meiner  Erfahrung  gibt  es  eine  Möglichkeit,  die  Komplexitäten  der  Zukunft  aufzulösen.   Man  muss  die Komplexitäten  eben  wieder  in  kleine  Einheiten  auflösen.   Weißt  Du,  genau  das  machen  wir  bei  FINDERS  mit  unseren  40. 000  Kategorien. “ „Ach,  jetzt  fängst  Du  auch  noch  an,  mich  mit  FINDERS  zu  bequatschen.   Paps  hat  das  schon  immer  gemacht.   Ich  kann  das  nicht  mehr  hören. “ „Max,  gib  endlich  zu,  dass  Du  es  in  den  letzten  Monaten  übertrieben  hast.   Du  bist  spielsüchtig  geworden.   Mit  FINDERS  hätte  das  verhindert  werden  können. “

„Meinst  Du  etwa  diesen  Spielfilter.   Ich  mag  keine  Zensur. “

„Der  Spielfilter  ist  keine  Zensur,  Max.   FINDERS  hat  da  viel  Geld  reingesteckt  und  er funktioniert. “  

Mittags  hatte  Maya  Max  soweit,  dass  dieser  seinem  Provider  eine  Mail  schickte  mit  der  Bitte,  den  Spielfilter  einzurichten.  

2005  hatte  FINDERS  in  Zusammenarbeit  der  Bildungs  und  Forschungskategorien – Agenturen  wie  z. B.   Mathematik  mit  den  Spielkategorien – Agenturen  den  Spielfilter  entwickelt.   Eine  Registrierung  war  inzwischen  bei  jedem  Provider  möglich.   Man  hinterlegte  seinen  Schul–  und  Berufsabschluss.   Hatte  man 45  Minuten  ein  Spiel  gespielt,  musste  man 15  Minuten  in  einem  der Ausbildung  adäquaten  Bildungsbereich  Aufgaben  lösen.   Erst  dann  wurden  die  Spiele  wieder  für  weitere  45  Minuten  freigeschaltet.

Da  die  Spielsucht  sich  in  Deutschland  immer  mehr  ausbreitete,  gab  es  auch  immer  mehr  Spielsüchtige,  die  sich  den  Filter  freiwillig  einrichteten,  nachdem  sie  eingesehen  hatten,  dass  es  so  nicht  weiterging.   Forschungen  hatten  ergeben,  Süchtige  verloren  beim  Spielen  jegliches  Zeitgefühl  und  jeglichen  Bezug  zu  ihrer  Umgebung.   Wenn  sie regelmäßig  zu  Unterbrechungen  gezwungen  wurden,  kehrte  bei  den  meisten  mit  der  Zeit  der  Realitätsbezug  zurück. Um  ehrlich  zu sein,  FINDERS  hatte  nicht  etwa  eine  soziale  Ader  entdeckt.   Vielmehr  standen  hier  hinter  wirtschaftliche  Interessen.   Der  Druck  kam  von  den  Kategorien – Agenturen  aus  dem  Forschungsbereich,  die  wesentlich  weniger  verdienten,  als  Agenturen  in  anderen  Bereichen.   Durch  den  Filter  wurde  ein  Viertel  der Einnahmen  von  den  Spielagenturen  an  die  Bildungsagenturen  weitergeleitet.   Außerdem  hatte  FINDERS  untersuchen  lassen,  dass  der  Konsum  bei  Spielsüchtigen  dramatisch  zurückging  und  damit  auch  die  Einnahmen  von  FINDERS.   Die  Quersubvention  rechnete  sich.  

Der Onlinespieler – Heidelberg –September 2006, 8. Teil, Kapitel II

Maya  war  besorgt.   Sie  hatte  jetzt  schon  mehrere  Tage  versucht,  ihren  Bruder  Max  zu erreichen.   Nie  ging  der ans  Telefon. Irgendwie  hatte  sie  sich  immer  für  ihren  kleinen  Bruder  verantwortlich  gefühlt.

Maya  Frederichs  hatte  eine  unbeschwerte  Jugend.   Als  Tochter  einer  Lehrerin  und  eines  Postbeamten  war  für  sie  eine  Beamtenkarriere  nicht  erstrebenswert.   Heute  kam  ihr  in  den  Sinn,  dass  es  wohl  gerade  die Sicherheit  der  heilen  Welt  ihrer  Jugend  gewesen  war,  welche  es  ihr  ermöglicht  hatte,  die  Ruhe  und  das Selbstbewusstsein  zu  entwickeln,  um  in  ihrem  Leben  etwas  zu  riskieren.

 Als  ihre  Eltern  den  radikalen  Wandel  in  ihrem  Leben  vornahmen,  hatte  sie  bereit  3  Jahre  Betriebswirtschaftslehre  studiert  und  befand  sich  weit  weg  in  Peking  in  einem  Praktikum.

Für  Max  muss  damals  eine  Welt  zusammengestürzt  sein.   Er  befand  sich  mitten  im  Abitur.   Ehrgeiz  war  nicht  seine  Stärke.   Auf  Grund  seiner  aufgeschlossenen  Art  hatte  er  einen  großen  Freundeskreis.   Er  hatte  immer  geglaubt,  von  der  Familientradition  bestimmt  zu sein,  Briefträger  zu  werden.   Er  fand  es  gut  so.   Denn  diese  Arbeit  war  überschaubar  und  würde ihn  nicht  an  dem  hindern,  was  er  sich  unter  seinem  Leben  vorstellte.   Das  Abitur  hatte  er  nur  gemacht,  weil  es  ihm  in  den  Schoß  gefallen  war.   Gebüffelt  hatte  er  nie. So  hatten  ihre  Eltern  auch  nie  einen  Grund,  sich  um  ihren  Bruder  zu sorgen.  

Später  waren  sie dann  voll  mit  dem Aufbau  der Kategorienagentur  beschäftigt.   Maya  war  die  einzige,  die  sah,  wie  orientierungslos  Max  anschließend  war.   Um  nicht  den  regelmäßigen  monatlichen  Scheck  seiner  Eltern  zu  gefährden,  meldete  Max  sich  2001  in  Heidelberg  zum  Studium  der  Wirtschaftswissenschaften  an. Vielleicht  war  Max  ja  so mit  seiner  Diplomarbeit  beschäftigt,  dass  er nicht  ans  Telefon  ging,  versuchte  Maya  sich  zu beruhigen.   Doch  dann  erinnerte  sie  sich  wieder  an  ihren  letzten  Besuch  bei  Max.   Sie  hatte  das  Gefühl,  dass  er  kaum  mehr  aus  seiner  Studentenbude  herauskam.  

Früher  hatte  er  ihr  immer  alles  über  seine  Freunde  erzählt.   In  einer  gewissen  Weise  stand  er  ihr  näher  als  ihr  Freund.   Mit  ihm  konnte  sie  alles  besprechen.   Aber  beim  letzten  Besuch  schien  Max  wie  ausgewechselt.   Er  sah  aus,  als habe  er in  der letzten  Zeit  nicht  viel  geschlafen.   Was  sie  am  meisten  beunruhigte,  er antwortete  auf  alle ihre  Fragen  nach  seinen  Freuden  und  der aktuellen  Freundin  nur  ausweichend.   Sie  erfuhr  nichts. 

Wieder  wählte  Maya  seine  Nummer.   Ganz,  ganz  leise  meldete  er sich  mit  einer  Stimme,  die dem Ärger  über  die Störung  Ausdruck  verleihen  wollte,  der aber  die  Kraft  hierzu  fehlte.

„Max,  warum  meldest  Du  Dich  denn nicht.   Ich  habe  mir  solche  Sorgen  gemacht. “

 „Maya?“  fragte  er,  als  hätten  er  seit  zehn  Jahre  nichts  von  ihr  gehört.

„Hast  du jemand  anders  erwartet?“  wollte  Maya  ihn  necken. Aber  Max  hatte  wohl  jeglichen  Humor  verloren.

„Was  willst  Du  denn?“

„Na,  ich  will  wissen,  wie  es Dir  geht,  Du  Dummkopf“. Spätestens  jetzt  hätte  er  schon  aus  alter  Gewohnheit  heftig  über  sie herfallen  müssen.   Er  hatte  sich  immer  fürchterlich  aufgeregt,  wenn er irgend  etwas  schlechter  konnte  als seine  drei  Jahre  ältere  Schwester  und  sie  ihn  damit  neckte.  

„Ich  bin  ziemlich  im  Stress“.

„Wegen  deiner  Diplomarbeit?“

 „He,  ach  so  ne,  das  ist  im  Moment  nicht  so  wichtig.   Sag  mal,  was  für ein  Tag  ist  denn  heute?“  

Nun  konnte  Maya  ihre  Sorge  in  der Stimme  nicht  mehr  unterdrücken:  „Max,  ich  will  jetzt  sofort  wissen,  was  los  ist.   Warum  bist  Du  so  verändert?  Warum  weißt  Du  nicht,  was  für  ein  Wochentag  ist?“

„  Schwesterchen,  sein  nicht  böse,  aber  ich  muss  jetzt  wieder,  die anderen  mögen  es nicht,  wenn ich  so lange  wegbleibe. “  Max  legte  einfach  auf.   Maya  war  fassungslos.   Dann  stiegt  Panik  in  ihr  hoch.   Sie  rieft  ihre  Sekretärin  an:“  Bitte  sag  alle  Termin  in  der  nächsten  Woche  ab“.   Sie  stiegt  sofort  in  ihr  Auto  und  fuhr  die  Strecke  von  Hamburg  nach  Heidelberg  durch.

An  seiner  Wohnungstür  klingelte  sie  Sturm.   Max  Studentenbude  lag  mitten  in  der  Stadt  in  der  Nähe  der  Schlossruine.   Die  Dachgeschosswohnung  befand  sich  im  4  Stock.   Als  er  auf  das  Klingeln  nicht  reagierte,  war  sie  kurz  davor,  die  Polizei  anzurufen.   Eine  alte  Dame  öffnete  die  Tür  und  schob  ihren  Rollator  auf  die Straße.   Die  Seniorin  war  so  auf  den  vor  ihr  liegenden  weiten  Weg  bis  zum  Bäcker  an  der  Ecke  konzentriert,  dass  Maya  unbemerkt  an  ihr  vorbei  die  Treppe  hoch  stürmen  konnte.   Die  Tür  zu  Max  Dachgeschosswohnung  war  nur  angelehnt.   Maya  hatte  sich  auf  ihrer  Fahrt  alles  mögliche  vorgestellt.   Dass  hier  Max  alleine  vor  dem  Computer  saß,  gehörte  nicht  dazu.

„Max“  rüttelte  Maya  an  ihm. Er  war  kein  bisschen  überrascht,  über  ihr  unerwartetes  Auftauchen.   “Ach  Du,  Schwesterchen,  warte,  ich  muss  das gerade  noch  fertig  machen“.

Maya  versuchte  sich  zu  beruhigen.   Sie  fand  sich  hysterisch,  was  hatte  sie  sich  nur  alles  eingeredet.

Sie  setzte  sich  auf  eine  Couch,  von der sie einen  guten  Blick  auf  den  Computerbildschirm  hatte.   Wahrscheinlich  recherchierte  Max  nur  für seine  Diplomarbeit .   Doch  dazu  passte  nicht  die  Geschwindigkeit,  mit  der  Max  in  die Tastatur  hackte.

Sie  sah  sich  den Bildschirm  genauer  an.   Im  Internetbrowser  war  so  etwas  wie  eine  Kommandozentrale  zu  sehen.   Es  gab  mehrere  simulierte  Bildschirme,  in  denen  Avatare  mit  darunter  liegenden  Texten  angezeigt  wurden.   Max  schien  mit  den Avataren  zu kommunizieren.

Maya  schaute  dem  Spielen  von  Max  eine  Stunde  zu,  ohne  dass  Max  sich  auch  nur  ein  einziges  Mal  zu ihr  umgedrehte.   Dann  wurde  es  ihr  zu  bunt:“  Max,  Du  machst  jetzt  eine  Pause,  jetzt. “ 

 „Aber. “ 

 „Kein  Aber,  Du  hörst  jetzt  auf. “

 „Aber  die  anderen  meinen,  dass  wir  uns  jetzt  keine  Pause  leisten  können,  sonst  schafft  unsere  Gruppe  das  Level  nicht  rechtzeitig“.    

