Am Ende und am Anfang – Pagera, Mallorca – März 2003, 6.Teil, Kapitel I

Professor  Liebetreu  saß  auf  der  Terrasse  seines  kleinen  Häuschens.   Endlich  Ruhe,  nichts  und  niemanden  mehr  sehen.   Nichts  mehr  denken  und  vor  allem  nicht  mehr  erinnern  –  für  die  Pension.

Letzte  Woche  noch,  da  saß  Liebetreu  im  Landgericht  einer  deutschen  Kreisstadt.   Den  Namen  durfte  er nicht  einmal  denken. Es  war  haarscharf  gewesen,  dann  hätte  er  seine  Pension  verloren.   Wofür? 

Es  war  genauso  dumm  wie  gutmütig  gewesen.   Er  hatte  wirklich  geglaubt,  dass  es  so  etwas  wie  Fairness  im  Geschäftsleben  gibt.   1998  hatte  er  Christian  Wolff  nach  einer  linguistischen  Vorlesung  kennen  gelernt.   Wolff  war  ihm  zunächst  wegen  seiner  äußerst  unterwürfigen  Haltung  unsympathisch  gewesen.

 „  Herr  Professor  Liebetreu,  also  entschuldigen  sie,  also  ich  möchte  wirklich  nicht  stören. “

„Ja,  nun. “ 

„Ich  habe  mich  mit  einer  Sache  beschäftigt,  die mich  nicht  in  Ruhe  lässt.   Sie  haben  doch  in  ihrer  Vorlesung  von  Morphemen  gesprochen.   Meinen  Sie,  dass  man die  kleinste  mögliche  Sinneinheit  auf  den  Computer  übertragen  könnte?“  

Liebetreu  hatte  täglich  mit  dem Computer  zu  tun,  aber  warum  gerade  die Morphemmethode  dem  Computer  weiterhelfen  sollte,  konnte  er  sich  beim  besten  Willen  nicht  vorstellen.   Andererseits  hatte  er  lange  ein  spannenderes  Betätigungsfeld  als  die  Linguistik  gesucht.   Auch  war  das der Bereich,  der  von  der  öffentlichen  Hand  extrem  forciert  wurde.   Wer  den Schlüssel  zur  Wissensgesellschaft  findet,  na,  dem  gehört  die Zukunft. „Herr  Wolff,  kommen  Sie  doch  morgen  nach  der Vorlesung  um  14. 00  Uhr  vorbei.   Da  habe  ich  Zeit. “ 

Es  begann  schon  wieder  hell  zu  werden,  als  sie  auseinander  gingen.  

 „Herr  Wolff,  das müssen  sie sich  patentieren  lassen,  soll  ich  mit  einem  guten  Anwalt  einen  Termin  machen?“ 

„Herr  Professor,  das wäre  wirklich  ausgesprochen  zuvorkommend  von  Ihnen.   Wenn  das  möglich  wäre,  das  wäre  wirklich  phantastisch. “

Der  Patentanwalt,  der  im  Wesentlichen  für  ein  großes  Telekommunikationsunternehmen  arbeitete,  war  beeindruckt.   Nachdem  er  telefonisch  von Liebetreu  erfahren  hatte,  worum  es ging,  hatte  er  den  Termin  kurzerhand  dazwischen  geschoben. „So  was  kommt  mir  nur  selten  auf  den  Tisch.

“ Meist  geht  es nur  um  eine  kleine  Neuerung  an  einer  bestehenden  Technologie.   Wenn  wir  den  Verfahrenskern  herausarbeiten  können,  müsste  das  patentierbar  sein. “  

Nur  wenige  Wochen  später  bekam  Liebetreu  einen  Termin  im  Landesbildungsministerium.   1999  mitten  im  Internet  Hype  hatten  die  meisten  Ministerien  schon  das  ein  oder andere  Vorzeigeprojekt.   Diesen  Trend  hatte  man im  Bildungsministerium  bisher  verschlafen.   Die  im  Wirtschaftsministerium  würden  Augen  machen,  wenn  man hier  ein  Technologiecluster  bauen  könnte  und  das  gesamte  Internet  zukünftig  steuern  würde.   „Das  fördern  wir  alles.   Stellen  Sie  den  Antrag. “

Den  hatte  Liebetreu  gestellt  und  prompt  2  Millionen  Euro  bekommen.   Und  nun,  nun  war  er  nur  ganz  knapp  an  einer  Verurteilung  wegen  Untreue  vorbeigeschrammt,  weil  die  Richter  der  zweiten  Instanz  sich  zumindest  die  Beweise  angesehen  haben.   Persönlich,  persönlich  hatte  er  nur  Arbeit  damit.   Wenn  ihn  jemand  darauf  ansprechen  würde,  würde er  heute  leugnen,  dass  er  neben  vielen  Arbeitsstunden  auch  noch  persönlich  Geld  dahinein  gesteckt  hatte.   Alle  würden  ihn  für  einen  Trottel  halten.

Die  Rente  hatten  sie  ihm  unter  der  Voraussetzung  gelassen,  dass  er  keinen  Kommentar  zur  ganzen  Sache  abgeben  würde.  „Sie  würden  sonst  immer  einen  Weg  finden“  ließen sie ihn wissen. Wer sie waren, wußte er bis heute nicht so genau. Aber dass sie eine Möglichkeit fanden, ihm mitzuteilen, was sie von ihm erwarteten, ohne je mit ihm zu sprechen, zeigte, wie mächtig sie waren.

Sie  hatten  ihn  klein  gekriegt,  so  klein,  dass  er  in  Pagera  niemandem  erzählte,  dass  er  Professor  war.   Genaugenommen,  wenn  er  nicht  musste,  sprach  er  überhaupt  nicht  mehr  –  trotz  hervorragender  Kenntnisse  der  deutschen  Sprachsyntax.  

 

Der Entscheider – Friedrichshafen – Juni 2005, 5.Teil, Kapitel I

Sie  war  gegangen,  wie  ihn  ein  Blick  durch  sein  Loft  überzeugte.   Kaminski  wollte  alles  immer  schön  übersichtlich  in  seinem  Leben.   Als  er  1995  in  Hamburg  Geschäftsführer  eines  Internetproviders  geworden  war,  da  gab  es  nur  einen  Platz,  der  für  erfolgreiche  Jungunternehmer  angesagt  war,  ein  Loft  im  Hamburger  Hafen,  damals  noch  für umgerechnet  lumpige  2000,–  Euro  je  qm  zu  haben.   Eigentlich  sah  Friedrichshafen  erst  wie  ein  Abstieg  aus.   In  einer  kleinen  Stadt  Geschäftsführer  einer  Firma,  die  niemand  kannte  und  an  der  fast  alle  in  Friedrichshafen  wichtigen  Akteure  wie  z. B.   Dornier  Anteile  hielten,  war  nun  wirklich  nicht  vergleichbar,  mit  dem Geschäftsführer  eines  Großstadtproviders.   

Wenn  man  einen  Job  nicht  haben  will,  stellt  man Bedingungen,  welche  nicht  erfüllbar  sind.   Wenn  sich  der  Grund  der  Absage  herumspricht,  steigert  das  den  eigenen  Markwert.   Kaminski  konnte  also  nur  gewinnen.   Er  forderte  ein  mit  Hamburg  vergleichbares  Loft  und  20%  Anteile  an  der  Firma.   Er  bekam  die Zusage  umgehend.   Ehrlich  gesagt,  so  ungelegen  kam  Kaminski  der Wechsel  nicht.   Die  Umsatzzahlen  waren  meilenweit  von den Sollvorgaben  entfernt.   Wenn  Kaminski  auch  vom  Providergeschäft  wenig  Ahnung  hatte  -schließlich  ging  es ja  nur  um  die üblichen  kaufmännischen  Entscheidungen  –  so entging  ihm  nicht,  dass  1999  bereits  die  Konsolidierung  begann.   Die  Großen  schluckten  die  Kleinen.   Ein  Regionalprovider  konnte  hier  langfristig  nicht  mithalten.   Was  das  Loft  betraf,  so  zauberten  die  Friedrichshafener.   Zwar  war  es nur  ein  50er  Jahre  Bau,  aber  die Wohnung  im 5.   Stock  stand  mit  ihrem  Blick  über  den  Bodensee  der  Hamburger  Wohnung  in  nichts  nach.   Nachdem  einige  Wände  entfernt  worden  waren,  war  die  Wohnung  auch  innen  kaum  vom  Loft  in  Hamburg  zu unterscheiden.   Der  Preis  war  konkurrenzlos  und  war  bei  weitem  niedriger  als  die  4000,  Euro  je  qm,  welche  er  beim  Verkauf  seines  Hamburger  Lofts  erzielte.  

Er  war  sogar  ein  bisschen  froh.   Schließlich  hatte  mal  ein  Kollege,  den er für kompetent  hielt,  zu ihm  gesagt:“  Na,  wenn  man Global  2000  glaubt,  dann  musst  du in  ein  paar  Jahren  ein  Boot  nehmen,  wenn  Du  in  Deine  Wohnung  willst. “   

Kaminski  hatte  sich  nie  für  Umweltprobleme  interessiert.   Die  Beschäftigung  mit  Themen,  welche  nicht  aktuell  anstanden  oder ihn  nicht  unmittelbar  betrafen,  betrachtete  er  als  Zeitverschwendung.

Jedoch  hatte  gerade  die Fähigkeit,  Dinge  nicht  zu  bewerten,  Kaminski  vor  Fehlentscheidungen  bewahrt.   Wenn  man seine  Wohnung  gut  verkaufen  konnte  und  es  die  Möglichkeit  gab,  dass  später  kein  höherer  Verkaufspreis  zu  erzielen  war,  dann  verkaufte  man eben.  

Warum  die  Friedrichshafener  so scharf  auf  ihn  waren?  Nun,  eigentlich  war  eine  geschönte  Pressemitteilung  schuld.   Er  wurde  in  einer  überregionalen  Wirtschaftszeitung  zum  „Kreativen  Manager  des  Jahres“  gewählt.   Die  Auswahl  wurde  einzig  und  allein  auf  Basis  der Analyse  verschiedenster  Interviews  mit  Managern  getroffen,  durchgeführt  von  einem  anderen  Medium  der gleichen  Unternehmensgruppe.   Wie  üblich  hatte  Kaminski  verschiedenste  von  seinen  PR  Beratern  vorbereitete  Anekdoten  und  Statements  eingefügt.

Kaminski  zog  sich  an  und  ging  zum  Frühstück  in  die  Altstadt  in  sein  Stammlokal.   Kaum  hatte  er  bestellt  und  seine  Wirtschaftszeitung  aufgeschlagen,  da  klingelte  sein  Handy.  

