Politiker-Leaks: Behördenfehler oder Systemversagen?

Liebe Leser,
das Jahr 2019 ist gerade einmal vier Tage alt, da bahnt sich ein neuer Datenskandal an. Ein 20 jähriger Schüler hat sich die Mühe gemacht, von rund 1.000 Politiker, Prominenten und Journalisten Informationen zusammenzutragen, die im Internet zu finden waren. Teilweise nutzte er mehrere Sicherheitslücken. Teilweise waren die Daten öffentlich zugänglich.

Innenminister Horst Seehofer regte sich am 4.1. darüber auf, vom BSI nicht über das wohl schon seit Wochen bestehende Datenleck informiert worden zu sein. Aber ist das BSI überhaupt zuständig? Gemäß Stellungnahme des BSI kann es: „Für die Absicherung parteilicher oder privater Kommunikation von Mandatsträgern nur beratend und auf Anfrage unterstützend tätig werden.“, siehe https://www.bsi.bund.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Presse2019/Update_Unbefugte_Veroeffentlichung_persoenlicher_Daten_und_Dokumente_050119.html.
Die Absicherung der Bürger mit geeigneten Infrastrukturmaßnahmen fällt nicht in die Zuständigkeit des BSI. Sehr wohl aber ist es Aufgabe des Innenministers. Hier könnte von einem jahrelangen Systemversagen gesprochen werden, wenn denn überhaupt der Bürger im Fokus der Entwicklung von Schutzsystemen liegen würde.

Tatsächlich gibt es kein Versagen von Behörden, sondern der Regierung fällt nun ihre Vernachlässigung der Entwicklung eines digitalen Schutzkonzepts für ihre Bürger auf die Füße. Gesichert werden kritische Infrastrukturen, Behörden und Unternehmen. Seit Jahren wird sträflich vernachlässigt, dass hochsichere Teilprozesse ohne Wirkung bleiben, wenn das schwächste Glied in der Kette, der Bürger, nicht gesichert ist. Jeder General, Vorstand oder Politiker ist auch Privatperson und hat Freunde und Familie als Sicherheitsrisiko.

Lassen Sie mich dieses abstrakte, komplexe Ding mit der IT-Security einmal auf ein einfaches Beispiel herunter brechen.
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf Grund eines Erdbebens gezwungen, eine Notunterkunft in Anspruch zu nehmen. Üblicherweise handelt es sich hierbei um eine Turnhalle, in der viele Betten stehen. Sie haben Glück im Unglück, denn in ihrer Notunterkunft sind die einzelnen Bereiche für ein bisschen Privatsphäre durch Leintücher voneinander getrennt. Nachdem Sie ausgepackt haben, gehen Sie zur Essensausgabe. Als Sie zurückkommen, müssen Sie feststellen, dass alles von Wert gestohlen wurde. Entrüstet gehen Sie zur Hallenaufsicht und beschweren sich. Der Verantwortliche schüttelt müde den Kopf und fragt: „Haben Sie denn ihren Bereich nicht abgeschlossen?“

Seit Jahren wird den Bürgern die Schuld für das Politversagen in die Schuhe geschoben: „Warum haben Sie nicht PGP verschlüsselt? Haben Sie denn keine zwanzigstelligen Passwörter benutzt? Wie, Sie öffnen Anhänge von E-Mails?“
Tatsächlich habe ich über die Jahre nie von einem Kommunikationspartner die Aufforderung erhalten, PGP zu verschlüsseln, nicht einmal bei vertraulicher Korrespondenz. Andererseits wurden schon Geschäftsbeziehungen mit mir abgebrochen, bei denen ich auf PGP Verschlüsselung bestanden habe. Auch habe ich kein photographisches Gedächtnis für Passwörter.

Das alles ist jedoch gar nicht nötig, wenn man jedem Bürger die Hoheit über seine Daten in einer vom Staat bereitgestellten Infrastruktur sichert. Personenbezogene Daten gehören nach meiner Meinung überhaupt nicht in den Internetzugriff und sollten schon gar nicht auf zentralen Plattformen gespeichert werden. Es geht darum, endlich auch in der digitalen Welt Zimmer mit robusten Wänden und Türen zu bauen. Die Kosten für jeden Bürger hierfür belaufen sich auf einmalig zirka 30,- Euro.
Allerdings funktioniert ein solches System nur, wenn auch alle Bürger ihr Recht auf Privatheit schätzen und über eine solche Infrastruktur zu erreichen sind. Die Refinanzierung der Infrastruktur wäre innerhalb weniger Jahre möglich. Die Kompatibilität zu den bisherigen Internetangeboten wäre sichergestellt.