Maya,  die  sich  noch  nie  mit  Onlinespielen  auseinandergesetzt  hatte,  machte  jetzt  einen  schweren  Fehler:  „Wer  sagt  was?  Meinst  Du  etwa  deine  Spielfiguren?“

 „Spielfiguren?  In  welchem  Zeitalter  lebst  Du  denn,  Maya?  Alle  sind  so  echt  wie  ich.   Die  Avatare  sind  doch  nur  ein  grafisches  Hilfsmittel  um  die  Persönlichkeit,  die  sich  der  einzelne  ausgesucht  hat,  darzustellen.   Was,  ja  natürlich. “ Die  letzten  Worte  sprach  er  schon  in  Richtung  Bildschirm  und  begann  wieder  in  irrsinniger  Geschwindigkeit  seine  Tastatur  zu  foltern.

Nach  mehreren  weiteren  vergeblichen  Versuchen,  noch  einmal  zu Max  durchzudringen,  zuckte  Maya  die Achseln  und  ging  erst  einmal  in  die Küche,  um  einen  starken  Kaffee  und  ein  kräftiges  Essen  zu  machen.   Der  Inhalt  des  Kühlschranks  stellte  sie  in  keiner  Weise  zufrieden.   Ohne  den  Versuch,  Max  zu informieren,  nahm  sie  den  Wohnungsschlüssel  und  ging  das  Nötigste  einkaufen.

Zwei  Stunden  später  waren  zehn  Speckpfannekuchen  fertig.   Max  Lieblingsessen. Seinen  Kaffee  hatte  Max  nicht  angerührt.   Unbeirrt  schüttete  Maya  den  Kaffee  weg  und  machte  einen  neuen. Sie  stellte  Kaffee  und  Speckpfannekuchen  auf  den  Tisch  und  sagte  sehr  deutlich:  “Max,  kommst  Du  jetzt  zum  Essen?“

 „Mh,  gleich“.      

Maya  wartete  noch  eine  viertel  Stunde.   Das  Essen  war  schon  fast  kalt.   Dann  zog  Sie  den Stromstecker  aus  dem  Router.   Plötzlich  wurde  Max  ganz  hektisch  und  begann  zu  heulen:  “Warum  antworten  die  anderen  denn  nicht  mehr?  So  kurz  vor  dem  nächsten  Level?“

„Max,  Du  isst  jetzt.   Ich  haben  den Stecker  aus  dem Router  gezogen. “

„Was  hast  Du?“  so  wütend  hatte  Sie  Ihren  Bruder  noch  nie  erlebt. Sie  bekam  richtig  Angst,  als  er  von  seinem  Stuhl  aufsprang.   Er  wollte  Richtung  Router  laufen.   Doch  kaum  stand  er,  da  wurde  er  weiß  wie  eine  Wand  und  klappte  zusammen.  Er  merkte  nicht,  wie  Maya  ihn  auffing  und  all  ihre  Kraft  aufbrachte  um  ihn  auf  sein  Bett  zu  legen.   Er  wehrte  sich  nicht  mehr,  als  sie  ihm  den  Kaffee  und  das Essen  einflößte.   Trotz  Kaffee  fiel  er anschließend  in  einen  traumlosen  tiefen  Schlaf  und  wachte  erst  am  nächsten  Morgen  wieder  auf.  

 

 

Auf dem Podium – Musikhuset, Esbjerg – am gleichen Tag, 17.00 Uhr, 7. Teil, Kapitel II

Fast  hätte  Shaona  eine  böse  Überraschung  erlebt.   Sicher,  es  war  zwischen  Frank  und  ihr  nichts  gelaufen.   Aber  als  Ole  seinen  Namen  aussprach,  hatte  es  schon  wehgetan,  es  würde mit  an  Sicherheit  grenzender  Wahrscheinlichkeit  bei  dem  einen  Abend  bleiben  .   Natürlich  war  Shaona  nicht  mit  ihrem  Beruf  verheiratet.   Aber  sie  hatte  einen  eisernen  Grundsatz.   Nie  Privates  mit  Geschäftlichem  vermischen,  Ole  einmal  ausgenommen.   Das  FINDERS – Konsortium  unterhielt  mit  fast  allen  europäischen  Suchmaschinenanbietern  gute  geschäftliche  Kontakte.   Aber  wenn  hier  einer  eigens  aus  den  USA  zu  einer  Podiumsdiskussion  eingeflogen  wurde,  dann  würde eine  Konfrontation  wohl  unvermeidlich  sein.   Hier  ging  es nicht  um  einen  Wettbewerb  der besten  Konzepte,  sondern  schlicht  um  wirtschaftliche  Interessen  und  Machtansprüche.

Sie  würde es  als  Vorteil  nutzen,  dass  Sie  Frank  bereits  kennengelernt  hatte.   Sie  wusste,  wie  man ihn  angehen  musste.   Hoffentlich  hatte  er  seinerseits  nicht  zu  ausgiebig  die  Teilnehmerliste  studiert.   Hatte  sie  ihm  zu  viel  über  sich  erzählt?  

Als  sie  das  Podium  betrat,  erwies  sich  ihre  Angst  als  unbegründet.   Frank  starrte  sie mit  offenem  Mund  an.   Er  sah  anders  aus  als  am  Vortag.   Seine  Haare  waren  mit  einem  Zopf  nach  hinten  gebunden.   Mit  dem  schwarzen  Maßanzug  wirkte  er  zivilisiert.   Den  erfolgreichen  Manager  mit  kreativem  Touch  nahm  man ihm  ab.   Shaona  merkte,  Frank  war  voll  damit  beschäftigt,  zu verarbeitet,  dass  die nette  kleine  Urlaubsbekanntschaft  sich  als  Podiumsteilnehmerin  auf  der Seite  der FINDERS  –Technologie  entpuppte.   Lange  hatte  sie  jedoch  nicht  Zeit,  sich  mit  Frank  zu  beschäftigen.   Sie  nahm  den für sie reservierten  Platz  ein.   Neben  ihr  saß  bereits  ein  blasser  junger  Mann.   Dieser  schob  permanent  seine  Füße  in  seinen  Schuhen  hin  und  her.   Es  sah  gerade  so aus,  als hätte  ihn  jemand  in  zu große  Schuhe  gesteckt  und  als würde er  verzweifelt  versuchen,  hierin  Halt  zu  finden. Als  sie  sich  gesetzt  hatte,  was  er  hocherfreut  und  überreichte  ihr  einen  Zettel:  

Liebe  Frau  Magu,

ich  bin  leider  auf  Grund  eines  wichtigen  Termins  verhindert.

Zu  Ihrer  Unterstützung  habe  ich  Ihnen  unseren  neuen  PR  – Referenten  Herrn  Dr.   Jakob  Perlemann  geschickt.

Mit  freundlichen  Grüßen

Willi  Kaminski  (Vorstandsvorsitzender)  

Wiederum  nickte  ihr  Nebenmann  eifrig.   Es  bestand  kein  Zweifel,  dass  er  selbst  Dr.   Perlemann  war.   Für  eine  Unterhaltung  war  keine  Zeit  mehr,  da  der  Moderator  bereits  mit  der  Einführungsrede  begonnen  hatte. Shaona  schossen  mehrere  Gedanken  gleichzeitig  durch  den  Kopf.   „War  Perlemann  in  der  Lage,  die  Interessen  des  Finders – Konsortiums  zu vertreten?  Würde  er  ihr  die  Bälle  zuspielen?  Kannte  er  überhaupt  ihre  Funktion  bei  Finders  und  dass  sie  lediglich  für  die  Semantik – Radaktion  sprechen  konnte?  Sie  fand  die  Formulierung  „Zu  Ihrer  Unterstützung“  von Kaminski  schon  reichlich  unverschämt.   Schließlich  klang  das so,  als würde sie  hier  federführend  für  die  Interessen  der  Finders  AG  sprechen  können.   Sie  wusste  nicht  einmal  genau,  welche  Verhandlungen  mit  den  Skandinavischen  Ländern  und  Konzernen  wie  Nokia  derzeit  geführt  wurden.   Andererseits  drückte  dies  möglicherweise  aus,  dass  Kaminski  mehr  Vertrauen  zu ihr  hatte  als  zu  seinem  neuen  Vertreter,  von dem sie noch  nie  zuvor  etwas  gehört  hatte.  

Nachdem  sich  alle vorgestellt  hatten,  übergab  der  Moderator  das  Wort  an  Frank  Reagan.   Dieser  hielt  eine  sehr  emotionalisierende  Rede,  welche  geschickt  jeglichen  Angriff  auf  andere  Konzepte  vermied,  aber  unmissverständlich  klarstellte,  dass  neben  der  Rankingmethode  der  Suchmaschinen  kein  weiteres  Konzept  Bestand  hätte.   Für  ihn  repräsentierten  Suchmaschinen  den  amerikanischen  Traum  von  der  unbegrenzten  Freiheit,  in  dem  jeder  vom  Tellerwäscher  zum  Millionär  werden  konnte.

Daraufhin  war  Dr.   Perlemann  an  der  Reihe.   Dieser  entschuldigte  sich  erst  einmal  für das Ausbleiben  seines  Chefs  Willi  Kaminski.   Ausführlich  schilderte  er  den  Siegeszug  des  Finders – Konsortiums  in  Deutschland  mit  dem Wirtschaftswunder,  welches  durch  die  Spezialisierung  des  deutschen  Mittelstands  hinter  einer  von  40. 000  Kategorien  ausgelöst  wurde.   Hierbei  handelte  es  sich  wohl  um  eine  Rede,  welche  für  Kaminski  vorbereitet  worden  war.  

Frank  Reagan  wurde  um  Stellung  gebeten  und  erwiderte,  ohne  direkt  auf  Perlemann  Bezug  zu  nehmen:  „Wir  in  den  USA  lehnen  jegliche  Art  von Beeinflussung  der freien  Marktwirtschaft  ab.   Eine  Aufteilung  in  Kategorien  käme  für  uns  nicht  in  Frage“. „Genauso  wenig  wie  das  Teilen  der  Einnahmen  mit  allen  am  Onlineprozess  beteiligten?“  konterte  Perlemann  viel  zu  hektisch.

„Was  macht  Perlemann  denn?“  dachte  Shaona  entsetzt.   Natürlich  ging  es  in  Wirklichkeit  darum,  ob  einzelne  globale  Player  immer  größer  wurden,  oder ein  eher  mittelständische  Spezialisten  förderndes  Konzept  alle sinnvoller  Weise  am  Onlineprozess  Beteiligten  einband. Aber  es war  doch  äußerst  ungeschickt,  dieses  Thema  auf  dem  Podium  anzusprechen.   Finders  war  insbesondere  im Ausland  darauf  angewiesen,  alle  vorhandenen  Kräfte  insbesondere  die  Suchmaschinen  in  das  Kategorienkonzept  mit  einzubinden.   Wenn  man hier  öffentlich  polarisierte  und  Feindbilder  aufbaute,  konnte  man nur  verlieren.  

Frank  Reagan  ging  in  keiner  Weise  auf  den Angriff  ein.   Vielmehr  fuhr  er  ausgerechnet  am  Beispiel  China  fort,  wie  Suchmaschinen  dazu  beitrugen,  die  Demokratisierung  voranzutreiben,  weil  immer  mehr  Informationen  für  immer  mehr  Menschen  erreichbar  würden. Als  Perlemann  zu  ihr  herüber  sah,  signalisierte  Shaona  Perlemann,  dass  sie  die  Diskussion  übernehmen  wollte.   Als  habe  er  eine  heftige  Zurechtweisung  erhalten,  zuckte  Perlemann  zusammen  und  akzeptierte.   Er  hatte  wohl  diesbezüglich  eindeutige  Anweisungen  von  der  Zentrale.

Der  Moderator  bekam  den  stummen  Dialog  mit  und  gab  Shaona  das  Wort.

Shaona  wies  darauf  hin,  dass  sie  sicherlich  auf  Basis  ihrer  Tätigkeit  nur  eine  beschränkte  Sichtweise  auf  die  Dinge  hätte.   Sie  könnte  sich  deshalb  zu großen  Visionen  nicht  äußern.   Auch  hätte  sie  leider  die USA  noch  nicht  kennengelernt.   Sicherlich  wäre  dies  ein  außergewöhnliches  Land. 

Für  sie  wäre  heute  interessant,  wie  schnell  jemand  zu  einem  Suchziel  käme  und  dass  Irreführung  und  Betrug  im  Internet  weitgehend  ausgeschlossen  wären.   Sie  persönlich  würden  Stimmen  aus  dem Publikum  interessieren,  welche  Prioritäten  die hier  Anwesenden  setzen  würden. Der  Moderator  griff  dankbar  ihren  Vorschlag  auf,  das Publikum  einzubinden.  