„Ja“  Kaminski  schaffte  es durch  den Tonfall,  mit  dem  er  diese  zwei  Worte  aussprach,  Müller  das  Gefühl  zu  geben,  dass  er eindeutig  ein  Anrufer  zuviel  sei.

„Äh,  Müller,  wir  waren  in  ihrer  Wohnung  für  10. 00  Uhr  verabredet.   Wie  sie wissen,  bewerbe  ich  mich  für die Position  des  Leiters  ihrer  Außenvertretung  in  Spanien. “

„Ich  bin  im  Cafe  Zeppelin  bis  11. 30  Uhr.   Diese  Zeit  sollte  für  ein  Kennenlernen  reichen. “

„Gute  Idee  Herr  Kaminski,  Cafe  Zeppelin  sagten  Sie?“  Kaminski  hatte  schon  aufgelegt.   Kaminski  kannte  den Lebenslauf  von  Müller.   Ausgezeichnete  Referenzen,  schnell  nach  oben  gekommen,  aber  wenig  Eigenverantwortung  übernommen,  immer  geschickt  zur  richtigen  Zeit…  Das  könnte  zum  Problem  werden. 

 „Müller,  guten  Tag  Herr  Kaminski.   Es  freut  mich,  Sie  endlich  persönlich  kennen  zu  lernen.   Was  gibt  es  schöneres,  als  für  das  Findens  Konsortium  zu arbeiten“  sagte  ein  gepflegter,  aber  absolut  unauffälliger  Mann.   Das  waren  für  Kaminski  eindeutig  20  Worte  zu  viel.

„Herr  Müller,  warum  wollen Sie  diesen  Job?“

Sichtlich  fassungslos  versuchte  Müller  sich  zu  sammeln.   Sicher,  er  war  es  gewöhnt,  dass  Einstellungsgespräche  nicht  einfach  verliefen.   Aber  diese  Unverschämtheit  –  schließlich  hatte  er  Referenzen.   „Ich  habe  bereits  Erfahrungen  mit  dem Vertrieb  von erklärungsbedürftigen  Produkten  gesammelt.   Wie  Sie  sicherlich  aus  meinen  Unterlagen  bereits  entnommen  haben,  war  ich  sogar  sehr  erfolgreich  verantwortlich  für  den  Vertrieb  einer  Search  Engine  Optimiser  Agentur  tätig. “

 „Herr  Müller,  sehen  Sie  dieses  Jugendstilhaus  auf  der  anderen  Straßenseite?  Stellen  Sie  sich  vor,  ich  würde ihnen  die  Immobilie  für  0,50  Euro  anbieten.   Was  wäre  Ihre  Antwort?“   

 Endgültig  verwirrt  täuschte  Müller  einen  Hustanfall  vor.   Dies  hatte  er  als  letztes  Mittel  für  den  Fall  trainiert,  dass  er  mal  nicht  mehr  weiter  wusste.   Noch  nie  hatte  er  diese  Finte  einsetzen  müssen.   Was  sollte  das?  War  Kaminski  schon  bei  den Gehaltsverhandlungen  angekommen?  Nur  jetzt  nicht  in  die  Falle  tappen.  

„Ich  würde das  Angebot  prüfen“.   Seine  Stimme  hob  sich  einen  Tick  zu hoch  am  Ende  des  Satzes,  so  dass  man das  Fragezeichen  heraushörte.  

„Herr  Müller,  ich  habe  keinen  Job  für  Sie,  aber  eine  Lektion  für´s  Leben:  „Reduzierung  des  Kaufpreises  auf  0,25  Euro  und  ich  werde  die  Qualität  des  Objekts  prüfen. “  Dies  ist  die  einzige  Antwort,  die  ein  Spanienverantwortlicher  gibt,  der  den  angepeilten  Marktanteil  von  über  50%  innerhalb  von  5  Jahren  erreicht“.   Während  Kaminski  noch  sprach,  wendete  er  sich  wieder  seiner  Zeitung  zu.   Das  Gespräch  war  beendet.  

Ihr Handlungsstrang: Beschreiben Sie doch ein wenig mehr über das Leben in Friedrichshafen. Können Sie das Ende dieses Kapitels versöhnlich gestalten, z.B. durch ein schönes Erlebnis, welches Müller wieder aufheitert?      

Der Entscheider – Friedrichshafen – Juni 2005, 4.Teil, Kapitel I

Willi  Kaminski  stand  auf  und  stellte  entnervt  fest,  dass  sie  noch  immer  da  war.   Dass  Frauen  nie  merkten,  wenn beim  Onenightstand  das  Frühstück  nicht  inbegriffen  war.   Inzwischen  langweilte  ihn,  dass  er  alles  haben  konnte,  was  er  wollte.  

Er  hatte  alles  erreicht,  was  man erreichen  konnte,  er war  CEO  des  FINDERS  – Konsortiums,  welches  über  50%  des  deutschen  Handelsvolumens  begleitete  –  wie  es  so  schön  neudeutsch  hieß. Das  war  nicht  immer  so  gewesen.   Er  tat  alles  dafür,  dass  nie  die  Sprache  auf  seine  Jugend  kam.   Aufgewachsen  war  es  als  Sohn  eines  Bergmanns  in  einem  schmuddeligen  Vorort  von  Saarbrücken.   Er  hatte  hart  arbeiten  müssen,  um  hierhin  zu  kommen.   Andere  waren  der  Meinung,  dass  es  einige  Eigenschaften  gab,  die  ihm  geholfen  hatten,  für  die  er  eigentlich  nichts  konnte.   Dazu  gehörte  seine  Größe  von über  zwei  Metern  genauso,  wie  sein  makelloses  Äußeres  und  sein  muskulöser  Körper.   Schon  früh  hatte  er  begriffen,  dass  alles  um  ihn  herum  auf  Schau  aufgebaut  war.   Bei  den  Prügeleien  in  der Nachbarschaft  gewann  letztendlich  immer  der,  der  die  wenigste  Angst  zeigte.   Eigentlich  hatte  Kaminski  immer  Angst  gehabt,  Angst  dass  jemand  herausfand,  wie  wenig  er  eigentlich  selbst  darüber  wusste,  warum  er  immer  Erfolg  hatte  und  heute  eine  solch  wichtige  Position  einnahm.   Desto  höher  er  stieg,  umso  größer  wurde  die Angst.   Mit  seiner  Angst  steigerte  sich  in  gleichem  Maße  sein  Abstand  zu  seinen  Mitmenschen.   Diesen  erschien  die  Distanz  als natürliche  Reaktion  des  Einsamen  an  der  Spitze.    

Aber  das  war  es  nicht.   Kaminski  hatte  sich  selbst  verloren  und  spielte  nur  noch  die  Rolle,  die  er  immer  gespielt  hatte,  sorgsam  bedacht,  keinen  Fehler  zu machen.   Diese  Rolle  war  ihm  auf  den  Leib  geschnitten.  

Solange  er keine  Entscheidung  traf,  machte  er keinen  Fehler.   Entscheidungen  trafen  andere.   Waren  die  Entscheidungen  richtig,  so  waren  es  die  Entscheidungen  von Willi  Kaminski.   Waren  die Entscheidungen  falsch,  so waren  es die Entscheidungen  anderer.  

Diese  Angst  beherrschte  Willi  Kaminski  so,  dass  kein  weiteres  Gefühl  Platz  hatte,  nicht  einmal  eine  Vorliebe,  ein  Hobby  hätte  er  benennen  können,  wenn  er  ehrlich  geantwortet  hätte.   In  Presseinterviews  war  seine  Vita  natürlich  perfekt,  gespickt  von privaten  Geschichtchen,  welche  er  entweder  bei  anderen  aufgeschnappt  oder sich  von  einem  seiner  PR  – Berater  hatte  erfinden  lassen.   Willi  Kaminski  hatte  das  Talent,  zur  richtigen  Zeit  am  richtigen  Ort  die  richtigen  Leute  kennenzulernen.   Auch  dafür  konnte  er  eigentlich  nichts.   Es  war  so  und  er  ging  davon  aus,  dass  es  auch  in  Zukunft  immer  so  sein  würde.  

Er  schaute  aus  dem  Fenster  des  6.   Stocks.   Der  Ausblick  reichte  bis  zur  gegenüberliegenden  Seite  der  Bodensees.   Es  sollte  ein  schöner  klarer  Sommertag  werden.   Sie –  ihren  Vornahmen  hatte  er  vergessen  -zog  sich  umständlich  an,  wohl  immer  noch  in  der  Hoffnung,  zum  Frühstück  eingeladen  zu  werden. Das  Telefon  klingelte.  

„Ja“  Kaminski  hatte  auch  gelernt,  dass  Leute  die  wenig  sagen,  wenig  falsch  machen  können und  man ihnen  gleichzeitig  unterstellt,  dass  sie  viel  denken,  bevor  sie  etwas  sagen.  

„Ja,  ik  bin`s  Willi,  der  Christoph,  ik  hab  da  ne  Idee. “  Es  gab  wenige,  die  sich  mit  Kaminski  duzten.   Keiner  sonst  würde sich  erlauben,  am  Sonntag  Morgen  einfach  wegen  einer  neuen  Idee  anzurufen.   Normalerweise  hätte  Kaminski  mit  einem  „Es  geht  gerade  nicht“  das Gespräch  beendet.   Aber  Kaminski  war  sehr  wohl  bewusst,  was  er  Christoph  Wolff  alles  verdankte  – genaugenommen  wäre  er  heute  ohne  Christoph  nicht  CEO  von FINDERS.   Außerdem  hatte  es  überhaupt  keinen  Sinn  vor  Christoph  eine  Schau  abzuziehen.   Christoph  Wolff  war  der geborene  Untertan.   Sein  Verhalten  hätte  auch  bei  einem  entsprechenden  Auftreten  Kaminskis  nicht  untertäniger  sein  können.     

Dies  entpuppte  sich  für Christoph  als  Vorteil,  weil  Christoph  vielleicht  der  einzige  Mensch  war,  der  Kaminski  so kannte,  wie  er war,  ohne  eigene  Ideen  und  Gefühl  für  andere,  aber  mit  dem  untrügerischen  Instinkt  für  den  richtigen  Moment.   So  hatte  Kaminski  immer  gewusst,  ohne  darüber  nachdenken  zu  müssen,  welche  der  meist  guten  Ideen  von  Christoph  auch  zum  richtigen  Zeitpunkt  kamen,  um  am  Markt  umgesetzt  zu  werden.   Die  meisten  Ideen  von  Christoph  mussten  warten,  oft  viele  Jahre.