Selbst die Bekanntgabe von Telefonnummern ist nach dem Stand der Technik überholt. Bereits heute kann ich in meiner virtuellen Telefonanlage jederzeit meine Telefonnummer wechseln. Was fehlt, ist ein System, über welches ich über meine neue Telefonnummer gefunden werde. Idealerweise werden die Telefonnummern dafür gar nicht mehr angezeigt. Ich muss nur in einer sicheren Suche eingeben, was oder wen ich suche.
Je Veröffentlichung eines Betrags kann der Urheber in der Trusted WEB 4.0 Infrastruktur einstellen, ob er zum Thema des jeweiligen Beitrags erreichbar sein will. Die Erreichbarkeit, kann er auf Datenaustausch über einen verschlüsselten Manager oder Telefonanrufe einschränken.
Als Ergebnis findet man die von jedem Urheber selbst eingestellten, verwalteten Daten, die er alleine auch wieder löschen kann. Trotz Anonymität ist im Einzelfall und nach richterlicher Verfügung die Strafverfolgung sichergestellt. Selbst digitale Neulinge können ein solches einfaches System bedienen. Die Verschlüsselung geht automatisch im Hintergrund, Passwörter und Telefonnummern muss man sich nicht mehr merken. Das Speichern ist für die hohe Verfügbarkeit und Datenintegrität in jeder Cloud möglich. Eine Suche über Spracheingabe kann ebenfalls realisiert werden. Die vielfältigen unterschiedlichen Navigationsoberflächen der Apps könnten langfristig ebenfalls weitgehend durch die Suchnavigation ersetzt werden.

Ein weiteres bisher nicht von der Politik bewältigtes Problem ist die fehlende soziale Kontrolle im Internet. Wenn jemand in unserer physischen Welt bei uns einbricht, merken wir es schnell. Institutionen, wie die Polizei helfen uns bei der Verbrechensbekämpfung. Auf unseren Straßen hält sich grobes Fehlverhalten in Grenzen, weil dieses in der Öffentlichkeit schnell gemeldet und sanktioniert wird.
Allein aufgrund der täglich eingestellten Datenmenge, gibt es in der digitalen Welt keine funktionierenden öffentlichen Sanktionen. Das aktuelle Politiker-Leak ist nichts anderes als eine realistische Bestandsaufnahme. Niemand weiß mehr, was über ihn im Web verbreitet wird.
Auch hierzu habe ich eine Lösung geschaffen, bei der ich nicht nur eine mit der vordigitalen Welt vergleichbare soziale Kontrolle einführe, sondern gerade den heutigen Verlierern der Digitalisierung eine Chance zur Integration in eine demokratische digitale Gesellschaft biete.

Die vollautomatischen Indizierungen und Analysen von Suchmaschinen und Social Media Programmen kommen an ihre Grenzen. Durch einen ausgewogenen Einsatz von künstlicher Intelligenz mit menschlicher Bewertung und Kontrolle werden heutige Manipulationen der Internets verringert und eine soziale Kontrolle für die digitale Gesellschaft eingeführt.
Wer mehr wissen will, kann das in meinem neuen Buch „Trusted WEB 4.0 – Infrastruktur für eine Digitalverfassung“, siehe https://www.springer.com/de/book/9783658228156 nachlesen.

Digitale Demokratie: 2019 wird ein Schicksalsjahr für Deutschland

Liebe Leser,
Ich wünsche uns für das neue Jahr die ersten Pilotprojekte für eine Infrastruktur der Daseinsvorsorge sowohl im Sinne des einzelnen Bürgers als auch zum Erhalt des demokratischen Systems.
2019 werden die Weichen für eine digitale Gesellschaft gestellt, in der zunehmend autonome Systeme eingesetzt werden. Es ist höchste Zeit, unsere demokratischen Errungenschaften zu analysieren und das, was uns wichtig ist, auf die digitale Gesellschaft zu übertragen.