Auch  das  Publikum  war  mehr  an  praktischen  Lösungen  als  an  großen  Visionen  interessiert.   Die  Situation  war  gerettet.   Viele  detaillierte  Fragen  aus  dem  Publikum  erlaubten  Shaona,  ihrerseits  viele  Fachthemen  anzusprechen  und  die  Vorteile  einer  Aufteilung  des  Internets  in  Kategorien  ausführlich  zu  erläutern. Frank  warf  ihr  einen  wütenden  Blick  zu.   Shaona  war  sich  sicher,  dies  würde das  letzte  Mal  sein,  dass  der Egomane  Frank  Reagan  sie bemerken  würde.       

Beruf und Leben – Hotel Britannia, Esbjerg – am nächsten Morgen um 10.00 Uhr, 6. Teil, Kapitel II

Es  musste  weniger  werden.   Zwar  beschwerte  sich  Brigitte  nicht  laut,  aber  mir  war  klar,  dass  es ihr  nicht  gefiel,  wenn  ich  zu  oft  unterwegs  war,  während  sie  mir  in  den  Kategorienagentur  den  Rücken  frei  hielt.   Es  war  weniger  der  größere  Arbeitsanfall  als  die  zusätzliche  Isolation,  in  der  sich  Brigitte  dann  auf  unserem  Schiff  befand. Akzeptabel  waren  meine  Reisen  für sie dann,  wenn sie passend  eine  Freundin  einladen  konnte.   Doch  diesmal  hatte  es  nicht  geklappt. Ich  leitete  auf  dem  Scandinavian  Search  Event  ein  Forum  zum  Thema  „Aufbau  einer  erfolgreichen  Kategorienagentur“.   Vor  der  heutigen  abschließenden  Podiumsveranstaltung  im  Esbjerg  Musikhuset  hatte  sich  Shaona  Magu  mit  mir  verabredet.   Sie  hatte  schnell  Karriere  gemacht.   Immer öfter  setzte  das FINDERS – Konsortium  sie ein,  um  auf  Veranstaltungen  wie  diesen  als  Expertin  Fragen  zu  beantworten.   Sicher  erleichterte  es  Shaona  ihr  exotisches  und  äußerst  attraktives  Aussehen,  positiv  wahrgenommen  zu werden. Hauptsächlich  jedoch  überraschte  sie  insbesondere  die  männlichen  Gesprächspartner  immer  wieder  durch  ihren  wachen  Verstand.   Immer  freundlich  kam  sie direkt  auf  den Punkt  und  hatte  die  seltene  Gabe,  so  zu  kritisieren,  dass  man ihr  das  nicht  übel  nahm.   Ich  mochte  Shaona  und  inzwischen  war  es  schon  so  etwas  wie  Tradition,  dass  wir  uns  bei  gemeinsamen  Veranstaltungen  zu  einem Kaffee  trafen  oder wenn  sich  die  Gelegenheit  bot,  abends  bei  einem  guten  Wein  einen  intensiven  fachlichen  Austausch  vornahmen.   Immer  mehr  tauschten  wir  uns  auch  privat  aus.   Ich  spürte,  das  Shaona  sehr  einsam  war  und  eigentlich  nie  richtig  in  Europa  angekommen  war.   Ich  hatte  mich  bereits  ins  Café  des  alten  Hotels  Britannia  gesetzt  und  zwei  Kaffee  bestellt,  für Shaona  schwarz,  das hatte  ich  mir  gemerkt.

Shaona  kam  herein,  geschäftlich  gekleidet  mit  einem  schwarzen  Kostüm  und  einer  weißen  Bluse.   „Hallo  Ole,  schön  Dich  zu sehen“.   Der  Kellner  kam  und  brachte  den  Kaffee,  während  wir  uns  umarmten.   Sie  lächelte.

„Hallo  Shaona,  na  wie  geht  es  Dir?“  „Wie  soll  es  schon  gehen?  Viel  Arbeit,  wenig  Privatleben!“

„Ich  habe  eigentlich  immer  das  Gefühl,  dass  Dir  Deine  Arbeit  viel  Spaß  macht!“ „Ja  schon,  aber  Du  weißt  ja  wie  das  ist.   Man  hat  immer  das  Gefühl,  dass  das  Leben  an  einem  vorbeizieht  und  man später  feststellt,  für das Wesentliche  hatte  man keine  Zeit“. 

„Shaona,  das  hört  sich  aber  ganz  nach  Midlifecrisis  an“. „Nein,  aber  wieder  einmal  nach  einer  Nacht  mit  einem  Fremden,  der  es  wohl  nicht  ist“.

Shaona  wusste,  dass  ich  glücklich  verheiratet  war.   Sie  fühle  sich  offensichtlich  bei  mir  wohl,  weil  sie  merkte,   mir  lag an  ihrer  Freundschaft  etwas.   Sie  erzählte  mir  von  ihrer  Begegnung  mit  Frank.

„Wie  sieht  er denn aus?“ „Ach,  eigentlich  nicht  gut.   Irgendwie  hat  er  etwas  Archaisches  an  sich.   Er  ist  groß,  hat  lange  Haare,  die  das  Wesentliche  seines  Gesichts  verdecken  und  eine  alles  überragende  Nase.   Er  hinkt  ein  wenig. “ „Aber  das  hört  sich  doch  ganz  nach  Deinem  Typ  an“  neckte  ich  sie.

„Weißt  Du,  ich  glaube  er  ist  auch  ein  Egomane“  seufzte  sie.   „Einer,  wie  ich  ihn  auf  Dhunikolhu  viel  zu  oft  kennen  gelernt  habe.   Solange  so jemand  etwas  von meinen  Eltern  wollte,  z. B.   einen  besseren  Tisch,  war  er  die  Freundlichkeit  in  Person.   Wenn  das Maß  an  möglichen  Gefälligkeiten  überschritten  war,  nahm  man sie  nicht  einmal  mehr  wahr. “ 

 „Shaona,  Du  musst  uns  unbedingt  mal  auf  unserem  Boot  besuchen.   Ich  glaube,  Du  würdest  Dich  richtig  gut  mit  Brigitte  verstehen.

“ Shaona  wurde  geschäftsmäßig.   Es  schien  ihr  doch  ein  wenig  zu privat  zu  werden. „Ole,  jetzt  aber  mal  zum  Podium.   Es  wird  ja  wohl  auf  eine  Diskussion  Suchmaschinen  versus  FINDERS  System  herauslaufen.   Ich  kann  eigentlich  nur  zu den Regeln  der Kategorienbildung  was  sagen.   Bei  zehn  Podiumsteilnehmern  werde  ich  wohl  kaum  zu  Wort  kommen.   Wie  ist  denn  Dein  Forum  gelaufen?  Sind  die  hier  sehr  kritisch?“

„Die  Skandinavier  sind  einerseits  Individualisten  und  andererseits  Technikfreaks.   Hier  musst  Du  aufpassen.   Wenn  die  sich  durch  standardisierte  Kategorien  bevormundet  sehen,  hast  Du  verloren.   Wenn  Du  aber  erklären  kannst,  welchen  Vorteile  ein  gewisses  Maß  an  Ordnung  im  Internet  hat  und  welche  technischen  Möglichkeiten  sich  erst  erschließen,  wenn man das  technische  Potential  voll  ausschöpft,  kannst  Du  sie  begeistern. “

 „Das  hört  sich  wie  ein  Seiltanz  an.   Ole,  also  beruhigt  hast  Du  mich  nicht.   Du  weißt,  wie  wichtig  die  Skandinavier  sind.   Wenn  wir  uns  hier  auf  der  Konferenz  gut  verkaufen,  wird  Nokia  weltweit  auf  seinen  Handys  standardmäßig  die  Achtcard  einführen  und  die  Finders  – Suche  als  Sucheinstieg  im  Handy  pushen. “     

Ich  wollte  Shaona  nicht  noch  mehr  beunruhigen.   Tatsächlich  war  es  ja  nicht  ihr  Job,  hier  Firmenpolitik  zu  machen.   Kaminski  selbst  war  als Podiumsteilnehmer  aufgeführt.   Er  würde ihr  nur  die  Bälle  für  fachliche  Antworten  zuspielen.

 „Am  besten  bleibst  Du  in  Deckung,  Kaminski  macht  das schon. Was  hältst  Du  eigentlich  von dem Amerikaner?“

„Von  welchem  Amerikaner?“

 „Na,  den  die  Suchmaschinenanbieter  als  Vertreter  aus  Amerika  eingeflogen  haben,  Frank  Reagan  heißt  der,  glaub  ich“.

Shaona  antwortete  nicht.   Sie  saß  da  und  starrte  nur  noch  ins  Leere.

“Shaona,  hallo,  hier  bin  ich!“

Shaona  sah  mich  geistesabwesend  an:“  Du,  mir  ist  eingefallen,  ich  muss  für das Podium  noch  was  vorbereiten.   Sei  mir  nicht  böse“.

Sie  war  schon  aufgestanden  und  umarmte  mich  kurz.   Nachdem  sie  einige  Schritte  gegangen  war,  drehte  sie sich  noch  mal  um:“  Du,  wir machen  das!“

„Was“  fragte  ich  entgeistert. „

„Na,  das mit  Euch  besuchen  und  Brigitte  kennenlernen“  lächelte  sie entschuldigend  und  verschwand.      

Number One – Bjerregaard, Dänemark – Juli 2006, 5. Teil, Kapitel II

Frank  Reagan  stieg  aus  dem Flugzeug.   Der  kleine  Flughafen  vonEsbjerg  machte  einen  sympathischen  aufgeräumten  Eindruck.

Dies  war  der  erste  Besuch  von Frank  Reagan  in  Europa.   Bisher  hatte  er  als  überzeugter  Amerikaner  keine  Veranlassung  gesehen,  die  USA  zu  verlassen.   Einmal  war  er in  Mexiko  gewesen.   Als  Wahl  New  Yorker  fand  er  inzwischen  seine  Heimat  Alabama  zu provinziell,  um  diese  zu  besuchen.  Er  war  nicht  freiwillig  hier.   In  New  York  besaß  er eine  erfolgreiche  Werbeagentur.   Nicht  unwesentlich  hierfür  war,  dass  er  mit  einigen  Suchmaschinengründern  gemeinsam  die Schulbank  gedrückt  hatte.   So  hatte  er  bis  heute  einen  direkten  Draht,  um  zu  erfahren,  wann  sich  an  den  Regeln  für  Onlinemarketing  etwas  änderte.   Auch  wenn  seine  Klienten  seine  Konnektion  nicht  kannten,  so  wussten  sie  doch,  er  hatte  diese  und  sie  würden  mit  Anzeige  ihrer  Produkte  auf  den  ersten  Suchseiten  belohnt  werden. Natürlich  beruhte  so ein  Deal  auf  Geben  und  Nehmen.   Es  war  kein  Zufall,  dass  die  Agentur  von  Reagan  schnell  mit  einem  der  größten  Onlinewerbeetats  ausgestattet  wurde. Eben  einer  dieser  wichtigen  Schulfreunde  hatte  ihn  letzte  Woche  angerufen  und  um  einen  Gefallen  gebeten.  

„Frank,  wir  haben  ein  Problem.   Wir  hatten  speziell  für  das  Scandinavian  Search  Event  am  25. 7.   einen  PR  Spezialisten  aufgebaut.   Der  ist  jetzt  kurzfristig  erkrankt.   Kannst  Du  nicht  die  Vertretung  übernehmen?“

„Ihr  werdet  doch  in  Europa  einen  Vertreter  haben,  der das übernehmen  kann  und  die lokalen  Gegebenheiten  kennt?“

„Natürlich  haben  wir  viele.   Aber  die  meisten  arbeiten  nur  für  uns.   In  den  einzelnen  Foren  sind  viele  eingebunden.   Aber  für  die  Podiumsdiskussion  brauchen  wir einen  Neutralen. “

Frank  musste  grinsen.   Es  konnte  genau  so wenig  diese  Bitte  ausschlagen  wie  sich  auf  der  Konferenz  neutral  verhalten.

Freundschaft  gab  einem  einen  Vertrauensbonus,  der  genau  dann  verbraucht  war,  wenn  man dieses  Vertrauen  einmal  enttäuschte.   Tatsächlich  legte  seine  Agentur  in  ihrer  Onlinedarstellung  Wert  auf  Unabhängigkeit.   Dies  verstärkte  nur  die  Mund  zu Mund  Propaganda  über  seine  geheimen  Beziehungen. Mit  einem  letzten  zaghaften  Versuch  des  Widerspruchs  antwortete  Frank:

„Ich  war  doch  noch  nie  in  Europa“

„Es  ist  wirklich  wichtig,  Frank.   Ich  weiß,  wie  gut  Du  auf  dem  Podium  bist.   Du  kannst  das.   Die  gesamte  Diskussion  ist  in  Englisch. “  

Jetzt  also  war  er hier  in  Esbjerg.   Ehrlich  gesagt,  letzte  Woche  wusste  er nicht  einmal,  wo  Dänemark  liegt,  geschweige  denn  Esbjerg.