Außerdem  kannte  Kaminski  Christophs  Lebensgeschichte  und  wusste,  dass  Christoph  Wolff  auch  in  Zukunft  die  Last,  welche  ihm  von  seinen  Vorfahren  auferlegt  worden  war,  nicht  abstreifen  konnte.  

Wolff  stammte  aus  einem  alten  ostpreußischen  Geschlecht  von Gutsbesitzern  und  Juristen.   Wohlgemerkt  Juristen,  keinen  Rechtsanwälten.   Auf  diesen  feinen  Unterschied  legten  die  Wolffs  erheblichen  Wert.   Sie  waren  stolz  darauf,  immer  wesentlichen  Einfluss  auf  die Gesetzgebung  genommen  zu haben.   Der  Familien  Stammbaum  ging  in  direkter  Linie  auf  den Christian  Wolff  zurück.   Mit  der  Namensgebung  hatte  man in  Christian,  Christoph  Wolff  entsprechende  Erwartungen  gesetzt.   Den  Rufnamen  benutzte  er  heute  nicht  mehr.     

Christian Freiherr von Wolff (in der Encyclopédie „Chrétien Wolf“) (* 24. Januar 1679 in Breslau; † 9. April 1754 in Halle) war ein bedeutender deutscher Universalgelehrter, Jurist und Mathematiker und einer der wichtigsten Philosophen zwischen Leibniz und Kant. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern des Naturrechts und gilt als eigentlicher Begründer der Begriffsjurisprudenz des 19. Jahrhunderts. Die deutsche Philosophie verdankt ihm ihre terminologische Grundlegung; viele von ihm definierte Begriffe wie „Bedeutung“, „Aufmerksamkeit“ oder an sich wurden später in die Alltagssprache übernommen. Wolff hatte auch maßgeblichen Einfluss auf die preußische Gesetzgebung.

Quelle Wikipedia

Durch  den  zweiten  Weltkrieg  war  seine  Familie  gezwungen,  aus  Ostpreußen  zu  flüchten.   In  Ostberlin  kam  die Familie  bei  Verwandten  unter.   Natürlich  kannte  Kaminski  nicht  die genauen  Details,  aber  Christoph  hatte  sich  einmal  im Suff  seine  ganze  Vergangenheit  von  der  Seele  geredet.   Sein  Vater  war  einfach  nicht  mit  der  veränderten  Situation  klar  gekommen.   Das  Tafelsilber,  einige  wertvolle  Gemälde  und  den Familienschmuck  hatte  er  über  den  Krieg  retten  können.   Nach  dem  Krieg  versuchte  er,  in  der  DDR  einen  seiner  alten  Stellung  entsprechenden  Status  mit  allen  Mitteln  – sprich  Bestechungen  – wiederherzustellen.   Er muss wohl an den ein oder anderen  Falschen  gekommen  sein.   Schließlich  stand  er  vor  Gericht  und  wurde  wegen  zahlreichen  Delikten  wie  Unterwanderung  der  Staates,  Bestechung  etc.   zu  Gefängnis  verurteilt.   Noch  nachdem  er  das  Urteil  vernommen  hatte,  behandelte  er  den  Richter  von oben  herab  und  verwies  auf  zahlreiche  allerdings  in  der DDR  nicht  mehr  gültigen  Gesetzestexte.  

Erst  im  Gefängnis  muss  er wohl  die Unabänderlichkeit  seiner  Situation  erkannt  haben.   Die  Kleidung  ordentlich  über  den  Stuhl  gefaltet,  erhängte  er  sich  noch  in  der  ersten  Woche  mit  seinem  Gürtel.   Einen  Abschiedsbrief  hielt  er  nicht  für  nötig.   Christophs  Mutter  hielt  noch  einige  Wochen  durch.   Sie  wurde  nach  der Verurteilung  ihres  Mannes  in  einer  Landwirtschafts – LPG  zur  Arbeit  verpflichtet.   Man  vergaß  dabei  nicht,  die  LPG  ausführlich  über  ihre  Vergangenheit  zu  unterrichten.   Nach  mehreren  vergeblichen  Versuchen,  das  neue  Gesinde  anzuweisen,  flüchtete  sie  sich  in  den  Wahnsinn  und  wurde  innerhalb  von  kürzester  Zeit  in  eine  geschlossene  Anstalt  eingewiesen. Nach  der  Wende  hat  Christoph  sie  wohl  noch  einmal  als für ihn  völlig  fremde  Frau  wiedergesehen.   Christoph  selbst  wuchs  in  sozialistischen  Heimen  auf,  wobei  man ihm  als  ehemals  Privilegiertem  alle  für  eine  Karriere  nur  erdenklichen  Steine  in  den  Weg  legte.    

Regelmäßig  wurde  er  zur  Staatssicherheit  zitiert.   Diese  begutachtete  jedes  Jahr  neu,  ob  am  Sohn  ähnliche  Tendenzen  wie  beim  Vater  festzustellen  seien.   Nur  seiner  außergewöhnlichen  Intelligenz  hat  er es zu verdanken,  dass  er es zur  nicht  studierten  Hilfskraft  eines  Leipziger  Linguistikprofessors  brachte. Hier lernte  Kaminski  ihn  zufällig  1999  kennen.   Also  antwortete  Kaminski  geduldig:  „Erzähl“.  

„Wir  können die Finder  für  viele  der  anderen  europäischen  Sprachen  auch  benutzen,  wir  müssen  nur  den  Pointer  anders  setzen. “

Kaminski  gab  sich  erst  gar  nicht  die  Mühe,  Christoph  zu  verstehen.   Es  reichte,  dass  Christoph  eine  Idee  hatte,  den  Zeitplan  der  Agenda  2010  zur  Übertragung  des  finder – Konzepts  in  den englischen,  französischen,  italienischen,  spanischen,  portugiesischen  und  niederländischen  Sprachraum  einzuhalten.   Wer  konnte  schon  verstehen,  was  in  Christopf  vorging.   Was  interessierte,  war  das  Endergebnis  und  das  war  bei  Christoph  immer  in  Ordnung.

Darum  fragte  er  nur:  “Das  ist  ausgezeichnet  Christoph.   Du  überraschst  mich  immer  wieder.   Brauchen  wir ein  neues  Patent?“

„Nein,  nach  meiner  Meinung  deckt  das  Patent  aus  1999  alle  Ideen  ab.“

 „Möchtest  du  vorbeikommen  oder reicht  es,  wenn  wir  Montag  drüber  reden“.

 „Montag  reicht“.  

„O. k. ,  ich  ruft  dich  Montag  am  Morgen  an.   Danke  dass  du mich  direkt  informiert  hast.   Genieß  ein  wenig  dein  Wochenende. “   

Ihre Handlung: Erfinden Sie doch andere Details aus der Vergangenheit von Woff. Hier könnten Sie einen weiteren Kreativen einführen, der Ihre eigenen Ideen entwickelt und später von Wolff Kaminski vorgestellt wird.

Von der Kohle zum Internet – September 2006, 3.Teil, Kapitel I

Ich  folgte  nun  endlich  –  ein  wenig  beruhigt  –  meinem  immer  stärker  knurrenden  Magen  und  begab  mich  wieder  in  die  Messe,  um  mir  ein  Brot  zu  schmieren.   An  der  Wand  über  dem Küchenblock  begann  eine  Lampe  in  Form  einer  Sonne  hektisch  zu  blinken.   Erst  als  ich  das  Blinken  bemerkte,  fiel  mein  Blick  durch  eines  der  sechs  großen  Fenster  nach  draußen.   Tatsächlich,  der  Nebel  hatte  sich  gelegt,  die  Sonne  hatte  ihre  Arbeit  aufgenommen,  es  schien  ein  schöner  Tag  zu  werden.   Die  symbolische  Sonne  über  dem Kückenblock  signalisierte,  dass  der  Wärmetauscher  wieder  arbeitete.   Automatisch  fiel  mein  Blick  auf  die  Temperaturanzeige.   48  Grad.   „Da  müssen  wir  heute  kein  Warmwasser  zuheizen. “ Nachdem  ich  zwei  weitere  Brote  verspeist  hatte,  räumte  ich  ab  und  machte  den Spül.   Um  Brigitte  nicht  zu  stören,  machte  ich  die Tür  zum  Büro  zu.   Dann  legte  ich  eine  klassische  CD  ein.   Klassik  wirkte  in  der  Regel  beruhigend  auf  mich.   Nicht  jedoch  heute. Zwischen  Büro  und  Messe  hatten  wir  eine  Hauseingangstür  eingebaut,  damit  waren  die  beiden  Räume  schallisoliert  getrennt.   Unser  Schiff  musste  sich  wirklich  hinter  keinem  Haus  verstecken.   Bis  12. 00  Uhr  wollte  ich  noch  das  Buch  „The  Postman“  im  Orginal  lesen.   Dann  würde ich  das  Essen  kochen.   Heute  war  ich  dran.  

Um  12. 30  Uhr  würden  wir  wie  immer  gemeinsam  Mittag  essen,  danach  würde auch  ich  mit  der  Arbeit  beginnen.   Ob  Brigitte  mir  beim  Mittagessen  endlich  ihre  Entscheidung  mitteilen  würde? 

Pünktlich  um  12. 30  Uhr  kam  Brigitte  aus  den  Büro  und  erwartete  warmes  Essen  auf  dem  Tisch.   Es  bedurfte  einiger  Übung,  um  mit  dem Rayburn  480K  umzugehen.   Optisch  sah  der Rayburn  stilecht  wie  ein  alter  Kohleofen  aus.   Im  Inneren  barg  er  als  Kombiofen  jedoch  modernste  Technik.   Mit  Petroleum  getrieben,  reichte  der  15K  Brenner  aus,  um  die  Heizkörper  des  gesamten  Schiffs  im  kältesten  Winter  mit  bis  zu  85  Grad  warmem  Wasser  zu  versorgen.   Gleichzeitig  konnte  man Kochen  und  Backen.   Für  das  wirklich  leckere  Essen  war  Brigitte  zuständig.   Meine  Kunst  reichte  für  sattmachende  Hausmannskost.   Heute  gab  es  getoastete  Brote  belegt  mit  Schinken  und  in  der neuen  Teflonpfanne  gebratene  Spiegeleier.   „Iß,  sonst  wird  es  kalt“.  

Brigitte  begann  zu  essen,  während  ich  meine  eigenen  Eier  fertig  machte.   Ich  hätte  mir  für heute  ein  anderes  Essen  überlegen  sollen.   So  hatte  ich  keine  Gelegenheit,  Brigitte  zu  beobachten  und  auf  ihre  Stimmung  vorbereitet  zu  sein.   Endlich  waren  auch  meine  Eier  fertig  und  ich  setzte  mich  dazu.   Schon  immer  war  ich  in  unserer  Beziehung  derjenige  gewesen,  der  die  Dinge  ansprach.   Aber  solch  eine  wichtige  Entscheidung  würde sie  doch  wohl  nicht  ohne  mich  treffen? 