Die letzten technischen Revolutionen wurden nicht von Europa getrieben, sondern von den Ländern, die den größten Veränderungsdruck und somit den Nutzen aus der Veränderung gezogen haben. So hat das Smartphone in wenig entwickelten Ländern vielen Menschen erst die Möglichkeit gegeben, an der Gesellschaft teilzunehmen und Handel zu betreiben. Facebook ist in manchen Ländern die einzige Plattform, auf der die digitale Vernetzung und Organisation von Menschen stattfindet. Eher zufällig haben die Übereinstimmung skalierbarer Geschäftsmodelle mit den Bedürfnissen vieler Menschen zur globalen Durchsetzung weniger Produkte geführt.

2020 soll nun für jeden Bürger verbindlich in China ein neues Social Credit System eingeführt werden. Neu ist, dass diese Entwicklung nicht nur von privatwirtschaftlichen Interessen getrieben wird, sondern eine autoritäre Ideologie durch eine hierauf abgestimmte Digitalstrategie gestützt werden will.
Das Social Credit System wird erfolgreich sein, weil es die Probleme der Mehrheit der Chinesen löst, wie zum Beispiel die Vertrauenswürdigkeit eines Bürgers zum Erhalt von Darlehen. Es wir auch für nicht privilegierte Chinesen zur Anerkennung innerhalb der Gesellschaft und zu mehr Gerechtigkeit führen, siehe https://media.ccc.de/v/35c3-9904-the_social_credit_system. Allerdings geht es um gesellschaftliche Gruppen, die bisher überhaupt keine Chance auf Anerkennung und Integration haben.

Deutschland ist nicht China. Vieles wird von der Mehrheit der Chinesen als Fortschritt begrüßt, was uns bei Berücksichtigung unserer Bürgerrechte heute undenkbar erscheint und die Probleme unserer weit entwickelten Gesellschaft nicht löst. Allerdings aufgrund der Vielzahl und Größe der in China angestoßenen Projekte ist davon auszugehen, dass die aus Sicht eines Wohlstandes für Mehrheiten entwickelten Projekte auch unsere digitale Gesellschaft beeinflussen werden. Genau das ist Ziel des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, siehe https://www.youtube.com/watch?v=o4BA_6RROJ8.

Smartphones, sowie Google, Amazon und Facebook haben sich auch in Deutschland durchgesetzt, weil bei uns der Leidensdruck durch eine vorhandene gute Integration aller Bürger in die Gesellschaft nicht groß genug war, um frühzeitig eigene Entwicklungen aufzusetzen. Die Global Player konnten sich in einem Vakuum ohne jegliche Konkurrenz ausbreiten. Diese Entwicklungen haben mit den China getriebenen Systemen gemeinsam, dass sie ihre skalierbaren Geschäftsmodelle auf Mehrheiten ausrichten.

Die Demokratie will hingegen jeden einzelnen schützen, insbesondere die, welche zu Minderheiten gehören. Demokratien, Individualität und Pressefreiheit werden aktiv von der chinesischen Ideologie bekämpft.
Auch bei uns arbeiten bereits Banken, Versicherungen und Plattformen, meist gesellschaftlich unreflektiert, an Scoring Systemen, die sich nur graduell von den chinesischen Konzepten unterscheiden.

Wir benötigen also dringend Pilotprojekte, welche den demokratischen Gedanken im Sinne von Minderheiten in einer speziellen technischen Infrastruktur für die demokratische digitale Gesellschaft berücksichtigen. Möglichst jeder Bürger sollte stigmatisierungsfrei an der digitalen Gesellschaft teilhaben können. Es besteht dann die große Chance, gerade diejenigen in einem Gesamtkonzept einzubinden, zu fordern und zu fördern, die derzeit in Deutschland die ausgemachten Verlierer der Digitalisierung sind. In meinem Buch „Trusted WEB 4.0 – Infrastruktur für eine Digitalverfassung“, siehe https://www.springer.com/de/book/9783658228156, habe ich ein solches Gesamtkonzept vorgestellt.

Schon immer haben Demokratien mehr Vorlaufzeit für ihre Entwicklung gebraucht, als autoritäre Staaten. Dafür waren sie dann auch erfolgreicher und stabiler.
Die uns jetzt verbleibende Zeit wird äußerst knapp. Die Politik muss handeln!
Was wir nicht verkraften werden, ist ein erneutes Vakuum mangels eigener Alternativen, in dem wir nun einem chinesischen System erlauben, sich auszubreiten. Eine mit digitaler Effizienz eingeführte totalitäre Überwachung und Steuerung der Menschen würde nur schwer umkehrbar sein und dann letztendlich eine von uns nicht gewollte Ideologie auch bei uns durchsetzen.