Gewohnheitsmäßig  hatte  er  vor  seinem  Flug  Esbjerg  über  Google  Maps  besucht.   Die  Luftaufnahme  war  wenig  vielversprechend.   Das  konnten  die  doch  nicht  ernst  meinen.   Das  war  nicht  einmal  eine  große  Stadt.   Als  dann  auch  noch  das  Kongresshotel  Britannia  keine  freien  Zimmer  mehr  hatte,  da  beschloss  Frank  spontan,  als absolute  Alternativferien  zu  seinem  üblichen  Hotelurlaub  in  Florida  ein  paar  Tage  anzuhängen  und  zum  ersten  Mal  in  seinem  Leben  ein  Ferienhaus  zu  mieten.   An  der  Mietwagenstation  stellte  er  erfreut  fest,  dass  er  einen  Chrysler  mieten  konnte.   Genau  diesen  Typ  mietete  er  auch  zuhause  immer.   Das  Navigationssystem  ließ  sich  problemlos  auf  englische  Sprache  umstellen.  

Als  Kontrast  zu  seiner  sonstigen  Vollverpflegung  wollte  er  eine  Woche  auf  eigenen  Beinen  stehen,  ohne  seine  Mietköchin,  die  sich  normalerweise  nach  einem  perfekten  Plan  in  Abwechslung  mit  mehreren  Sternerestaurants  um  sein  leibliches  Wohl  kümmerte. Plötzlich  fand  er  es  spannend,  sein  hektisches  New  Yorker  Leben  gegen  die  Abgeschiedenheit  eines  Ferienhauses  zu  tauschen.   Ein  Tag  Vorbereitung  auf  das  Podium  sollten  reichen,  um  Land  und  Leute  kennen  zu  lernen.

Online  hatte  er  ein  Ferienhaus  in  Bjerregaard  direkt  am  Meer  gemietet.   Dieser  Ort  war  so  klein,  dass  er  auf  einer  normalen  Karte  nicht  verzeichnet  war. Obwohl  er  keine  40  km  vom  Flughafen  aus  fahren  musste,  kam  ihm  die Strecke  endlos  vor.   Die  schmale  Landstraße  endete  immer  wieder  im  Kreisverkehr.   Das  Navigationssystem  teilte  permanent  die unverständlichen  Straßennamen  mit  –  auch  dann,  wennes eigentlich  nur  geradeaus  ging.   So  musste  er zweimal  drehen,  weil  er  im  Kreisverkehr  fälschlicher  Weise  abgebogen  war.   

Mehrfach  fielen ihm  Holzkästen  auf,  in  denen  Obst  und  Gemüse  gelagert  war.   Daneben  war  mit  Kreide  ein  Preis  angeschrieben.   Beim  dritten  Kasten  hielt  er an  und  stieg  aus.   Oben  auf  dem Kasten  stand  ein  Schälchen,  in  welchem  sich  bereits  einige  Münze  befanden.

 „Wo  war  der  Verkäufer?“  Kopfschüttelnd  fuhr  er  weiter. Um  18. 00  Uhr  kam  er  an  der  Vermieterstation  vor  der  Ferienhaussiedlung  an  und  holte  sich  den  Schlüssel  ab.   Die  Tür  führte  in  einen  Vorraum.   Das  eigentliche  Büro  war  abgeschlossen.   Verärgert  griff  Frank  zum  Handy  und  wollte  die Nummer  des  Vermieters  anrufen.   Er  blickte  auf  den  Boden  und  zögerte.   Hier  standen  einige  Tüten  mit  Namen  darauf.   Tatsächlich  fand  Frank  eine  Tüte  mit  seinem  Namen,  darin  den  Hausschlüssel  zum  Ferienhaus  und  ausführlichem  Infomaterial.

Wieder  schüttelte  Frank  den  Kopf.   „Haben  die hier  denn keine  Kriminalität?“    

Gegenüber  vom  Vermieterbüro  fand  Frank  einen  Supermarkt.   Der  war  von  9. 00  Uhr  bis  19. 00  Uhr  an  sieben  Tagen  in  der  Woche  geöffnet.   „Na  wenigstens  etwas  wie  zuhause“.   Als  er  bezahlte,  fragte  ihn  die  Kassiererin  in  Deutsch:“  Keine  Kronen?“  Sie  merkte  sofort,  dass  er sie nicht  verstand  und  wechselte  auf  gebrochenes  Englisch:“  Haben  Sie  nur  Euro?“ 

Was  sollte  er  sonst  haben.   Er  hatte  in  New  York  für  die  ersten  Tage  Euro  gewechselt,  schließlich  fuhr  er  nach  Europa.   Sie  akzeptierte  sein  Geld  und  gab  ihm  etwas  in  einer  anderen  Währung  zurück.   Als  Frank  die  Augenbrauen  hochzog  sagte  sie  lächelnd  „Dänische  Kronen“.

Ob  ein  Tag  ausreichen  würde,  dieses  Land  zu  verstehen?  Frank  kamen  langsam  Zweifel.

Das  Ferienhaus  war  großräumig.   Es  duckte  sich  in  die  Dünen,  so dass  es von außen  viel  kleiner  aussah.   Am  nächsten  Tag  stand  Reagan  gegen  10. 00  Uhr  auf  und  kaufte  sich  im  Supermarkt  fertig  belegte  Sandwichs.   Heißen  Kaffee  in  Pappbechern  wie  zuhause  gab  es  nicht.   Für  die  200  Meter  vom  Ferienhaus  war  er  natürlich  mit  seinem  Auto  gefahren.   Erneut  stellte  er  erstaunt  fest,  dass  die  meisten  anderen  Kunden  mit  dem  Fahrrad  gekommen  waren.   Die  Männer  waren  in  der  Überzahl.   Die  Größe  der Brötchentüten  ließ  darauf  schließen,  dass  es sich  um  Familienväter  handelte. Obwohl  die  umliegenden  Ferienhäuser  weniger  als  10  Meter  entfernt  waren  und  der heideartige  Bewuchs  nur  durch  einige  Rosensträucher  und  Nadelbäume  unterbrochen  wurde,  bot  das  Haus  einen  hohen  Grad  an  Intimität.   Hierfür  sorgte  die hügelige  Landschaft  sowie  Holzbalustraden  welche  dem  Blick  nur  die  Ausschnitte  freigaben,  in  denen  keine  anderen  Häuser  zu  sehen  waren.

Die  einen  Meter  hohen  Balustraden  umschlossen  die  auf  drei  Seiten  des  Hauses  anschließenden  Terrassen  und  ermöglichten,  sich  dem  stets  heftig  wehenden  Wind  auf  einer  bereit  stehenden  Liege  zu  entziehen.   Lag  man so,  erhöhte  sich  das  Gefühl  der  Einsamkeit.   Über  den Balustraden  schlossen  einige  sichtbare  Hügel  und  Bäume  an  den  mit  leichten  Kringelwölkchen  bedeckten  sonst  blauen  Himmel  an.   Bei  25  Grad  ließ  es  sich  auf  der  Terrasse  gut  aushalten.   Frank  frühstückte  hier  und  machte  sich  anschließend  Notizen.   Ein  wenig  stolz  auf  seine  Unabhängigkeit  legte  er  mittags  ein  Fertiggericht  in  die  Mikrowelle.

Dann  bereitete  er  sich  auf  die  Podiumsdiskussion  vor  und  recherchierte  noch  ein  wenig  über  Dänemark,  Europa  und  das  Finder  Konsortium  im Internet  mittels  einer  Mobilfunkkarte  von  T – Mobile,  welche  er  in  New  York  in  einem  Flughafenshop  gekauft  hatte.   

Um  21. 00  Uhr  fiel  ihm  die  Decke  auf  den  Kopf.   Schon  bei  der Fahrt  vom  Flughafen  nach  Bjerregaard  war  ihm  klar  geworden,  hier  würde er  keinen  Nachclub  oder auch  nur  ein  gutes  Restaurant  in  der  Nähe  finden.   Im  Fernseher  hatte  er  alle  Sender  ausprobiert.   Außer  BBC  hatte  er  nur  deutsche  und  dänische  Sender  gefunden.

Also  beschloss  Frank,  sein  Individualabenteuer  voll  auszukosten  und  am  Strand  den  Sonnenuntergang  zu  beobachten. Den  Strand  konnte  er  zu  Fuß  in  wenigen  Minuten  erreichen.   Als  er oben  auf  den Dünen  stand,  nahm  der  Wind  kräftig  zu.   Der  Großstädter  Frank  konnte  sich  dem  Reiz  des  makellosen  breiten  Strands  nicht  entziehen.   Die  Sonne  war  zu einem  roten  Ball  geworden  ohne  Bereitschaft  zu  zeigen,  in  nächster  Zeit  unterzugehen.   Frank  war  so  gefesselt,  dass  er  nicht  einmal  den Schmerz  im  rechten  Knie  bemerkte.   Seit  einem  Motorradunfall  war  dieses  etwas  kürzer  und  leicht  überanstrengt.   Lediglich  eine  ausgelegte  Stickleiter  hatte  den  steilen  Aufstieg  über  feinen  Sand  zum  Kamm  der Düne  erleichtert.   

Natürlich  kannte  er  diverse  Strände  aus  den  USA.   Doch  in  der  Regel  befand  sich  hier  eine  Promenade  mit  diversen  Freizeitaktivitäten,  welche  gerade  in  den Abendstunden  das  gesellschaftliche  Leben  zum  Strand  zogen.   Auf  die  absolute  Menschenleere  dieses  Strandes  war  er  nicht  vorbereitet  gewesen.

Lediglich  ein  Mädchen  saß  bewegungslos  am  Wasser.   Zwangsläufig  setzte  Frank  sich  zu ihr  in  Bewegung.   Sie  hatte  lange  schwarze  Haare.   Mit  angezogenen  Knien  saß  sie unmittelbar  am  Wasser. Die  ganze  Szene  war  genauso  unwirklich  wie  vollkommen. Das  Mädchen  schien  eins  mit  der  Natur  zu  sein.   Frank  war  selbstbewusst.   Frauen  freuten  sich  in  der  Regel,  wenn  er  Notiz  von  ihnen  nahm.   Diese  Szene  jedoch  ließ  ihn  zögern,  das  Mädchen  anzusprechen.    

Er  setzte  sich  neben  sie.   Erst  einige  Zeit  später  für  ihn  nach  einer  Ewigkeit  sagte  er:  „  What  a  lovely  beach,  isn´t  it?“ Sie  drehte  langsam  den  Kopf,  lächelte  ein  wenig  belustigt  und  antwortete  in  akzentfreiem  Englisch  „Und  so  einsam,  nicht  wahr?“ Ein  Mädchen  war  sie  nicht.   Im  Gegenteil,  sie  war  die  erste  Frau,  bei  der  er  sich  von  Anfang  an  wie  ein  kleiner  Junge  vorkam.   Mindestens  eine  weitere  Stunde  saß  er  neben  ihr  ohne  ein  weiteres  Wort  zu  sagen.   Allmählich  wurde  es  dunkler.   Von  dem  roten  Ball  der  Sonne  war  nur  noch  ein  Widerschein  am  Horizont  zu  sehen.

Sie  kamen  doch  noch  ins  Gespräch.   Er  erzählte  ihr  von  New  York  und  sie  ihm  von  den  Malediven.   Die  Zeit  verging  unbemerkt.   Erst  einige  Stunden  später  stand  Shaona  auf  ohne  dies  zu  erklären  und  ging  langsam  zu  den  Dünen.   Frank  folgte  ihr.   Vor  ihrem  Ferienhaus  blieben  sie  stehen.   Richtig  dunkel  würde es  hier  im  Sommer  wohl  nicht  werden.   Zum  Abschied  schaute  sie  zu  ihm  hoch  „Shaona  Magu  heiße  ich  übrigens“.

„Frank  Reagan“  sagte  er  und  fügte  schon  aus  Gewohnheit  hinzu  „  nicht  verwandt  mit  dem  Präsidenten,  trotzdem  in  meiner  Jugend  mit  der  Spitznamen  Number  One  versehen. “

Geben Frauen weniger Geld für Schuhe aus als Männer?