Brigitte  nahm  schweigend  ihr  Essen  zu  sich.   Die  kleine  Pause  hatte  sie  sich  nach  einem  anstrengenden  Morgen  verdient.   Vor  eins  ging  das  Telefon  und  Communitymanagerin  Marga  rief  an,  warum  ihre  Community  trotz  der hohen  Userzahl  und  den  von  „Community  im  Test“  vergebenen  guten  Noten  nicht  von uns  hochgestuft  wurde. 

Meine  Frau  setze  ihr  schulmeisterliches  Lächeln  auf,  welches  sich  auf  ihre  Tonlage  übertrug  und  versprach  die  Rangfolge  auf  Fehler  zu überprüfen.   Natürlich  war  es  unwahrscheinlich,  dass  es  einen  Fehler  im  System  gab.   Selbst  die angestellten  Trendscouts  wollten  einfach  nicht  verstehen,  dass das von FINDERS  entwickelte  Kategorienfiltersystem  nicht  wie  bei  Suchmaschinen  Suchtreffer  abhängig  von der Häufigkeit  aufgerufener  Keywordseiten  honorierte,  sondern  alleine  die  Qualität  der  Kundenanfragen  in  den  Shops  entschied,  welche  Shops,  Shopartikel  und  auch  Communitybeiträge  an  erster  Stelle  angezeigt  wurden.   Schließlich  war  es der Kunde,  von  dem  wir  alle  lebten.  

Die  Lizenz  eines  Kategorienmanagerbüros  sicherte  einem  eine   lebenslange  Existenz.     

Einen  Fehler  durfte  man  jedoch  auf  keinen  Fall  machen:  zu  viele  Kundensuchanfragen  zum  Thema  Schuhe  ins  Leere  laufen  lassen.   Häuften  sich  die  Kundenbeschwerden,  so hatte  das  FINDERS  Konsortium  die Möglichkeit  der  Provisionsminderung  bis  in  letzter  Konsequenz  gar  zum  Entzug  der Lizenz.   Hierfür  war  jedoch  ein  mit  hohen  bürokratischen  Hürden  versehenes  Gerichtsverfahren  nötig.        

  • Die Patentanmeldung zur Achtcard finden Sie in  http://www.dpma.de unter der Anmeldenummer PCT WO 00/077690 A3.

 Die  Pause  war  vorbei  und  auch  ich  musste  meine  R – Faxe  abrufen,  meine  E – Mails  überfliegen,  ob  sich  zwischen  dem  Spam  etwas  Relevantes  verbarg.   Alle  E – Mails  waren  bereits  von  Assistentin  Dagmar  vorsortiert  worden.   Doch  die  Techniken  der  Werbetreibenden  wurden  immer  ausgefeilter,  um  an  Dagmar  ,  z. B.   als angeblicher  wichtiger  Auslandspartner  vorbeizukommen.   

Immerhin  50%  des  gesamten  deutschen  Onlinehandels  aus  dem  Bereich  Schuhe  wurde  inzwischen  von  uns  begleitet.   Ca.   15. 000  freie  Regionalhändler,  300  Communitys  und  3000  Herstellerseiten  waren  in  die  Kategorie  Schuhe  integriert  und  mussten  gemanagt  werden.   Niemand  hatte  damit  gerechnet,  dass   die  Entwicklung  derart  rasch  voranschreiten  würde.   Dabei  war  es  nur  die  konsequente  Entscheidung,  auf  Basis  der bereits  2000  vorliegenden  Zahlen.   Damals  war  schnell  klar,  dass  nur  ein  kleiner  Teil  der  über  40jährigen  als  begeisterter  Computeruser  zu  gewinnen  wäre.   Wenn  auch  viele  politische  Entscheidungen  von Kanzler  M  heute  sehr  kritisch  als  Alleingänge  gesehen  werden,  so  ist  unstrittig,  dass  es  seiner  mutigen  Entscheidung,  allen  Bürgern  einen  Achtfachcardzugang  zur  Verfügung  zu  stellen,  zu  verdanken  ist,  dass  heute  der Haupthandelsumsatz  online  abgewickelt  wird.   Dabei  nutzen  bis  heute  viele  keinen  Computer  für  den  Onlineeinkauf.  

Die  Zeit  bis  17. 00  Uhr  verging  wie  im  Fluge.   Kurze  Telefonate,  Beantwortung  von E – Mails  und  R – Faxen  und  weitergeleiteten  Userbeiträgen,  welche  möglicherweise  für  die  Weiterentwicklung  der  Konzepte  interessant  waren,  strittige  Beiträge  in  Communities  u. s. w.   .   Um  22. 00  Uhr  würde ich  den  zweiten  Teil  meiner  Arbeit  bis  2. 00  Uhr  erledigen.   Zwischen  2. 00  Uhr  und  7. 00  Uhr  bearbeitete  nur  ein  kleines  Team  von  Mitarbeitern  die  Anfragen  der  finder – Redaktion,  Community – und  Servicemanager.  

„Denkst  Du  daran,  dass  wir  noch  im  Leclerc  einkaufen  wollten?“ 

Nun  riss  mir  doch  der  Geduldsfaden.   Natürlich  konnte  Brigitte  das  R – Fax  an  den  Schulrat  noch  bis  1  Minute  vor  24. 00 Uhr absenden.   Behörden  hatten  das  Recht,  den  Empfang  eines  R – Faxes  unter  Vorbehalt  automatisch  zu  bestätigen,  doch  wollte  sie  wirklich  bis  zur  letzten  Minute  warten,  um  mich  mit  den  unveränderbaren  Konsequenzen  zu  konfrontieren?  Das  konnte  nur  bedeuten,  dass  sie  sich  bereits  für  den  Schuldienst  entschieden  hatte  und  gegen  mich!  Karlsruhe  hatte  schließlich  nicht  den passenden  Liegeplatz  für  ein  33m  langes  Frachtschiff.    

Jetzt  wurde  ich  wütend.   Als  Brigitte  mich  nach  dem  Schlüssel  für  den  Smart  fragte,  müffelte  ich  sie  nur  an.  

„Ist  was?“  fragte  sie  offensichtlich  erstaunt.  

„Tu  nicht  so,  du  weißt  genau  was  ist. “ 

„Weiß  ich  nicht,  warum  bis  Du  sauer?  Ist  mit  Dagmar  was  schief  gelaufen?  Die  war  heute  wirklich  sehr  gestresst. “  Sie  merkte  wohl,  dass  ich  immer  wütender  wurde.   „Ich  weiß  es  wirklich  nicht,  was  ist  los?“

„Heute  ist  der  Tag“.  

„Welcher  Tag?“  

„Der  Tag  der  Entscheidung  wegen  dem  Schuldienst“.

Einen  Moment  lang  schaute  sie  mich  ungläubig  an,  dann  prustete  sie  plötzlich  los.   „Ich  hab  denen  doch  schon  vor  Wochen  geschrieben,  dass  ich  nicht  wiederkomme.   Hast  du wirklich  geglaubt,  ich  lass  dich  einfach  so  im  Stich  mit  dem  Kahn  und  allem?“

Normalerweise  hätte  ich  ihr  den  Kahn  sehr  übelgenommen.   So  aber  war  ich  nur  noch  glücklich.   Wir  gaben  uns  einen  sehr  langen  Kuss,  bevor  wir  endlich  in  den  Smart  stiegen.    

Unser Vorschlag zu Ihrem Handlungsstrang: Hatten Sie selbst schon vor 2001 eine Idee, deren Umsetzung alles verändert hätte? Schreiben Sie doch eine kleine Geschichte. Der Zusammenstoß anderer Akteure mit dem Einkaufswaren der Frederichs im Leclerc reicht, um die Handlungstränge zu verbinden!

Von der Kohle zum Internet -September 2006, 2.Teil, Kapitel I

In  der  modernen  offenen  Küche  nahm  ich  mir  einen  Kaffee  aus  der Kaffeemaschine  und  setzte  mich  an  den großen  Esstisch.   Brigitte  hatte  schlechte  Laune.   Sie  hatte  mir  keinen  Teller  hingestellt,  sondern  lediglich  den  Aufschnitt  vom  eigenen  Frühstück  stehen  lassen.   Meist  nahmen  wir  uns  zumindest  die  Zeit,  ein  Brot  gemeinsam  zu essen.   Wenn  Brigitte  mit  dem  falschen  Bein  aufgestanden  war,  dann  waren  das  denkbar  schlechte  Voraussetzungen,  um  eine  Entscheidung  zu fällen.   Doch  ich  würde von  mir  aus  das  Thema  nicht  zur  Sprache  bringen,  auf  keinen  Fall. Ich  erinnerte  mich  noch  gut,  wie  schwer  es damals für  mich  selbst  war,  eine  Entscheidung  zu treffen.   Natürlich  hatte  ich  im  Gegensatz  zu  Brigitte  keine  Alternative  –  Frühverrentung  kam  für mich  auf  keinen  Fall  in  Frage.  

Ich  hatte  mich  die  ganze  Zeit  als  Postbeamter  geistig  erheblich  unterfordert  gefühlt.   Wer  weiß,  wenn  nicht  die  alte  Postbeamtentradition  in  meiner  Familie  bestanden  hätte,  vielleicht  hätte  ich  sogar  studiert.   Lernen  viel  mir  sehr  leicht,  jedoch  interessierte  mich  der  dröge  Schulstoff  nicht  wirklich  und  ich  erbrachte  genau  die  Leistung,  welche  zur  Aufnahme  in  die  Ausbildung  als  Postbediensteter  von  mir  erwartet  wurde.   Es  war  nicht  einfach,  100%  zuverlässige  Mitarbeiter  in  diesem  doch  eher  einfachen  Beruf  zu  finden.   Eine  alte  Familientradition  als  Referenz  wurde  sehr  geschätzt. Für  Brigitte  gab  es  zumindest  keinen  finanziellen  Aspekte,  welche  sie  zu  einer  Rückkehr  in  die Lehrertätigkeit  bewegen  konnten.   Einen  Beruf  mit  mehr  Perspektive  als  die  eines  Kategorienmanagers  mit  Deutschlandlizenz  für  den  lukrativen  Bereich  Schuhe  konnte  man sich  heute  kaum  mehr  vorstellen.   Immerhin  beschäftigte  ich  inzwischen  70  Mitarbeiter  als  Trendscout,  Communitymoderator,  Regionalmanager  oder Administrator.  

Mich  schauderte  bei  dem Gedanken,  Brigitte  könnte  sich  für  die  Rückkehr  in  den Lehrerberuf  entscheiden.   Schließlich  hatte  sie  sich  im  letzten  Jahr  für  mich  unersetzlich  gemacht.   Sie  hatte  fast  alle  administrativen  Aufgaben  übernommen  und  hielt  mir  vollkommen  den Rücken  frei,  dass  ich  mich  vorwiegend um  die  Weiterentwicklung  der  Konzeption  kümmern  konnte,  um  den deutschen  Onlineumsatz  für Schuhe  weiter  zu  steigern.  

Natürlich  hatten  wir  als  Kategorienlizenzbüro  keinerlei  Verantwortung  für  die  Schuhshops.   Uns  war  nicht  einmal  erlaubt,  einen  eigenen  Onlineschuhshop  zu  betreiben.  Ein  Kategorienmanager wäre  durch  seine  Insiderkenntnisse  und  sein  Branchennetzwerk  jederzeit  in  der  Lage  ,  sich  Vorteile  vor  den  anderen  Shops  zu  verschaffen.  

Aber  ein  Teil  des  Umsatzes  unseres  Büros  war  an  den  Umsatz  im Schuhbereich  gekoppelt.   Für  die Berechnung  der  Provision  wurde  eine  komplizierte  Formel  zugrunde  gelegt,  welche  verschiedene  Parameter  wie  z. B.   den  Zuwachs  des  Onlineumsatzes  der Kategorie  im  Verhältnis  zum  Wachstums  des  gesamten  Onlinemarktes  berücksichtigte.   Hier  konnte  man mit  dem  richtigen  Communitykonzept  eine  Menge  beeinflussen.   Als  Kategorienmanager  der  ersten  Stunde  hatte  ich  den  Neuen  eine  Menge  Wissen  voraus.   Die  Kunst  bestand  darin,  möglichst  viele  ehrenamtliche  Mitarbeiter  einzubinden.

Muffelig  betrat  Brigitte  den  Raum.   Wir  hatten  es  uns  angewöhnt,  uns  leger  zu kleiden,  da  auch  in  den  üblichen  Bürozeiten  nicht  mit  Kundschaft  zu rechnen  war.   Oft  wussten  noch  nicht  einmal  unsere  Mitarbeiter,  wo  unser  Schiff  gerade  lag.   Trotzdem  legte  Brigitte  großen  Wert  auf  ein  gepflegtes  Äußeres  und  gab  mir  deutlich  zu  verstehen,  wann  es Zeit  war,  in  mein  Outfit  etwas  Abwechslung  zu  bringen.  

Nachdenklich betrachtete ich die  weibliche  Figur meiner 1,70 m großen Frau. Auf  Fremde  wirkte  sie  oft  etwas  arrogant  und  abweisend,  jedoch  ich  kannte  sie  als  jemand,  auf  den  ich  mich  100%  verlassen  konnte,  solange  sie ihre  Freiräume  behielt.   Brigitte  lachte  fast  nie,  aber  war  eine  Frau  mit  unterschiedlichstem  Lächeln.   Alle  Facetten  kannte  man erst,  wenn  man Brigitte  sehr  gut  kannte:  das  lehrerhafte  Lächeln,  das humorvolle  Lächeln,  das mitleidige  Lächeln  –  wie  ich  das hasste – das anerkennende  Lächeln  und  na  ja  ein  Lächeln,  dass  nur  ich  kannte.   Wie  weit  gingen  diese  Freiräume?  Ich  wusste,  der  größte  Nachteil,  den Brigitte  in  ihrer  jetzigen  Tätigkeit  sah,  waren die fehlenden  menschlichen  Kontakte . Würde  sie  sich  deshalb  wieder  für die Lehrertätigkeit  entscheiden?  Ich  könnte  es verstehen.   Zwar  hatte  ich  diese  Probleme  vorausgesehen  und  im  Bug  des  Schiffes  zwei  Gästekajüten  mit  jeweils  4  Stockbetten  und  eigenem  Bad  eingerichtet,  trotzdem  gelang  es  uns  nicht,  jedes  Wochenende  in  Gesellschaft  zuverbringen.  

„Hast  du  gestern  an  das  Backup  gedacht?  Als  ich  heute  Morgen  die  E-Mails  abgerufen  habe,  lud  sich  mein  Rechner  alle  E-Mails  der  letzten  Tage  erneut  vom  Server.   Nur  anstelle  von  Klartext  kamen  irgendwelche  Hieroglyphen. “

 „Ups,  da  hat  der  Provider  wohl  am  Server  gefummelt  und  den falschen  ASCI  Code  eingestellt.   Dass  wir  immer  noch  gezwungen  sind,  E –Mails  zu  bearbeiten,  ich  verstehe  diese  Leute  von  FINDERS  nicht.   R –Faxe,  Anfragen  über  das  Kontaktformular,  Kommentarfelder,  Bewertungsfelder.  Warum  E –Mails,  das  ist  doch  nur  Spam,  Briefe  hat  man schließlich  auch  abschaffen  können!“

„Du  weißt  genau,  dass  FINDERS  sein  Konzept  auf  alle EU  Länder  übertragen  will,  die  haben  nun  kein  R-  Fax  und  dann  ist  ja  noch  der  Rest  der  Welt.   Hast  du  nun  Backup  gemacht?“ Na,  das  fehlte  noch.  Das  bringt  das  Fass  zum  überlaufen,  Brigitte  hat  kein  Bock  mehr  auf  Technik.   Hab  ich  oder hab  ich  nicht?  Ich  bin  mir  einfach  nicht  sicher.  „Klar  hab  ich  Backup  gemacht,  Du  kannst  ganz  normal  über  das  Betriebssystem  den  Status  von  gestern  zurück  holen,  dann  musst  Du  nicht  jedes  Mail  einzeln  löschen. “

Brigitte  setzte  ihr  „Wenn  das mal  stimmt “ Lächeln  auf  und  verschwand  in  den  Raum  vor  der  Messe,  unserem  gemeinsamen  Büro.  

Die  Tür  blieb  auf  und  ich  hörte,  wie  sie einige  Befehle  in  den Rechner  tippte. „Fhiep,  Fhiep“  kündigte  das  Fax  an,  dass  neue  R –Faxe  auf  Abruf  warteten.   „Schatz,  weißt  Du,  wo  meine  Achtcard  liegt?“  Brigittes  Stimme  klang  neutral.   Hatte  das  Backup  funktioniert?

„Hier  auf  dem  Tisch,  ich  bring  sie  Dir. “  Wenn  das  Backup  nicht  funktionierte,  wollte  ich  zumindest  unmittelbar  im  Auge  des  Sturms  Gegenmaßnahmen  einleiten.   Ich  stand  also  vom  Tisch  auf – immerhin  mit  einer  Tasse  Kaffee  im Magen   – und  ging  an  der  Couchecke  vorbei  in  den  nächsten  Raum,  der  groß  genug  war,  um  zwei  Schreibtische  und  den  Tisch  für  das  Multifunktionsgerät  aufzunehmen.   Das  Multifunktionsgerät  konnte  Scannen,  Drucken,  Faxen  und  Kopieren.   Natürlich  war  es  mit  einem  Achtcardleser  ausgerüstet.  

„Ich  mach  das mit  den R –Faxen“.  

Brigitte  setze  ihr  „Du  bist  aber  lieb  Lächeln“  auf,  sagte  aber  nichts.   Ich  nahm  die  Achtcard  und  suchte  die richtige  Seite.   Die  Achtcard  sah  aus,  wie  früher  die  Eurocard.   Nur  hatte  sie  auf  jeder  Seite  4  Chips,  also  insgesamt  acht  statt  einem.  Die  Kunststoffkarte  war  durchsichtig.   

Das  war  eine  Idee  der  Datenschützer,  welche  für  den  Nutzer  visuell  überprüfbar  machen  wollten,  dass  es  zwischen  den  Chips  keine  Verbindung  gab.   Ich  wählte  die  breite  Seite,  auf  der  ein  Symbol  in  Form  eines  Schlüssels  abgebildet  war  und  steckte  die Karte  in  den  passenden  Schlitz.   Sofort  begann  das  Fax  die  aktuellen  R –Faxe  auszuspucken.   In  der Headerzeile  druckte  es  außer  dem  Datum  auch  Brigitte  Frederichs  als  Information  aus  der  Karte  meiner  Frau,  sowie  einen  einmaligen  Barcode  aus,  mit  dem  sich  im  Zweifelsfalle  eindeutig  rekonstruieren  ließ,  dass  das  R –Fax  mit  der  entsprechenden  Achtcard  ausgedruckt  wurde.   Sorgfältig  überprüfte  ich,  ob  alle  Seiten  vollständig  waren,  dann  zog  ich  die  Achtcard  kurz  heraus  und  steckte  sie an  der gleichen  Seite  noch  einmal  herein  und  drückte  auf  dem  alphanumerischen  Zehnerblock  die  Taste  „ABC“  für  bestätigen.      

Hätte  ich  die  Taste  „PQRS“  gedrückt,  wären  alle R –Faxe  erneut  gesendet  und  ausgedruckt  worden.   Es  war  unbedingt  erforderlich,  das  Verfahren  bei  den  R-  Faxen  (R  steht  glaube  ich  für  Response)  einzuhalten.   

Bevor  alle  Briefe  abgeschafft  werden konnten,  musste  erst  die Gesetzeslage  geändert  werden.   R  –Faxe  werden  genau  wie  früher  Einschreiben  eigenhändig  als rechtskräftig  zugestellt  betrachtet.       

Ich  ging  zu  Brigitte,  um  mir  einen  Kuss  abzuholen,  den  sie  bereits  mit  ihrem  Mund  andeutete.   Unauffällig  hatte  ich  Gelegenheit  zu  überprüfen,  dass  das  Backup  geklappt  hatte.   Gott  sei  Dank,  die Laune  von  Brigitte  schien  sich  zu  bessern.  Brigitte  drehte  sich  um  und  wendete  sich  den  neu  eingegangenen  R – Faxen  zu,  die  gleichzeitig  zum  Ausdruck  nun  auch  als  PDF  Files  auf  ihrem  Rechner  zur  Verfügung  standen.   