Neue Onlineuntersuchung

Hier bietet das Internet als längste Ladentheke der Welt ungeahnte Möglichkeiten. Wer einmal durch die exklusiven Viertel der Großstädte der Welt gegangen ist, weiß, welche Vielfalt sich Frau bietet, wenn sie auf dieses internationale Angebot online zugreifen kann.
Zumindest auf den ersten Blick ergibt sich beim Onlineangebot für exklusive Damenschuhe ein anderes Bild.
 
Die Initiatoren des Synergienetzwerks Mittelstand wollten es genau wissen.
In einer Momentaufnahme wurden die ersten 300 Suchergebnisse der Suchmaschinen Google, Yahoo und Microsoft Live Search zur Sucheingabe von „Exklusive Damenschuhe“  und „Exklusive Herrenschuhe“ analysiert.Google Suche
Google lieferte bei den Damen auf den vorderen Seiten fast ausschließlich Suchergebnisse von großen Versand-/Shoppingportalen. Diese bieten sicher gute und günstige Schuhe an, aber exklusive Schuhmode?
Nur mühsam gelang es innerhalb von über 4 Stunden Recherche ein halbes Dutzend reinrassige Damenschuhanbieter zu finden.
Bei Live Search war das Verhältnis zwischen Portalen, welche von A wie Aschenbecher bis Z wie Zangen alles anbieten zu wirklichen Spezialisten für Damenschuhe besser.
Die meisten Spezialisten zeigte Yahoo an.
 
Eine Ursache für so unterschiedliche Ergebnisse liegt wohl in der unterschiedlichen Technik, mit der die einzelnen Suchmaschinen arbeiten. Google basiert auf der sogenannten Ranking – Methode. Berücksichtigt wird unter anderem, wie viele Nutzer im Monat auf ein Onlineangebot klicken und wie viele andere Internetseiten mit diesem Onlineangebot verlinkt sind. Eine Erklärung scheint zu sein, dass auf Massenware viel häufiger geklickt wird, als auf Individualangebote.
Niemand kann manuell überprüfen , ob jedes Schlüsselwort (sogenanntes Keyword)  von den Anbietern mit den passenden Produkten hinterlegt wird. So können auch Shoppingportale, welche keine exklusiven Schuhe anbieten, die Schlüsselwörter „Exklusive Schuhe“ bei Suchmaschinen für sich eintragen lassen.

Viele Anbieter von Massenwaren positionieren sich bei Google im Exklusivsegment auf den ersYahooten Plätzen. In einer Art Schneeballeffekt werden die Anbieter, welche in Suchmaschinen vorne gefunden werden, naturgemäß immer häufiger angeklickt, womit sich ihr Rankingwert (Pagerank) und damit der Platz in der Ergebnisliste verfestigt.  

Die Kurz-Untersuchung zeigt eine weitere Tendenz. Exklusive Herrenschuhe (z.B. rahmengenähte Schuhe oder Maßschuhe) werden über das Internet von wesentlich mehr Spezialisten angeboten als exklusive Damenschuhe. Es scheint ein kleineres Problem zu sein, für 800,- Euro per Onlineshop Maßschuhe für Herren zu verkaufen als für 300,- Euro exklusive Designerschuhe für Damen.
 

Um hierfür genaue Ergebnisse zu erhalten, möchten wir Sie um Ihre Mithilfe bitten:
 
Wenn Sie zur Zielgruppe der Käufer von Schuhen ab 200,- Euro gehören, füllen Sie bitte unter umfrage.get-primus.net den Onlinefragebogen aus. Es kostet Sie max. 5 Minuten Ihrer Zeit.
 
Das getTIME.net Institut als Initiator des Synergienetzwerks Mittelstand sucht derzeit je einen Spezialisten in den Bereichen Damenschuhe, Herrenschuhe, Kinderschuhe und Sportschuhe, welcher einer gehobenen Käufergruppe ein umfassendes Angebot an exklusiven Produkten anbietet. Mehr Informationen finden Sie unter www.get-primus.net .“

Bitte beachten Sie auch unsere aktuelle Suche: Schuhmachermeister für Start-Up oder Firmenerweiterung gesucht 

Gerne schicken wir Ihnen die Pressemeldung als Word- oder PDF-Dokument zu. 
Ansprechpartner für die Presse:
getTIME.net® Gesellschaft für Prozessoptimierung mbH
Roßstraße 183
47798 Krefeld
Geschäftsführer Olaf Berberich
mail Presse@get-primus.net
 
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www.gettime.net
www.get-primus.net
 

Bürokratieabbau – Kamp-Lintfort – Herbst 2005, 4.Teil, Kapitel II

An  einem  grauen  Herbsttag  fuhr  Nass  auf  der  Landstraße  zu  seinem  nächsten  Projekt.   Nass  war  einer  von  30  Projektleitern  der  Unternehmensberatung  Benning  und  Co. ,  welche  im  Auftrag  der  Bundesregierung  dieStrukturreform  von  Bund,  Ländern  und  Kommunen  auf  Basis  der  neuen  Kategorienstruktur  umsetzte. Innerlich  fühlte  sich  Nass  müde.   Drei  Jahre  war  er  nun  dabei.   Nachdem  2002  die Semantikredaktion  die  Kategorien  für  die  öffentliche  Hand  freigegeben  hatte,  wurde  in  Bund  und  Ländern  zwei  Jahre  darum  gerungen,  alle Abteilungen,  Ministerien,  etc.   den  für  die  Bürger  auf  Eindeutigkeit  überprüften  Kategorien  zuzuordnen. 2004  dann  hatte  man die  Städte  über  50. 000  Einwohner  abgearbeitet.  Umso  kleiner  die  Städte  wurden,  desto  größer  wurden  die Probleme.  

Vorbei  am  Schild  zu  einem  Technologiezentrum,  dann  links  vorbei  an  den  alten  von Siemens  übernommenen  Produktionshallen  des  Mobilfunkherstellers  BenQ,  sah  Nass  rechts  den alles  überragenden  Förderturm  mit  dem  Zechengelände  vor  sich. Die  Kumpel,  welche  die Straße  überquerten,  ließen  keinen  Zweifel  daran,  dass  hier  noch  im  Bergbau  gearbeitet  wurde. Wie  eine  Zeitreise  in  die  Vergangenheit  kam  es  ihm  vor.   Er  hielt  an  einer  Ampel.   Sein  Blick  fiel  auf  einen  grauen  Kasten,  der wohl  den Einkaufsmittelpunkt  der  Stadt  darstellte.   Irgendwie  schien  hier  nach  dem  Wirtschaftswunder  der  60er  Jahre  die  Zeit  stehen  geblieben  zu  sein. Seine  Gedanken  schweiften  ab  zur  Schulung  vor  wenigen  Wochen  in  der FINDERS  Zentrale  in  Friedrichshafen.   Er  hatte  sie  immer  noch  nicht  vergessen.   Shaona  Magu,  was  für  ein  Name.   Und  was  für  eine  quirlige  kleine  Person! Sie  stammte  aus  den  Malediven  und  hatte  sich  bestimmt  ähnlich  gefühlt,  als  sie  eine  Zeitreise  aus  der  Vergangenheit  ihrer  Insel  in  die  hochtechnologische  Gegenwart  von  FINDERS  hinter  sich  brachte. Energisch  hatte  sie  erklärt:  „  Sie  werden  immer  wieder  in  Ihrer  Arbeit  feststellen,  dass  die  Behörden  versuchen,  Besitzstände  zu  sichern.  Die  Kategorien  sind  für  das  einfache  Verständnis  des  Bürgers  definiert.   Sie  sind  eine  Verdichtung  des  sprachlichen  Standards.   Lassen  Sie  sich  auf  keine  Diskussionen  ein!“  

Nur  mit  halbem  Ohr  hatte  er  zugehört.   Viel  interessanter  war  es,  ihren  vollen  Mund  zu beobachten.

Er  war  sich  sicher,  das  Paket  mit  allem  Glück  der Welt  war  bereits  verschnürt  und  versendet  worden  und  er  könnte  nie  der  Empfänger  werden.   So  eine  Frau  konnte  einfach  nicht  mehr  zu  haben  sein. Das  Hupen  des  Hintermanns  brachte  ihn  wieder  in  die  Gegenwart  zurück.   Nachdem  er  sich  einen  Parkplatz  gesucht  hatte,  betrat  er  das  Rathaus.  

In  dem großen  Rathaussaal  wurde  er  bereits  erwartet.   Auch  die  10  Mitarbeiter  seines  Teams  waren  vollständig  anwesend. Es  war  einige  Minuten  vor  10. 00  Uhr.   Die  Koordination  der  Zusammenarbeit  hatte  die  Stadt  an  ihren  technischen  Mitarbeiter  Frank  Bitter  delegiert. Dieser  schaltete  den  Beamer  ein  und  aus,  ohne  ihm  ein  Licht  zu  entlocken.   Nass  verschwendete  keinen  Gedanken  daran,  ob  hier  mal  wieder  der Versuch  unternommen  wurde,  die  Zusammenarbeit  zu  sabotieren.   Er  sprach  kurz  zu  einem  seiner  Mitarbeiter  „Unser  Equipment. “

Der  Mitarbeiter  baute  den mitgebrachten  Beamer  und  Laptop  mit  Mobilfunkkarte  auf.   So  war  sichergestellt,  dass  auch  die  Internetleitung  funktionierte.  

Nass  erläuterte  kurz  dem  Stadtdirektor  und  den  Abteilungsleitern  sein  Vorgehen:

„Unsere  Beratung  verläuft  in  drei  Phasen. Zuerst  bekommen  alle  Mitarbeiter  der  Stadt  –  auch  die  der  stadtnahen  Institutionen  wie  Stadtwerke  etc.   –  einen  Fragebogen.   Jeder  Mitarbeiter  soll  beschreiben,  welche  Aufgaben  er  aus  seiner  Sichtweise  gegenüber  Bürgern  erfüllt. Dieser  Fragebogen  wurde  in  Zusammenarbeit  mit  einer dem statistischen Durchschnitt entsprechenden Gruppe von Bürgern  erstellt.   Die  Antworten  sollten  so  formuliert  sein,  dass  jeder  Bürger  versteht,  was  in  dem jeweiligen  Amt  passiert.   In  der zweiten  Phase  stimmen  wir die Aufgaben  mit  unseren  Kategorien  ab. In  der  dritten  Phase  haben  Sie  die  Möglichkeit,  eine  neue  Kategorie  vorzuschlagen,  wenn  Sie  sich  mit  Ihrem  Arbeitsbereich  nicht  zuordnen  können“. „Na,  welche  Informationen  hier  wohl  bereits  angekommen  waren?“  überlegte  Nass.   Am  Anfang  hatte  jedes  Bundesland,  jede  Stadt  versucht,  neue  Kategorien  durchzudrücken.   Nachdem  bei  der  zentralen  Aufarbeitung  der  Anfragen  immer  wieder  festgestellt  wurde,  dass  Abteilungen,  welche  sich  nicht  einordnen  konnten,  entweder  das  Gleiche  wie  eine  andere  Abteilung  oder unsinnige  Arbeiten  erledigten,  und  somit  eingespart  werden  konnten,  hatte  die  Anzahl  der Vorschläge  schlagartig  abgenommen. Zwei  Tage  waren  seine  Mitarbeiter  damit  beschäftigt,  bei  dem Ausfüllen  der  Fragebögen  zu  helfen.   Am  Abend  des  zweiten  Tages  saß  Nass  mit  seinem  Team  über  der  Auswertung  der  Fragebögen.

„Niederrheinische  Betonköpp,“  murmelte  ein  Mitarbeiter.   Nass  sah  ihn  scharf  an.   Es  war  bei  Benning  und  Co.   ein  eisernes  Gesetz,  dass  mansich  nie  negativ  über  seine  Kunden  äußerte. „Ich  weiß  gar  nicht,  was  Sie  haben,  ich  habe  mit  Schlimmerem  gerechnet.   Sie  dürfen  Kamp – Lintfort  nicht  mit  der  Organisation  z. B.   von  Köln  vergleichen. “  

Am  nächsten  Tag  verlief  die  zweite  Phase  erstaunlich  problemlos.   Das  System  der Aufgaben  in  Kamp  -Lintfort  war  durchdacht.   Vor  dem  Rathaussaal  traf  Nass  den  Wirtschaftsförderer.

„An  ihren  Strukturen  war  aber  schon  eine  Unternehmensberatung  dran?   Das  war  doch  ordentlich  teuer.   Kann  die  Stadt  sich  so  was  überhaupt  leisten?“

Der  Wirtschaftsförderer  sah  ihn  wütend  und  irritiert  zugleich  an,  sagte  aber  nichts. In  der  anschließenden  Sitzung  wurden  keine  weiteren  Kategorien  vorgeschlagen.   Nass  und  sein  Team  waren  zufrieden.   Sie  wurden  pauschal  bezahlt  und  waren  hier  zwei  Tage  früher  fertig  als  erwartet.