Anfänglich  hatte  es  große  Widerstände  gegen  dieses  Verfahren  gegeben.  Umweltschützer  sahen den  Verbrauch  von  ungeheuren  Papiermengen  vorher.   Umfangreiche  Untersuchungen  konnten  diese  Vorwürfe  jedoch  entkräften.   Tatsächlich  hat  sich  der  Papierverbrauch  weitgehend  minimiert,  obwohl  heute  keiner  mehr  vom  papierlosen  Büro  spricht.   Das  R  –Fax  zwang  zu einer  zweiten  Archivierung  wichtiger  Dokumente  in  Papierform.   Spätestens  nach  dem  bekannt  wurde,  dass  Datenbestände  auf  CD  alleine  auf  Grund  ihrer  Lagerzeit  beschädigt  werden,  gab  Papier  weiterhin  ein  sicheres  Gefühl. Früher  wurden  die  meisten  Mails  ausgedruckt,  der  Papierverbrauch  war  nicht  geringer.   Das  Zustellen  von  Briefen  kostete  jedoch  einen  ungeheuren  logistischen  Aufwand.   Alleine  hierdurch  wurde  die  Umwelt  erheblich  belastet  und  schließlich  konnte  man das  gesamte  Papier  für  Briefe  und  Umschläge  einsparen.   Die  Ersparnis  der  Papierproduktion  kommt  bis  heute  unmittelbar  Umweltprojekten  im  Regenwald  zu  gute,  welche  gleichzeitig  eine  Beschäftigungsalternative  zur  Forstwirtschaft  bieten.    

Ihr Beitrag: Eine flächendeckende digitale Erreichbarkeit aller Deutschen hätte weitreichende Auswirkungen auf alle Bereiche der Lebens. Beginnen Sie hier Ihren eigenen Handlungsstrang.

  • Die Patentanmeldung zur Achtcard finden Sie unter http://www.dpma.de unter der Anmeldenummer DE 10101874 A1

Von der Kohle zum Internet – Frankreich – September 2006, 1. Teil, Kapitel I

Es  war  kalt,  die Windturbine  rappelte  laut  –  kein  Grund  aufzustehen.   Ich  räkelte  mich  unter  der  dicken  warmen  Decke.   Der  Platz  in  dem  Doppelbett  neben  mir  war  leer.   Einer  der  wenigen  Nachteile  unseres  neuen  Lebens  war,  dass  Brigitte  und  ich  zeitversetzt  arbeiten  mussten.   Brigitte  war  sicher  schon  am  Computer  und  bearbeitete  neue  Scoutanfragen.  Mein  Blick  schweifte  über  die  Mahagonitäfelung  der  Kapitänskajüte  des  alten  Kohlefrachters.   Eigentlich  war  der  Begriff  Kapitänskajüte  nicht  ganz  korrekt.   Als  der  1929  gebaute  Frachter  noch  in  Betrieb  war,  fungierte  dieser  Deckaufbau,  der  nur  von  dem  dahinterliegenden  Führerhaus  überragt  wurde,  als  Küche  und  Aufenthaltsraum.   Erst  nachdem  wir  2003  den  Frachter  für  wenig  Geld  gekauft  und  umgebaut  hatten,  wurde  dieser  Raum  unser  Schlafzimmer.   Ich  erinnere  mich  noch  gut  daran,  wie  viel  Arbeit  es  war,  in  dem   Teil,  in  welchem  der  Küchenblock  stand,  das  Holz  von  Ruß  zu  entfernen  und  optisch  den  anderen  Seiten  anzugleichen.   Das  Ergebnis  konnte  sich  sehen  lassen.   Mein  Blick  schweifte  weiter  zu  der  Luke  über  einer  kleinen  Stufe  in  das Führerhaus.   Rechts  und  links  ging  eine  Tür  ins  Freie.   In  der  Mitte  stand  ein  halbhoher  Kasten,  dessen  Deckel  aufgeklappt  war.   Auch  die  vorderen  Flügeltüren  waren  nicht  verschlossen. Heute  war  der  28. September  2006.   Der  Tag  an  dem  Brigitte  offiziell  eine  Entscheidung  treffen  musste,  ob  sie endgültig  ihr  Leben  ändern  wollte.   Brigitte  war  7  Jahre  jünger  als  ich  und  Lehrerin  für  Deutsch  und  Mathematik.   Sie  hatte  sich  vor  fast  einem  Jahr  eine  Auszeit  vom  Lehrerberuf  genommen,  weil  ich  sie gebeten  hatte,  mich  in  meiner  Kategorienagentur  als  Kategorienmanager  zu  unterstützen.   Eigentlich  war  Brigitte  die  Art  mütterlicheTyp,  bei  dem  man sich  einen  Lehrerberuf  gut  vorstellen  konnte.   Auch  hatte  sie  keine  Autoritätsprobleme.   Ihre  Schüler   behandelten  Sie  mit  Respekt.  

Trotzdem  fiel  es mir  nicht  schwer,  sie  von  dem  Sabbatjahr  zu  überzeugen.   Nach  über  20  JahreLehrerdasein  war  sie  es  einfach  müde,  immer  wieder  den  gleichen  Stoff  zu vermitteln.   Und  obwohl  sich  durch  die  Agenda  2005  mit  R-Fax  und  strukturiertem  Internet  für alle Deutschen  in  den  letzten  Jahren  immense  Veränderungen  im Arbeitsalltag  genauso  wie  im  Privatleben  ergeben  hatten,  schien  die  Zeit  in  der  Schule  stehen  geblieben  zu  sein.   Die  Lehrpläne  selbst  der  Gymnasien  gingen  nur  im  Wahlpflichtfach  Informatik  ansatzweise  auf  die  ungeheuren  Herausforderungen  ein,  welche  nun  im zweiten  Schritt  Deutschland  bei  der Agenda  2010  mit  dem  Ziel  der  Weltmarktführerschaft  im  Onlinehandel  bevor  standen.

Obwohl  ich  hoffte,  dass  Brigitte  keine  Zweifel  mehr  hatte,  heute  dem  Schulrat  ihre  endgültige  Kündigung  zuzuschicken,  hatte  ich  mir  fest  vorgenommen,  das Thema  nicht  anzusprechen  und  sie  nicht  zu  beeinflussen.   Es  gab  also  einen  weiteren  Grund,  im  Bett  zu  bleiben  und  eine  gute  Gelegenheit,  meine  eigene  Entscheidung  vor  4  Jahren  zu  überdenken.  

Ja  4  Jahre  war  es  erst  her,  dass  ich  jeden  Tag  als  Briefträger  in  Karlsruhe  mit  dem Fahrrad  die  Post  ausgetragen  habe.   Ich  dachte,  dass  ich  diese  Aufgabe  bis  zur  Rente  wohl  durchhalten  würde,  obwohl  mir  insbesondere  die  Kälte  im Winter  immer  mehr  zusetzte.   Spaß  machte  es mir,  dass  ich  nach  und  nach  alle Leute  in  meinem  Stadtbezirk  kannte  und  alle  mich  grüßten.   Auch  die  kleinen  Episoden  ließen  mir  den  Alltag  nie  langweilig  werden.   Einmal  war  es der spontane  Kuss  einer  alten  Frau,  welche  nach  langen  Jahren  erstmals  einen  Brief  von  ihrer  im  Ausland  lebenden  Tochter  erhielt,  ein  anderes  Mal  war  es ein  Liebesbrief  an  einen  Schüler,  den  dieser  heiß  ersehnte  und  im  kalten  Winter  zwei  Stunden  im  Kelleraufgang  wartete,  um  den  Brief  vor  seinen  Eltern  abzufangen.  

Das  Frühjahr  2002  war  eine  meiner schlimmsten  aber  im nachhinein  auch  meine  aufregenste  Zeit.   Damals  hatte  die  Postgewerkschaft  zum  Streik  aufgerufen  und  über  60%  der  nicht  beamteten  Bediensteten  waren  diesem  Aufruf  gefolgt.   Mein  Leben  war  bis  dahin  ohne  große  Höhen  und  Tiefen  verlaufen.   Realschule  mit  mittelmäßigem  Abschluss,  dann  Lehre  bei  der  Post.   Postbeamte,  das  waren  wird  Friederichs  nun  in  der dritten  Generation.   Da  lernt  man schon  vom  Vater  eine  bestimmte  Art  der Auftretens,  welche  einem  im  späteren  Beruf  die Arbeit  erheblich  erleichtert.   Eine  Mischung  aus  Respektsperson  und  Fürsorger,  der  immer  ein  offenes  Ohr  für die Menschen  hat,  jedoch  nie  die  Distanz  verliert  und  auch  in  der Lage  ist,  das  Einschreiben  zur  Räumungsklage  zuzustellen. Mit  25  hatte  ich  Brigitte  –  damals  noch  im  Studium  kennengelernt  und  wir  waren  beide  nach  einigen  sehr  unerfreulichen  Beziehungsversuchen  froh,  einen  verlässlichen  Partner  gefunden  zu  haben.   Unser  gemeinsames  Gehalt  und  die  doppelte  Verbeamtung  ermöglichten  es  uns,  ein  kleines  Häuschen  am  Karlsruher  Stadtrand  zu  kaufen.   Ich  träumte  immer  davon,  endlich  in  Rente  mit  einem  kleinen  Segelboot  um  die  Welt  zu  segeln.   Brigitte  teilte  meine  Leidenschaft  fürs  Wasser,  mit  mir  permanent  auf  engstem  Raum  ohne  weitere  Beschäftigung  außer  herumzureisen  zusammenzusitzen,  konnte  sie  sich  jedoch  nicht  vorstellen.  

Nun  ist  es  also  ein  altes  Kohleschiff  mit  immerhin  stattlichen  33  Metern  Länge  und  5  Metern  Breite  geworden,  von  vorne  bis  hinten  überbaut  –immerhin.   Und  über  Beschäftigung  können wir uns  als Kategorienmanager  nun  wirklich  nicht  beklagen. Ja  fast  wäre  ich  2002  mit  gerade  mal  45  Jahren  schon  Rentner  geworden.   Genau  das  war  nämlich  das  Angebot  an  die  verbeamteten  Postler,  Frühverrentung  wegen  Wegfall  des  Arbeitsplatzes  oder Starthilfe  und  Umschulung  zum  Kategorienmanager,  mit  der  Chance  eine  der  40. 000  Lizenzen  als als  Kategorienagentur  zu  erhalten.   Wie  alles  angefangen  hat?  Was  bekomme  ich  denn  spontan  zusammen?

Zu  dieser  Zeit  überredete  der  Bürgermeister  von Friedrichshafen  Herrn  Kaminski,  den Geschäftführer  eines  kleinen  Hamburger  Providers,  als  Initiator  für  ein  neu  gebautes  Technologiezentrum  zu  fungieren.   Eine  GmbH  wurde  gegründet.   Kaminski  brachte  sein  Know  How  und  Mitarbeiter  ein,  welche  sich  schon  seit  einiger  Zeit  mit  einer  speziellen  Zugangssoftware  zum  Internet  beschäftigten.   Ungefähr  zu  dieser  Zeit  kam  aus  den USA  nach  Yahoo  auch  Google  nach  Deutschland  und  eroberten  in  Windeseile  Marktanteile.   Im  Jahr  2000  dann  sah  es so aus,  dass  viele  der deutschen  Start  Ups,  die  in  oft  übereilt  fertig  gestellten  Businessplänen  die definierten  Erwartungen  nicht  erfüllen  konnten.   Einen  vorläufigen  Höhepunkt  der  Rückschläge  bildete  der  Übernahmeversuch  von  Mannesmann  durch  Vodafone  im Februar.  