„War  das  nicht  ein  Wink  des  Schicksals,  Shaona  einfach  anzurufen?“  dachte  Nass.

Rückblick  auf  das Jahr  2005

Google  hatte  begonnen,  systematisch  selbst  Dienste  in  den  Bereichen  anzubieten,  welche  am  häufigsten  von  Nutzern  abgefragt  wurden. Das  häufigste  Keyword  war  über  Jahre  Routenplaner.   Hier  kaufte  Google  verschiedene  Firmen  und  brachte  Google  Earth  und  Google  Maps  auf  den  Markt.

Das  zweithäufigste  Keyword  war  Wetter.   Google  bot  darauf  hin  zahlreiche  Wetterdienste  und  Möglichkeiten  an,  das  regionale  Wetter  über  sogenannte  Gadgets  immer  im Browser  anzuzeigen. Ein  weiteres  Keyword  war  Telefonbuch.   Google  baute  systematisch  in  Google  Maps  alle  Firmenadressen  ein.    

Der Anweisungsempfänger – Eldenburg bei Waren – August 2005, 3.Teil, Kapitel II

Nach  und  nach  entwickelte  sich  dieses  Fax  für  Talik  zum  wichtigsten  Kommunikationsmedium  neben  dem  Telefon  zur  Außenwelt.   So  schickte  Isabella  ihm  regelmäßig  Fotos  aus  New  York.   Jedes  Foto  ging  über  eine  ganze  DIN  A4  Seite,  damit  Talik  auch  etwas  erkennen  konnte.   Es  war  ein  heißer  Sommertag.   Talik  hatte  fast  einen  Monat  von  seiner  Tochter  nichts  gehört.   Ob  es ihr  wohl  gut  ging?  Talik  wollte  seiner  Tochter  nicht  auf  die  Nerven  fallen,  deshalb  achtete  er  streng  darauf,  dass  er  ihr  nicht  mehr  R – Faxe  schickte,  als  sie  ihm. Sein  Häuschen  hielt  ihn  in  Trab.   So  hatte  er  nicht  zu  viel  Zeit  zum  Nachdenken.   Im  Sommer  wurde  das  kleine  Grundstück  zum  Urwald.   Er  musste  zumindest  den Weg  von  Disteln  und  Brennnesseln  sauber  halten.   Talik  war  froh,  dass  er  nicht  in  einer  dieser  Reihenhaussiedlungen  wohnte,  wo  jeder  Nachbar  akribisch  überprüfte,  ob  auch  der  Rasen  gemäht  war.   Einen  Vorgartenschönheitswettbewerb  brauchte  er  in  seinem  Alter  wirklich  nicht.  

Sein  Häuschen  lag  einsam  an  der Wasserverbindung  zwischen  Kölpingsee  und  Müritz.   Eingesehen  wurde  es  nur  gelegentlich  von  ankernden  Motorbooten.

Ab  und  zu  meinte  ein  Bootsbesitzer,  dass  sein  Haus  verlassen  sei  und  sich  hervorragend  als  Anlegeplatz  eignen  würde.   Inzwischen  hatte  sich  Talik  angewöhnt,  auf  der Terrasse  immer  einen  Liegestuhl  mit  einem  Handtuch  darauf  hinzustellen.   Seit  dem  hatte  er  auch  von  Seeseite  seine  Ruhe.   Sich  in  die Sonne  legen  konnte  er  schon  lange  nicht  mehr.   Seine  Augen  waren  so  empfindlich,  dass  er  selbst  an  grauen  Tagen  draußen  eine  Sonnenbrille  tragen  musste. Neben  der Terrasse  gab  es  einen  mageren  Boden,  der mit  Moosen  überwachsen  war.   Talik  hatte  vor  einigen  Jahren  eine  Wildblumenmischung  ausgestreut.   Dieses  Jahr  wurde  er  belohnt  durch  eine  wunderschöne  Wildwiese  mit  Margariten  und  Wiesensalbei.  

Heute  waren  wieder  die  Disteln  dran.   Zu  seiner  alten  Druckerschürze  hatte  er  sich  dicke  Lederhandschuhe  angezogen  und  seine  alten  Treter.   Schließlich  konnte  er  keine  Dornen  mehr  sehen. Die  normalen  Arbeitshandschuhe  waren  nicht  undurchlässig  genug  eben  wieder  etwas  nur  für  junge  Menschen,  wie  so  vieles  in  seiner  Umgebung.

Das  Handy  klingelte.   Umständlich  zog  er  sich  die  Handschuhe  aus  und  nahm  das  Handy  in  die  Hand.   „Ja?“

„Hallo,  Paps.   Ich  bin’s,  Isabella.   Kann  ich  mit  ein  paar  Freunden  vorbeikommen?“ Isabella  übertrieb  es  ein  wenig.   Sofort  fühlte  sich  Talik  an  alte  Zeiten  erinnert.   Halluzinierte  er jetzt,  begann  die  Demenz  ihn  in  die  Vergangenheit  zu  ziehen? Nachdem  das  Telefon  viel  zu lange  stumm  blieb,  fügte  Isabella  schnell  hinzu:

„Hab  ich  Dich  erschreckt?  Wir  wollten  Dich  überraschen.   Ich  war  auf  einem  Meeting  in  Deutschland  und  hab  Levis  und  Lena  Sorzorsky  mitgebracht.   Das  ist  doch  o. k.   für  Dich?“

Talik  seufzte  erleichtert  auf.   Gott  sei  Dank,  er wurde  nicht  senil.   Isabellas  amerikanische  Ausdruckweise  zeigte  ihm  eindeutig,  dass  er  sich  nicht  in  einem  Film  aus  der  Vergangenheit  befand.   “Natürlich  freue  ich  mich.   Bring  mit,  wen  immer  Du  willst.   Aber. .   Ach  Kind  ich  habe  überhaupt  nichts  zum  Anbieten  im  Haus“.

„Mach  Dir  darüber  keine  Sorgen.   In  einer  Stunde,  ja,  ist  Dir  das  recht?“

„Ich  freue  mich. “  

Schnell  versteckte  er  seine  Handschuhe  und  sein  Gartenwerkzeug  in  den  Büschen.   Keine  Zeit  zum  Aufräumen.   „Ich  muss  Kaffee  kochen.   Ach,  wie  das  bei  mir  aussieht. “ Endlich  würde er  Isabellas  Freund  Levis  kennen  lernen. Wo  sind  nur  meine  neuen  Schuhe?  Es  war  wirklich  wie  früher.   Nach  ca.   50  Minuten  hörte  er die Drei  lachend  den Weg  entlang  kommen.

Isabella  hatte  an  alles  gedacht,  an  einen  Kuchen  und  die  Getränke.   Nach  dem Kaffeetrinken  zog  Isabella  ein  kleines  Päckchen  aus  ihrer  Handtasche  und  Talik  überkam  eine  böse  Vorahnung.

Isabella  sah  den Blick  ihres  Vaters  und  kam  ihr  zuvor.   „Ja,  Paps,  wieder  neumodischer  Schnickschnack.   Aber  wenn’s  demnächst  was  Neues  gibt,  kommt  das  automatisch.   Das  Mobile  ist  updatefähig. “

Sie  zog  ein  Handy  mit  besonders  großen  Tasten  heraus.   Wusste  sie  denn  nicht,  welch  ungeheure  Anstrengung  es  für  Talik  bedeuten  würde,  sich  auf  ein  neues  Handy  einzustellen?  Wie  viele  Anrufe  würde er  wohl  abwürgen,  nur  weil  er  die  richtige  Taste  nicht  fand?

„Ich  habe  wirklich  lange  überlegt.   Ich  weiß,  auch  wenn  die  Tasten  größer  sind,  so musst  Du  Dich  erst  daran  gewöhnen.   Aber  das Handy  kann  WLAN  und  Festnetz“.

Als  sie  Taliks  unverständiges  Kopfschütteln  sah,  ergänzte  sie kurz:  „Well,  ich  meine,  du  kannst  damit  über  das  Festnetz  und  über  das  Fax  genauso  kommunizieren  wie  mobil. “ „Was  soll  ich  denn  davon  haben?“ „Paps,  sei  mir  nicht  böse.   Aber  die letzten  Briefe,  die  du  mir  per  Fax  geschickt  hast. . .   Ich  kann  einfach  Deine  Schrift  nicht  mehr  lesen.   Ich  hab  mich  nicht  mehr  gemeldet,  weil  Du  dann  gemerkt  hättest,  dass  ich  darauf  nicht  eingehe,  sorry. “  

Talik  war  entsetzt.   Aber  ja,  erhatte  sich  schon  gewundert,  warum  sein  Brief  an  die  Rentenkasse  nicht  beantwortet  worden  war.   Altern  ist  der ständige  Verlust  von  Kompetenz,  hatte  er  mal  gehört.   Aber  bevor  er eine  Depression  bekommen  konnte,  sorgte  Isabella  dafür,  dass  er alle Hände  voll  mit  dem neuen  Handy  zu tun  hatte.   Erst  musste  er sie anrufen.   Dann  rief  sie ihn  an.   Es  dauerte  2  Stunden  und  wer  weiß  wie  viele  Telefonkosten,  bis  er  mit  dem  Telefon  einigermaßen  sicher  war.   Die  drei  gaben  sich  alle  Mühe,  seine  Langsamkeit  nicht  wahrzunehmen  und  machten  unbeschwert  weiter  Witze.   Auch  Levis  war  überaus  geduldig.   Er  schien  der Richtige  für  Isabella  zu sein.

„So,  nun  kommt  der zweite  Teil.   Fühl  mal  diese  Taste. “  Isabella  führte  Taliks  Finger  auf  eine  große  Sondertaste  oben  auf  dem  Handy.

Nach  einem  kurzen  Moment  hörte  Talik  eine  Stimme  am  Handy .

„Bitte  geben  Sie  Ihr  Textdiktat  auf“.

„Sag  doch  mal  was!“  forderte  Isabella  Talik  auf,  wohl  wissend,  dass  dieser  wieder  begann,  erhebliche  Widerstände  aufzubauen.

„Was  soll  ich  denn  sagen?“  murrte  Talik. „Irgend  was,  dann  sag  halt  guten  Tag  und  leg  auf“.

 Kurz  nachdem  Talik  aufgelegt  hatte,  gab  das  Fax  einen  Ton  von  sich,  den  er  noch  nicht  kannte.   Auf  dem  Fax  Bildschirm  erschien  „Guten  Tag“.   Unter  jedem  Wort  stand  ein  Rechteck  und  ein  Dreieck.   Isabella  drückte  den Abbrechen  – Button  und  der  Bildschirm  erlosch. „So  und  jetzt  sag  noch  was  anderes“.

Talik  drückte  die  Taste  auf  seinem  neuen  Handy:  “Liebe  Isabella,  ich  weiß  zwar  nicht  warum,  aber  ich  mache,  was  du  willst  „ Kurz  darauf  erschien  auf  dem  Faxdisplay  in  sehr  großer  Schrift:  „Liebe  Isabla,  ich  weiß  zwar  nicht  darum,  aber  ich  mache,  das  du  willst“.

Allmählich  verstand  Talik.   „Also  ich  kann  einfach  ins  Handy  sprechen  und  das  schreibt  Dir  dann  einen  Brief?“

„Na  ja,  ganz  so  einfach  ist  das  doch  nicht.   Selbst  wenn  sich  die  Sprachanalyse  an  deine  Stimme  gewöhnt  hat,  wird  sie immer  Fehler  machen.   Talik  las  noch  einmal  genau,  indem  er Wort  für  Wort  über  den  Bildschirm  scrollte.   „Oh,  das geht  aber  nicht. “

„Na  ja,  einen  Brief  musst  du auch  korrigieren.   Wenn  Du  ein  Wort  löschen  willst,  klickst  Du  auf  das  Rechteck  darunter.   Wenn  Du  ein  Wort  neu  sprechen  willst,  klickst  Du  auf  das  Dreieck  unter  dem  Wort“.   Talik  klickte  auf  die  Dreiecke  unter  „Isabla“,  „darum“  und  „das“.   Dann  betätigte  er  den  ihm  schon  bekannten  Abschickbutton.

Daraufhin  klingelte  sein  Handy  und  eine  Computerstimme  sprach:  “Bitte  korrigieren  Sie  Isabla“  wenn  Sie  fertig  sind,  betätigen  Sie  die  Abschicktaste.   Zum  Wiederholen  drücken  Sie  die  Zurücktaste.   Jetzt  war  Talik  ganz  durcheinander.   Während  Levis  und  Lena  in  die  USA  zurückflogen,  blieb  Isabella  noch  eine  Woche  bei  ihrem  Vater,  bis  sie sicher  war,  dass  er  das  Dialogsystem  richtig  bedienen  konnte.    