Ihr Beitrag: Was hat sich aus Ihrer Sicht Wesentliches in 1999 ereignet? Schreiben Sie mit.

Durch  die  guten  Kontakte  von  Herrn  Kaminski  zudem Management  von  Mannesmann  –Einzelheiten  sind  ,  obwohl  diese  Ereignisse  ausführlich  in  der  Presse  diskutiert  wurden  bis  heute  nicht  bekannt  –  wurde  wohl  ein  Rettungsplan  geschmiedet.   Der  damalige  Bürgermeister  von Friedrichshafen    der Name  fällt  mir  nicht  ein    nutzte  seinerseits  seine  guten  Kontakte  zum  Bundeskanzler  und  der  gab  zahlreiche  Studien  in  Auftrag.   Das  Ergebnis  war  die  Agenda  2005.   Kaffeeduft  stieg  mir  in  die Nase.   Das  war  immer  ein  untrügliches  Zeichen,  dass  Brigitte  nun  mit  meinem  Auftauchen  rechnete.   9. 00  Uhr  sah  ich  auf  meinem  Handy,  welches  ich  wie  fast  jeder  immer  bei  mir  hatte,  heute  wichtiger  und  universeller  einsetzbar  als  jedes  Portmonee. Ich  räkelte  mich  noch  einmal  und  sprang  aus  dem  Bett.   Dann  zog  ich  die  Vorhänge  zurück.   Die  Kapitänskajüte  hatte  an  allen  drei  Seiten  Fenster.   Das  Boot  war  am  Ufer  der  Rhône  festgemacht.   Über  den  Feldern  lag  noch  immer  Nebel.   Die  Sonne  kämpfte  sich  nur  gelegentlich  durch  die  Wolken.   „Es  wird  Herbst“  dachte  ich. An  der  vierten  Seite  der Kajüte  näherte  ich  mich  dem  Kasten.   Darunter  führte  eine  steile  breite  Leiter  ins  Dunkel.   Immer  noch  liebte  ich  diesen  Weg  durchs  Schiff  und  fühlte  mich  nach  1929  zurückversetzt,  wenn  ich  diese  Leiter  herunterstieg.   Wie  immer,  verzichtete  ich  darauf,  das  Licht  anzumachen  und  wartete,  bis  sich  meine  Augen  an  das  Halbdunkel  dieses  Raumes  gewöhnt  hatten.   Auch  der  unter  der  Kapitänskajüte  liegende  Raum  war  komplett  mit  Mahagoni  verkleidet.   Jedoch  waren  hier  die  Schreinerarbeiten  noch  wesentlich  aufwendiger  ausgeführt.   Die  Heckseite  wurde  von  einem  schönen  alten  Ganzkörperspiegel  verziert,  auf  den  indirektes  Sonnenlicht  von  einem  kleinen  Dachfenster  fiel,  welches  sich  von  außen  fast  unsichtbar  unter  dem Führerhaus  versteckte.   Auf  der  dritten  Seite  gab  es  nur  zwei  aufwendig  gestaltete  Türen.    

Im  oberen  Teil  der  Türen  waren  zwei  mit  gefrästen  Blumenmustern  verzierte  Gläser  eingesetzt.   Dahinter  befanden  sich  früher  zwei  1,50  m  mal  1,5m  großen  Schlafräume.   Wir  nutzen  beide  Räume  nun  als  zusätzlichen  Stauraum.   Schon  interessant,  mit  wie  wenig  Platz  man früher  auskam.   Die  Räume  bestanden  jeweils  aus  einem  Bett.   Unter  dem  Bett  ließen  sich  über  die  gesamte  Breite  zwei  Türen  öffnen.   Hier  schliefen  die  Kinder.   Dies  war  der  gesamte  Platz,  welcher  bis  1970  den  Fuhrleuten  zur  Verfügung  stand.   Erst  später  wurde  vom  Vorbesitzer  der  dahinterliegende  offene  Frachtraum  überbaut.  

Auf  der Vorderseite  des  Schrank  Wohnraumes  zeugten  eine  Metallplatte  und  eine  Marmorumrahmung  davon,  dass  hier  einmal  ein  offener  Kamin  direkt  unter  dem Küchenofen  für  Wärme  gesorgt  hatte.   Heute  stand  anstelle  des  Kamins  ein  inzwischen  auch  schon  antiker  schmiedeeiserner  Heizkörper.  

Nachdem  ich  mich  angezogen  hatte,  wendete  ich  mich  den  letzten  beiden  Schranktüren  auf  der  Steuerbordseite  zu.   Anstelle  des  alten  Schrankraums  begann  hier  der  sehr  schmale  nur  1,70  m  hohe  Gang  zum  vorderen  2.30  m  hohen  und  modern  ausgebauten  Bereich.   Hier  forderte  die  ursprüngliche  Bauart  des  Frachtschiffes  sein  Tribut.   An  den  alten  Wohnbereich  der  Fahrleute  war  direkt  der  nur  von  außen  zu  erreichende  Maschinenraum  mit  dem  400  PS  Diesel  angebaut.   Dieser  komplett  umschlossene  Raum  war  nur  durch  diesen  schmalen  Gang  zu  erreichen. „Kompost“  hörte  ich  Brigitte  fluchen  und  sofort  machte  sich  bei  mir  ein  schlechtes  Gewissen  breit.   Fast  alles  hatten  wir  mit  diesem  Schiffskauf  richtig  gemacht.   Auf  viele  Dinge  war  ich  richtig  stolz,  wie  z. B.   die  weitgehende  Autarkie  des  Bootes.   Strom  wurde  über  das  Windrad  oder die  Sonnenkollektoren  erzeugt.   Heißwasser  durch  den  Wärmetauscher.  

Aber  die  Komposttoilette  war  eindeutig  eine  Fehlentscheidung  gewesen.   Die  eigens  aus  Schweden  importierte  Toilette  Marke  Separett  bestand  aus  zwei  Abteilungen.   Im  vorderen  Bereich  sollte  das  kleine  Geschäft  ablaufen,  während  im  hinteren  Bereich  das  große  Geschäft  zielgenau  in  ein  Loch  treffen  sollte.   Setzte  mansich  auf  die  Klobrille,  so  schob  sich  über  dem  Loch  ein  Deckel  zur  Seite.   Erstaunlich  war,  dass  der zukünftige  Kompost  wie  vom  Hersteller  der  Toilette  garantiert,  nicht  stank,  wenn man optimalerweise  eine  Tasse  Stroh  nach  seinem  Geschäft  hinterher  kippte  und  keine  weitere  Flüssigkeit  den hinteren  Bereich  erreichte.   Tatsächlich  gab  es  im  Alltag  jedoch  zahlreiche  Hürden  zu  überwinden,  welche  wir vorher  vonder klassischen  Toilette  nicht  kannten.   An  welcher  Hürde  Brigitte  nun  gerade  gescheitert  war,  würde  ich  sicher  nicht  nachfragen.

Ich  ging  also  den  langen  Gang  am  unsichtbaren  Maschinenraum,  der  Klotür,  der  Badezimmertür  und  dem  ebenfalls  unsichtbaren  4000  Liter  Wassertank  vorbei  und  kam  in  der komplett  mit  hellem  Holz  verkleideten  Schiffsmesse  an.   Ich  ging  nach  Steuerbord  vorbei  an  der  Sambatreppe  welche  zu  dem  mittschiffs  liegenden  Außensitzbereich  führte.  

Fortsetzung folgt in einer Woche. 

Hier ist Platz für Ihren eigenen Handlungsstrang. Gibt es 2006 weitere Ereignisse, die Sie in den Alltag der Frederichs einbauen wollen?

Kapitel I – Wie alles begann

Als Schmetterlingseffekt (engl. butterfly effect) bezeichnet man den Effekt, dass in komplexen, dynamischen Systemen eine große Empfindlichkeit auf kleine Abweichungen in den Anfangsbedingungen besteht. Geringfügig veränderte Anfangsbedingungen können im langfristigen Verlauf zu einer völlig anderen Entwicklung führen.
(gefunden in Wikipedia)

 

Alle Handlungsstränge haben einen Bezug zur Wirklichkeit. Hatten Sie selbst eigene Ideen, welche einen Einfluß auf die Entwicklung der deutschen Geschichte ausgeübt hätten? Wer hätte diese umsetzen können? 

Das Buch „Der Wandel“ wird Onlinebuch

In  Romanform  wird beiläufig  und  allgemeinverständlich  eine  völlig  andere  Entwicklung  der  deutschen  Weltmarktstellung  im  Onlinebereich  geschildert. Das  Buch  geht  davon aus,  dass  1999 / 2000  aktiv  politisch  Weichen  in  Form  einer  Agenda  2005  gestellt  wurden. Die  fiktive  Story  hätte  sich  ereignen  können,  da  die  technischen  Voraussetzungen  im  Jahr  2000  bereits  vorhanden  waren.  Beiläufig  werden  im  Buch  viele  Patente  umgesetzt,  welche  damals  als  Idee  schon  vorhanden  waren,  aber  meist  bis  heute  nicht  umgesetzt  sind. Alle  vorgestellten  Konzepte  sind  betriebswirtschaftlich  und  technisch  realisierbar. In  der  Geschichte  ist  Deutschland  in  den  Bereichen  Marktanteile  Onlinehandel,  Wirtschaftsentwicklung,  Internetsicherheit,  Kriminalitätsprävention  und  Umweltschutz  besser  aufgestellt,  als  in  der  Realität.  Postbote  Ole  Frederichs  wird  2002  durch  Einstellung  der  Briefzustellung  fast  arbeitslos.  Wird  er  den  Wandel  bewältigen? In  den  USA  und  Europa  setzen  sich  unterschiedliche  Konzepte  im  Onlinebereich  durch.  Auf  der  einen  Seite  stehen  Suchmaschinen  mit  ihrem  offenen  unstrukturierten  Angebot.  Auf  der  anderen  Seite  steht  das  FINDER  Konsortium  mit  einem  völlig  neuen  Konzept. Das  Buch  endet  2015. Globalisierung  und  Onlinebereichs  haben  inzwischen  viele  unerwartete  Wendungen  genommen. Es  bleibt  der  Appell  an,  Politik,  Unternehmen  und  Nutzer,  sich  aktiv  dem  Wandel  zu  stellen,  anstelle  sich  wie  heute  immer  deutlicher  sichtbar  von  Veränderungen  überrollen  zu  lassen.