Wettbewerb (gt/ob). Wir suchen den PRIMUS für Schuhe

Derzeit umfasst das Synergienetzwerk Mittelstand bereits über 100 Portale. Über 40.000 unterschiedliche User (unique referer sites, Messung Strato AG) im Monat besuchen diese Portale. Alle Portale sind über die gleichen Kategorien verbunden.
Die bestehende Kategorie Schuhgeschäft – ca. 2000 Interessenten monatlich in dieser Kategorie – werden wir nun durch die PRIMUS-Kategorien „Herrenschuhe“, „Damenschuhe“, „Kinderschuhe“ und „Sportschuhe“ ersetzen.
Wir nehmen unsere Verantwortung als Initiator des Trusted Internet sehr ernst. get-PRIMUS sponsert den Wettbewerbsgewinner je Kategorie im ersten Jahr durch Wegfall der Grundgebühr mit mehreren tausend Euro. Der Gewinner zahlt nur je auf seine Seite geleiteten Interessenten (je PPI-Click,  ab dem ersten Interessenten). Trotzdem wird der Wettbewerbsgewinner vollwertiger PRIMUS mit Exklusivgarantie für den 1. Platz in der Kategorie . Nach 2 Jahren besteht eine Verlängerungsoption.
Diese Auszeichnung ist an die ausgezeichnete Domain gebunden .

Die Auswahl trifft die get-PRIMIS Jury. Bewertet werden unter anderem:

           

  • Ist die Bewerberdomain auf den ausgeschriebenen Bereich spezialisiert?
  • Arbeitet des Shop Hersteller unabhängig?
  • Ist das Design klar strukturiert?

Die Bewerbungsfrist endet am 25.9.2008 um 24.00 Uhr. Bitte bewerben Sie sich hier und beantworten die Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr get-PRIMUS Team

Der integrierte Einsiedler – Eldenburg bei Waren – Februar 2004, 2. Teil, Kapitel II

Sicherlich  hatte  ein  kalter  Februar  am  Müritzsee  seinen  Charme.   Das  klare  helle  Licht  fiel  durch  die kahlen  Bäume  auf  das alleinstehende  kleine  Häuschen.   Auf  Stelzen  gebaut  ragte  es  mit  einer  großen  Terrasse  in  den  See  hinaus.   Rechts  schloss  sich  ein  kleiner  Bootsschuppen  an.   Bis  vor  10  Jahren  hatte  hier  eine  Holzjolle  mit  kleiner  Kajüte  ihre  Heimat.

Als  er  75  wurde,  hatte  Talik  aus  Vernunftsgründen  die  Jolle  gegen  ein  stabiles  kleines  Angelboot  mit  Außenborder  getauscht. Vernunftsgründe  bestimmten  ab  einem  gewissen  Alter  fast  alle Entscheidungen,  obwohl  man eigentlich  denken  sollte,  dass  die  fehlende  Verantwortung  für  andere  einen  von  Verantwortung  befreite.   Aber  kümmerte  man sich  nur  um  sich  selbst,  so  füllte  dies  das ganze  Maß  an  Kraft  aus,  welche  man noch  aufzubringen  in  der  Lage  war.   Nicht,  dass  Talik  sich  beklagen  wollte.   Bis  auf  das  leichte  Hinken  des  rechten  Beines  –  mit  50  war  ihm  beim  Farbwechsel  eine  Walze  auf  den  Fuß  gefallen  –  war  er  körperlich  fit.   Dies  verdankte  er seiner  Morgengymnastik  genauso  wie  der  Lebensweise  eines  Einsiedlers,  in  der  es  auch  heute  noch  auf  seine  Fähigkeit  für  sich  zu  sorgen  ankam.   Auch  wenn  er  nach  einem  Leben  angefüllt  vom  lauten  Saugen  der Papiereinfuhr,  vom  Dröhnen  der  Elektromotoren  und  dem  lauten  Klacken,  wenn  Druckzylinder  und  Gegendruckzylinder  das  Papier  von  den  Saugnäpfen  in  ihren  Passer  übernahmen  die Ruhe  seines  Hauses  schätzte,  so betrachtete  er doch  jeden  Menschen  weniger  in  seiner  Umgebung  als  herben  Schicksalsschlag,  der  in  seinem  Alter  durch  niemand  mehr  ausgefüllt  werden  konnte.   Sommer  2003  war  seine  Tochter  Isabella  –  30  Jahre  alt  –  nach  New  York  gezogen,  um  hier  Trendscout  für  den  Kategorienmanager  „Schuhe“  zu  werden.   Immerhin  hatte  er  bis  ins  hohe  Alter  eine  Tochter,  die mindestens  einmal  im Monat  –  im Sommer  meist  mit  einer  vergnügten  Gruppe  von  Freunden  –  seine  Frau  und  ihn  überfiel  und  die  Abwechslung  zu  Rostock  genoss.

Talik  war  sich  sicher,  Isabella  hätte  den Job  in  New  York  nicht  angenommen,  wenn  sie  gewusst  hätte,  dass  Barbara,  ihre  Mutter  und  seine  geliebte  Frau  3  Monate  später  sterben  würde.  

Nur  mit  Mühe  konnte  Talik  sie  davon  abhalten,  ihren  Job  hinzuschmeißen  und  zu  ihm  zu  kommen.   Talik  hätte  nie  gedacht,  wie  wichtig  einmal  ein  Fax  mit  Achtcard  für  sein  Leben  sein  würde.   2002  hatte  er  dem  modernen  Schnick  Schnack  nicht  getraut.   Briefe  abschaffen  und  alles  per  Fax,  was  sollte  das  bringen.   Nicht  einmal  einen  Briefträger  würde man noch  zu  Gesicht  bekommen.   Auch  war  seine  Makulopathie  inzwischen  soweit  fortgeschritten,  dass  Talik  nur  noch  20  Punkt  Schrift  lesen  konnte  und  das  auch  nur  unter  dem  Lesegerät.   2002  hatte  er  sich  für  das  1  Euro  teure  Pflichtmodell  entschieden,  ein  Schwarz –  Weiß  – Fax  mit  normal  großer  10er  Wähltastatur.   Nur  der  Breitcardleseschlitz  wies  auf  die  Achtcard  Kompatibilität  hin.   Talik  las  nie  die Bedienungsanleitung,  sondern  steckte  einmal  am  Tag  etwa  um  die  Zeit,  zu  der  früher  der  Briefträger  gekommen  war,  seine  Achtcard  in  das  Fax  und  das  Fax  begann  zu  drucken  oder auch  nicht.

Manchmal  druckte  es  nur  einmal  in  der Woche  ein  R – Fax  aus.   Sein  Fax  war  standardmäßig  so eingestellt,  dass  es  nur  auf  R – Faxe  reagierte.   Um  normale  Faxe  zu  erhalten,  hätte  er  die  Einstellung  ändern  müssen.   Aber  er  wollte  keine  Werbung.   Dies  war  eindeutig  ein  Vorteil.   Niemand  traute  sich,  ihm  unbestellte  Werbungen  über  R – Fax  zu  schicken.   

Ein  R – Fax  setzte  voraus,  dass  der Sender  sich  selbst  über  den  Schlüsselchip  auf  seiner  Karte  identifizierte.   Jeder  Rechtsanwalt  konnte  rechtssicher  eine  Abmahnung  mit  Kostennote  an  einen  entsprechenden  Spammer  schicken.   Zusätzlich  wurde  der  Versender  in  eine  Spammnegativliste  eingetragen.   Unbestellte  Werbung  über  R – Fax,  das war  wirtschaftlicher  Selbstmord.   Niemand  machte  das.

Zum  Weihnachtsfest  2003  war  Isabella  aus  New  York  herüber  geflogen  und  hatte  sich  in  Rostock  extra  einen  Kombi  gemietet,  um  den  großen  Karton  zu  transportieren.

Talik  hatte  sich  riesig  gefreut,  dass  Isabella  kam  und  sogar  einen  Christbaum  aufgetrieben,  selbst  geschmückt  und  vom  3  Sterne  Koch  aus  Waren  ein  Weihnachtsessen  kommen  lassen. Als  Isabella  den Karton  auspackte,  war  Talik  erst  enttäuscht.   Isabella  hatte  ihm  eines  des  ersten  Senioren  gerechten  Achtcardfaxe  mitgebracht.   Sie  hatte  sich  bei  ihrem  Chef  Frederichs  mächtig  ins  Zeug  gelegt,  dass  der  seine  guten  Konnektions  zum  FINDERS – Konsortium  nutzte,  um  das  Gerät  an  der  bis  Auslieferungsbeginn  zum  Weihnachtsgeschäft  schon  langen  Warteliste  vorbei  zubekommen.   

Es  wäre  falsch,  Talik  als  technikfeindlich  zu  bezeichnen,  er  war  immer  stolz  darauf,  mit  den  Jungen  mithalten  zu  können.   Den  ständigen  Neuerungen  der Digitalisierung  stand  er  jedoch  kritisch  gegenüber.   Er  hatte  beim  letzten  Wechsel  seines  Handys  schmerzhaft  feststellen  müssen,  wie  lange  er  brauchte,  um  mit  den noch  kleineren  Tasten  des  neuen  Handys  zurechtzukommen.   Die  Bedienungsanleitung  hätte  er  sicher  früher  gelesen.   Aber  mit  noch  5%  Sehkraft.  Auf  einem  Lesegerät  100  Seiten  zu  lesen,  das  kam  für ihn  einer  Lebensaufgabe  gleich.   Und  jetzt  kam  ausgerechnet  seine  Tochter  mit  einem  so  neumodischen  Schnick Schnack.   Aus  dem Beruf  als Drucker  war  er  mit  60  ausgeschieden.   Die  Entwicklung  vom  Buchdruck  um  Offsetdruck  hatte  er  problemlos  bewältigt.   Schließlich  hatte  schon  der  alte  Heidelberger  Tiegel  mit  Saug – und  Blasluft  gearbeitet.   Mit  der  sich  rasant  verändernden  Druckvorlagenherstellung  hatte  er  nichts  zu  tun.   Aber  das  permanente  Schleppen  der Papierstapel,  das  hatte  ihn  fertig  gemacht.   In  seiner  Freizeit  hatte  er  sich  sogar  hingesetzt,  um  ein  einfaches  Gerät  zu  entwerfen,  wodurch  50%  der  körperlichen  Arbeit  weggefallen  wäre.   Das  einseitig  bedruckte  Papier  musste  nach  jedem  Druck  manuell  gewendet  werden  und  erneut  in  die  Maschine  eingestapelt  werden.   Der  von  ihm  entwickelte  Stapelwender  war  ein  Sackkarren  ähnliches  Gerät,  mit  welchem  man das  Papier  aus  der  Druckmaschine  herausfahren,  wenden  und  an  der  anderen  Seite  wieder  hereinfahren  konnte  -ohne  körperliche  Anstrengung.     

Er  erhielt  sogar  ein  Gebrauchsmuster  und  sprach  mit  einem  Fabrikanten  von  Gabelstaplern.   „Wie  oft  haben  Sie  das  Gerät  schon  verkauft“  fragte  der  routinierte  Kaufmann.

 „Aber  ich  brauche  doch  erst  einmal  einen  Prototyp.   Sehen  Sie  hier,  es  ist  alles  genau  aufgezeichnet  und  errechnet“.

„Kommen  Sie  wieder,  wenn  Sie  Kunden  haben.   Bei  einer  entsprechenden  Stückzahl  ist  die  Produktion  kein  Problem. “

Isabella  war  nicht  beleidigt,  als Talik  „Neumodischer  Schnickschnack“  vor  sich  hinmurmelte.   Sie  kannte  ihren  Vater  gut.   Sie  redete  nicht  mehr  über  das  Achtcardfax  und  sie  genossen  beide  einen  langen  Abend  in  dem Talik  nicht  genug  davon  bekam,  Einzelheiten  aus  ihrem  neuen  Leben  in  New  York  zu  erfahren.   Über  Taliks  Leben  gab  es  nicht  viel  Neues  zu  berichten.   Talik  hatte  eine  Hilfe,  die  zweimal  in  der  Woche  saubermachte.   Isabella  hatte  am  Mittag  darauf  bestanden,  die  Dinge  zu  tun,  welche  eine  Hilfe  nun  mal  nicht  machte,  Spinnweben  unterm  Bett  entfernen,  Taliks  Kleidung  auf  Flecken  und  Löcher  zu  untersuchen,  etc. .   Dabei  hatte  sie  festgestellt,  dass  seine  Schuhe  alle  kaputt  waren.   Am  Abend  saßen  sie  gemütlich  bei  Kerzenlicht  zusammensaßen  und  beobachteten  die  grünen  und  roten  Positionslichter,  der  auf  dem  dunklen  Wasser  vorbeiziehenden  Sportboote.