Mehr zum Autor Olaf Berberich erfahren Sie unter Über den Autor .

Machen Sie den ersten Schritt für eine gestaltete Zukunft:

  • Bauen Sie eine Handlung mit Ihrer persönlichen Zukunftsvision in diesen Roman ein. Alle Aspekte, durch welche wir unsere Zukunft beeinflussen (positive und negative) sind willkommen.
  • Wenn Sie Insider des dot.com Hypes waren, schreiben Sie in fiktiver Romanform, wo wir heute ständen, wenn Ihre Visionen  (ab 1999) verwirklicht worden wären, notfalls auch unter einem Aliasnamen.  

Dieser Roman geht von einer alternativen Wirtschaftsentwicklung im Internetbereich aus.
Viele reale Ereignisse werden in einem nur leicht veränderten Zusammenhang dargestellt.
 
Alle Rückschlüsse, wie sich  die dargestellte veränderte Realität auf die genannten Unternehmen und Staaten auswirken, sind  rein fiktiv. 
Rückschlüsse auf tatsächlichen Handlungen von Unternehmen, Personen und Staaten liegen im Ermessen des Lesers, werden jedoch vom Autor nicht getroffen.
Die im Buch genannten Markennamen wie Microsoft, Google, Yahoo, Mannesmann, Deutsche Post etc. sind geschütztes Copyright der einzelnen Firmen. Auch diese Firmen werden im Zusammenhang einer in 2000 beginnenden alternativen Entwicklung gesehen.
Übereinstimmungen mit tatsächlich jetzt oder in Zukunft stattfindenden Ereignissen in Staaten oder Firmen oder mit existierenden Personen wären rein zufällig. Es ist nicht beabsichtigt, tatsächliche Intentionen von Firmen darzustellen oder zu kritisieren. Vielmehr soll das Buch alle am Entwicklungsprozess des Internets Beteiligten sensibilisieren, alle Maßnamen zu ergreifen, damit sich das dargestellte Negativszenario nicht ereignet.
 
 
Die technischen Hintergründe der Grundstory basieren im Wesentlichen auf den aufgeführten Patentanmeldungen.

Herausgeber ist die getTIME.net GmbH, 47798 Krefeld, Roßstr. 183. Alle Nutzungsrechte vorbehalten.
Das Veröffentlichen einer Kopie einzelner Beiträge im Internet ist gestattet, solange alle hinterlegten Links funktionsfähig erhalten bleiben. Sonstige Kopien (z.B. auf Papier) sind nur gestattet, wenn die hinterlegten Linkadressen sichtbar gemacht werden (z.B. vollständige URL als Text eingefügt).

 

Über den Autor des Buches 7/11: Insiderstory des Wandels in Deutschland 1999-2015

Der Strukturwandel und ich

Nicht einmal 20 Jahren alt, mit einer kleinen Druckerei Unternehmer geworden, begegnen wir uns das erste Mal, nun ein bisschen älter geworden, schon zum vierten Mal:

– der Strukturwandel, welcher unerbittlich, aber vorhersehbar seinen Verlauf nimmt
– und ich, der ich immer die Chancen des Strukturwandels versucht habe zu nutzen, oft gebremst von Menschen, welche alles daransetzen, am  Gestrigen festzuhalten, anstatt sich der Herausforderung zu stellen.

Das erste Mal (ca. 1988) da war es der Setzer, der meinte, genug gelernt zu haben, nach dem er bereits den Sprung vom Bleisatz zum Fotosatz geschafft hatte. Nun sollte es also ein Wort mit 3 Buchstaben sein, das seine Zukunft bestimmte: DTP.
Ich selbst war damals an den Anfängen von Calamus beteiligt. Wie ich erfreut festgestellt habe, auch heute noch am Markt und von einer Fangemeinde hoch geschätzt.

Das zweite Mal (ca. 1990), da war es der Reprograf, der gewohnt war, Farbe als 4 schwarz-weiße Farbauszugsfilme zu sehen. Damals bin ich mit dem eigenen Bildbearbeitungsprogramm SightColorcom am Markt gescheitert, obwohl dieses Programm eines der ersten Systeme am Markt war, welches hochauflösende Bilddaten auf dem PC verarbeiten konnte.

Das dritte Mal (ca. 1991), da war es die Text-Bild-Integration. Gerade erst umgelernt, mussten Setzer und Reprografen schon wieder umlernen. Digitaldruck kam bald auch noch hinzu. Ich habe damals als erster die Qualifizierung Text-Bild-Integrationsfachmann in Leben gerufen.
Als einer der ersten waren wir damals in der Lage, an die großen Hell-Reproscanner zusätzlich zu den Bilddaten Schriftdaten zu übergeben. Besonders freut mich, dass hieraus das Produkt BESTColor hervorgegangen ist, heute von EFI als Quasistandardrip für farbverbindliche Tintenstrahldrucker vertrieben.

Das vierte Mal (ca. 1997 – heute), da ist es der Wandel in Handel und Dienstleistung, welcher durch das Internet hervorgerufen wird. Ca. 300 Absolventen haben die GraTeach Führungsschmiede mit unterschiedlichen Schwerpunkten besucht. Viele sind heute in Positionen mit Führungsverantwortung, z.B. im Management international tätiger Unternehmen oder als Geschäftsführer / Berater von innovativen Mittelständlern. 30 davon werden in Zukunft im GraTeach Think Tank innovative Konzepte diskutieren.

Was haben alle 4 Strukturwandel gemein?

Man kann jeden Strukturwandel im wesentlichen in drei Phasen teilen:

1. Der Hype
Immer dann, wenn eine revolutionäre Idee auf dem Markt gepusht wird, sind die Erwartungen von den Produzenten überschwänglich. Oft lassen sich die Konsumenten – siehe Dotcom Blase – von diesem Enthusiasmus anstecken, ohne jedoch selbst bereits an der Entwicklung teilzuhaben.

2. Die Ernüchterung
Meist werden überzogene Erwartungen nicht erfüllt. Die Qualität der Neuerungen reicht nicht an das bereits Vorhandene heran. Die Dauer, bis der Strukturwandel vollzogen ist, wird unterschätzt, da das Beharrungsvermögen aller Beteiligten nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Diese Phase stellt für die in dem jeweiligen Bereich Beschäftigten existenziell die größte Bedrohung dar. Viele fühlen sich durch die Übergangsprobleme in ihrer innovationsfeindlichen Haltung bestätigt und beschäftigen sich nicht weiter mit dem Wandel.

3. Die Durchsetzung
Oft, ohne von den Beteiligten noch bemerkt zu werden, setzen sich Innovationen allmählich durch. Seiteneinsteiger übernehmen wesentliche Marktanteile, weil sie zum richtigen Zeitpunkt durchstarten, ohne durch den jeweiligen Strukturwandel vorbelastet zu sein. Etablierte Betriebe verschwinden vom Markt.

Was unterscheidet den vierten Strukturwandel von den ersten drei benannten?

Die wesentlichen Unterschiede liegen in der Dauer und der Komplexität des Wandels. Der Wandel im Text-Bild Bereich war jedes Mal im Wesentlichen auf eine Berufsgruppe und das Erlernen bestimmter Fähigkeiten begrenzt.
Zu den bereits angeführten Aspekten der Dauer und der Komplexität des Wandels kommt die Globalisierung als weiterer Parameter hinzu.
Der Wandel durch das Internet wirkt sich auf fast jede bisherige private und geschäftliche Tätigkeit aus. Entsprechend länger dauern die einzelnen Phasen.
Wenn bei den drei geschilderten überschaubaren Strukturwandeln viele Akteure die Zukunft nicht vorhergesehen haben, wie sollen einzelne die zukünftigen Herausforderungen des Internets bewältigen?

1997 – 2000 in den Zeiten des Hypes im Internet habe ich mich z.B. als Mitorganisator des ersten Deutschen Electronic-Commerce-Kongresses auf der EuroShop (Ausrichter Deutscher Multimediaverband) zu Wort gemeldet. In der Phase der Ernüchterung habe ich mich auf die Phase der Durchsetzung vorbereitet. Ca. 100.000 unique user besuchen inzwischen unsere im Rahmen einer Akzeptanzstudie aufgebauten Portale. Ein der Komplexität des Wandels angemessenes Portalnetzwerksystem ist somit marktfähig.

Wir befinden uns bereits mitten in der dritten Phase, der Durchsetzung, obwohl viele Konventionelle im Handel immer noch davon träumen, dass es bald wieder aufwärts geht. Der wirkliche Kahlschlag steht hier erst noch bevor.

Ich biete allen, welche in Deutschland und in einem zweiten Schritt in Europa aktiv die Zukunft gestalten wollen an, sich an dem Aufbau eines Netzwerks zu beteiligen, um sich Marktanteile im globalen Wettbewerb gemeinsam zu sichern.
Nur wenn wir jetzt alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen aktivieren, werden wir in Zukunft noch eine Rolle spielen.

Eine wesentliche negative Entwicklung durch das Internet sehe ich darin, dass Geschäftsbeziehungen immer flüchtiger werden, Konzepte nicht mehr reifen können, Langfriststrategien meist nicht mehr erkennbar sind. Diesem Trend kann man entgegentreten, indem man mit den Netzwerkpartnern eine feste Beziehung über eine Beteiligung eingeht. Ein solches Konzept wird von mir deshalb favorisiert.
Ich freue mich darauf, in Zukunft viele neue Weggefährten kennen zu lernen, in schlechten und in guten Zeiten.

Ihr

Olaf Berberich

Umsatzträger Web 2.0 Projekte: Neuartige Werbelinks für Blogsoftware

Banner  oder  Fenster  welche  man  wegklicken  muss,  verärgern  oft  den  Nutzer  und  bringen  keinen  Umsatz.   Aus  diesem  Grund  hat  getTIME.   net  jetzt  für  alle  Web2.0  Projekte  einen  Linkgenerator  entwickelt.   Einzelne  Wörter  der  Texte  werden  automatisch  mit  Links  versehen,  welche  zu  einer  dem  Wort  zugeordneten  Kategorie  führen.   Der  mit  einer  Kategorie  verbundene  Premiumpartner  des  Synergienetzwerks  Mittelstand  zahlt  den  Web2.0 Projekten  je  Klick  auf  einen  Werbelink  eine  Provision.   Testen  kann  man  dies  im  Blog  des  Synergienetzwerks  Mittelstand  unter  www.via-mediator.de/blog . Sie haben Interesse an der Finanzierung Ihres Web2.0 Projekts?

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Ihr Olaf Berberich