„Paps,  hast  Du  Dir  mal  Deine  Schuhe  angesehen?“

„Was  ist  damit?  Ich  habe  vor  kurzem  noch  nachgesehen.   Die  haben  keine  Löcher. “ 

„Weißt  Du  noch,  wie  Du  an  meiner  Schülerzeitung  rumgemeckert  hast,  schlechter  Druck,  nicht  in  der  Mitte  geheftet  und  so“

„Ja  Isabella,  ich  wusste  gar  nicht,  dass  Du  mir  das übel  genommen  hast.   Du  weißt  doch,  ich  habe  meinen  Beruf  sehr  ernst  genommen.   Ich  wollte  Dir  doch  nur  was  beibringen. “

 „Ja  schau,  jetzt  nehme  ich  meinen  Beruf  genauso  ernst.   Ich  bin  dafür  zuständig,  in  den  USA  neuste  Trend  von  Schuhmoden  herauszufinden  und  besonders  kleine  innovative  Hersteller  für  das  FINDERS  -Netzwerk  zu  gewinnen.   Was  meinst  Du,  wenn  ich  mal  mit  Freunden  komme  und  Du  hast  nur  diese  alten  Treter.   Dann  halten  mich  doch  alle  für  eine  Stieftochter. “

„Stieftochter,  so,  so,  das  gibt´s  jetzt  auch  schon,“  Talik  lachte,  Isabella  hatte  gewonnen.

Nachts  schlich  sich  Isabella  heimlich  aus  dem  Bett  und  tauschte  das  alte  Fax  geben  das neue  Achtcardfax  aus.   Das  Fax  selbst  war  wenig  auffällig,  aber  er  konnte  auch  farbige  Faxe  empfangen  und  hatte  einen  unsichtbaren  Rechner  mit  einer  OCR  Software  für  den  T- Fax  Standard  integriert.   Isabella  musste  nur  den 22’’  Flachbildmonitor  auf  das  Gerät  aufstecken  und  das Achtcardfax  an  Strom  und  Telefonleitung  anschließen.

Dann  ging  sie wieder  ins  Bett.  

Nach  der  langen  Nacht  frühstückten  sie  spät.   Talik  holte  seine  Achtcard  aus  seinem  Geldbeutel  „ich  muss  gerade  mal  sehen,  ob  Post  gekommen  ist“  und  ging  ins  Nebenzimmer.   „Neumodischer  Schnickschnack“  maulte  er  leise  und  erschreckte  sich,  alser Isabella  hinter sich  bemerkte.   „Na  da  hast  du mir  ja  was  Schönes  geschenkt,  das  war  doch  bestimmt  auch  noch  fürchterlich  teuer.   Du  solltest  Dein  Geld  zusammenhalten  Kind. “  

Er  fand  den  Schlitz  für  die  Achtcard  und  steckte  die  Karte  mit  der  Seite,  auf  der  das  kleine  Schlüsselsymbol  abgedruckt  war  in  den  Schlitz.   Die  richtige  Seite  zu  finden,  war  für  ihn  kein  Problem,  da  außer  dem kleinen  Schlüsselsymbol  in  Brailleschrift  eine  Markierung  für Blinde  auf  die  Karte  aufgebracht  war. Zwei  R  – Faxe  kamen  wie  gewohnt  aus  dem  Schlitz.   Der  22’’  Bildschirm  war  dabei  hell  geworden  und  zeigte  über  den  gesamten  Bildschirm  10  beschriftete  Buttons  und  eine  Tastatur.   Die  Beschriftung  war  so  groß,  dass  Talik  sie  problemlos  lesen  konnte.   Nachdem  die  beiden  R – Faxe  ausgedruckt  waren,  gab  das  Fax  einen  Talik  unbekannten  Ton  von  sich.   Anstelle  weiterer  Ausdrucke  erschienen  auf  dem Monitor  6  Bilder  von  Schuhen  so  groß,  dass  er  ein  Paar  Schuhe  erkennen  konnte,  die bequem  zu sein  schienen .

Schick  interessierte  ihn  nicht.   Schließlich  lief  er  die  meiste  Zeit  mit  einem  alten  Druckerkittel  herum.   Dazu  passten  nur  bequeme  Schuhe.

Talik  zeigte  auf  diese  Schuhe  und  berührte  aus  versehen  den  Monitor.   Sofort  begann  das  Fax  eine  Telefonnummer  zu  wählen.   Wenig  später  hielt  Talik  einen  Ausdruck  in  Händen  mit  einem  großen  Farbbild  der  ausgewählten  Schuhe,  einer  ausführlichen  Beschreibung  und  einem  bezahlbaren  Preis.   Darunter  stand  der  Satz:    

Sehr geehrter Herr Talik, wir würden uns freuen, Sie als Kunden gewinnen zu können. Die Schuhe sind in ihrer Größe 43 innerhalb von 7 Werktagen an Ihre Adresse lieferbar.  

 

Der  Bildschirm  zeigte  jetzt  3  Buttons  an:  Zurück,  Weitere,  Bestellen.   Talik  war  baff.   Natürlich  wusste  er,  was  ein  Touchscreen  ist,  aber  dass  das  so  einfach  geht  und  er mit  seiner  Makulopathie  das  noch  selbst  machen  konnte.   „Toll“.   Isabella  grinste.   „Möchtest  du  die  haben?“.   Talik  nickte.   „Na  dann  bestell  sie“.

Nun  wollte  Talik  sich  aber  nicht  mehr  blamieren.   Er  drückte  auf  den  Button  bestellen.   Die  allgemeinen  Geschäftsbedingungen  wurden  ausgedruckt.   Immerhin  war  die  Schriftgröße  so,  dass  er,  wenn  er  wollte  diese  mit  seinem  Lesegerät  nach  einigen  Stunden  gelesen  hätte.   Auf  dem  Bildschirm  erschien  nun,  bitte  stecken  Sie  Ihre  Geldkarte  ein.   Talik  nahm  die  Achtcard  aus  dem  Schlitz  und  drehte  sie  so,  dass  das  Geldsymbol  zum  Schlitz  zeigte.   Prompt  wurde  die  Rechnung  mit  der  Zahlungsbestätigung  ausgedruckt.

Talik  war  nicht  dumm,  er wusste,  wenn das so einfach  war,  musste  hier  eine  ungeheure  Entwicklung  dahinter  stecken. Die  ersten  Offsetdruckmaschinen  zogen  oft  zwei  Blätter  auf  einmal  ein.   Er  freute  sich  immer,  wie  er  jüngere  Kollegen  überraschen  konnte,  wenn  er  plötzlich  losrannte  und  die Schnelloffsetmaschine  stoppte.   Einige  Sekunden  später  und  er hätte  die Maschine  waschen  müssen,  weil  das  zweite  Blatt  sich  in  den  Walzen  aufgelöst  hätte.   Später  gab  es dann  die Doppelblattkontrolle  und  der  Einzug  von  zwei  Blättern  auf  einmal  wurde  immer  seltener.   Die  Jungen  nahmen   es  als  selbstverständlich  hin,  dass  alles  lief,  er  wusste  wie  viel  Arbeit  in  einer  einfachen  Anwendung  steckte.   Und  richtig,  er  waren  erhebliche  Widerstände  zu  überwinden  gewesen,  bis  das  FINDERS – Konsortium  diese  Technologie  auf  den  Markt  bringen  konnte.   Hätte  manmich,  Frederichs  als  Kategorienmanager  gefragt,  so  hätte  ich  geantwortet:  “Also  ich  bin  wirklich  kein  Technikspezialist,  das  besondere  an  dem  R – Fax  ist,  dass  es  Internet  und  ISDN  oder DSL  nur  nutzt,  wenn  der  Empfänger  mit  einem  Computer  arbeitet.   Sonst  reicht  ein  Achtcard  fähiges  Fax  und  eine  Telefonleitung,  um  zu  den  analogen  Faxtönen  zusätzliche  Signale  zu  übertragen. “  Zum  TFax  – Standard  hatte  es  zum  Oktoberfest  in  München  ein  feuchtfröhliches  Treffen  vieler  Kategorienmanager  gegeben.   Deshalb  hätte  ich  hierzu  auch  Auskunft  geben  können:  „Der  TFax – Standard  wurde  speziell  für Achtcardgeräte  entwickelt.   Die  Faxe  werden  vor  dem  Ausdruck  in  einem  digitalen  Speicher  abgelegt.   Im  eingescannten  Fax  werden  bis  zu  6  Telefonnummern  mit  dazugehörigen  Bildern  erkannt  und  einzeln  abgespeichert.   Die  Bilder  werden  auf  dem  Touchscreen  angezeigt  und  über  die  hinterlegten  Telefonnummern  beim  Anklicken  weitere  Informationen  abgerufen“. Damit  war  allerdings  noch  nicht  erklärt,  wieso  auf  dem  R – Fax  direkt  Schuhe  und  dann  auch  noch  in  der  Schuhgröße  von  Talik  angezeigt  wurden.  

Isabella  hatte  heimlich  nachts  noch  ihren  Freund  Levis  in  New  York  angerufen.   Obwohl  es  in  den  USA  noch  keine  Achtcardgeräte  zu  kaufen  gab,  hatte  Isabella  mit  dem Benutzernamen  und  Passwort  ihres  Vaters  über  das Internet  unter  www. finders. de  ein  grundsätzliches  Profil  mit  Angaben  über  Alter,  Sehkraft,  etc.   einrichten  können.   Diese  Daten  wurden  auf  einem  Shoppingserver  abgespeichert.   Ihr  Freund  hinterlegte  in  der  Kategorie  Schuhe  „Größe  43,  bequeme  Winterschuhe“.   Dann  suchte  er mit  dem Passwort  von  Talik  Schuhe.   Die  Ergebnisse  schickte  er  über  sein  Achtcardmultifunktionsgerät  als  R – Fax  zu  Talik.   Das  Weichnachtsfest  ging  viel  zu  schnell  vorbei.   Am  zweiten  Weihnachtsfeiertag  saßen  beide  wehmütig  beieinander.   Isabella  würde nach  dem  Frühstück  aufbrechen.   Am  Abend  ging  ihr  Flieger  zurück  nach  New  York.   „Paps,  noch  was. “  „Salamitaktik,  was  den  noch?“   „Ich  mach  mir  Sorgen,  dass  du in  deinem  Alter  hier  ganz  alleine  sitzt  und  was  passiert. “  Willst  du,  dass  ich  ins  Altersheim  gehe?“ 

„Quatsch,  aber  bitte  stecke  die Achtcard  nicht  mehr  in  deinen  Geldbeutel,  sondern  lass  sie  mit  dem  Arztzeichen  im  Fax,  wenn  du  zuhause  bist.     

„Was  soll  das  bringen?“  „Seit  diesem  Jahr  ist  der  Gesundheitsserver  eingerichtet.   Deinen  Krankenkartenchip  benutzt  Du  ja  jetzt  schon  beim  Arzt  und  im  Krankenhaus.   Das  neue  Fax  ist  mit  WLAN,  also  mit  einem  Funksender  ausgestattet.   Dafür  gibt  es  noch  die  neue  Uhr. “ 

Damit  nahm  sie  ein  weiteres  Geschenk  aus  ihrer  Reisetasche.   Sie  hatte  es  Talik  am  Heiligabend  nicht  gegeben,  weil  das nun  wirklich  zu  viel  auf  einmal  gewesen  wäre.   „Hm,  eine  Uhr,  meine  alte  geht  noch.   Die  habe  ich  weggelegt,  weil  ich  das  Ziffernblatt  nicht  mehr  erkennen  kann. “ 

 „Eine  Uhr  ist  es  auch,  aber  vor  allem  ist  es  ein  Pulsmesser.   Wenn  dein  Puls  aussetzt,  wird  automatisch  ein  Fax  mit  Deinen  Krankendaten  ans  Krankenhaus  geschickt,  dafür  muss  immer,  wenn Du  nicht  gerade  was  anderes  am  Fax  machst,  die  Seite  mit  dem  Arztsymbol  eingesteckt  sein. “      

  • Die Patentanmeldung zum Steuergerät für Ein- und Ausgabesysteme finden Sie in  http://www.dpma.de unter der Anmeldenummer DE 100 10 504 A1.