Olaf Berberich

Neues Buch: Wir brauchen eine Infrastruktur für die Digitalverfassung

DSGVO, neue Polizeigesetze und Netzwerkdurchsetzungsgesetz haben alle eines gemeinsam. Sie werden vom Gesetzgeber aus dem Blickwinkel einer vordigitalen Gesellschaft gemacht. Wie müssen Gesetze für die digitale Gesellschaft gemacht werden?

Wohin entwickelt sich das Internet? Werden einige wenige Global Player mit ihren digitalen Plattformen weiterhin den Markt und die Konsumenten beherrschen? Drohen Errungenschaften wie Demokratie, individuelle Freiheit und soziale Marktwirtschaft verloren zu gehen? In seinem Buch zeigt Olaf Berberich die Risiken des Web 4.0 für Bürger und Gesellschaft auf und entwirft einen Masterplan für eine digitale Transformation, die Demokratie und regionale Wertschöpfung sichert.

Das Buch ist aus der Sicht der Bürger geschrieben, ohne dabei ein nachhaltiges Wachstum der Wirtschaft zu vernachlässigen. In vier Kapiteln entwickelt der Autor einen umfassenden Plan für eine bürgernahe und demokratisch bedingte digitale Transformation. Dazu gehören ein neues digitales Wertesystem, die digitale Bürgerbeteiligung sowie demokratische Spielregeln und dezentrale Wertschöpfungsketten. Darüber hinaus analysiert der Autor bereits sichtbare negative gesellschaftliche Fehlentwicklungen der Digitalisierung. Anhand konkreter Handlungsempfehlungen zeigt er, was passieren muss, damit einerseits die Demokratie nachhaltig in die digitale Gesellschaft übernommen wird und andererseits nicht die Menschen durch globale Systeme und künstliche Intelligenzen beherrscht werden. Sowohl die Bürger als auch die Wirtschaft werden unter fairen Bedingungen in die digitale Wertschöpfungskette eingebunden.

Das Buch richtet sich nicht nur an Profis in den Bereichen Softwareentwicklung und Internet, sondern insbesondere an Politiker, Juristen, Soziologen, Volkswirtschaftler, Führungskräfte – und an alle, die sich für aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Veränderungsprozesse interessieren.

Plattformen – Nicht öffnen, sondern demokratische Voraussetzungen schaffen!

Gerade erst habe ich unter http://blog.get-primus.net/dsgvo-heutige-gesetze-sind-fuer-die-digitale-gesellschaft-nicht-geeignet/ darauf hingewiesen, dass heutige Gesetze für die digitale Gesellschaft nicht geeignet sind, da legt der Bundestag mit einer breiten Zustimmung zum Antrag der Grünen https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/018/1901852.pdf, Regelungen für „faire digitale Märkte – Wettbewerb und Datenschutz sicherstellen“, noch eins drauf.

Die Herausforderungen, auf welche ich bereits seit über einem Jahrzehnt hinweise, sind durch die rechtswidrigen Datenabflüsse von Facebook an Cambridge Analytica erst in den USA, dann in unseren Medien und schließlich in der deutschen Politik angekommen.
Leider bin ich mir sicher, dass die hier von den Grünen eingebrachten und von Teilen der Groko unterstützten Vorschläge (https://netzpolitik.org/2018/bundestag-ueberlegt-digitale-plattformen-zur-oeffnung-zu-verpflichten/ ) gut gemeint, aber sehr gefährlich für die Demokratie sind.
Die deutschen Politiker überschätzen ihre Möglichkeiten, den globalen Playern vorschreiben zu können, wie sie sich zu verhalten haben. Oder waren es gar die Lobbyisten der großen Player, die sich das in Teilen ausgedacht haben?

Interoperabilität zwischen den einzelnen Portalen soll gewährleistet werden. Gemäß Wikipedia ist „Interoperabilität die Fähigkeit unabhängiger, heterogener Systeme, möglichst nahtlos zusammenzuarbeiten, um Informationen auf effiziente und verwertbare Art und Weise auszutauschen bzw. dem Benutzer zur Verfügung zu stellen, ohne dass dazu gesonderte Absprachen zwischen den Systemen notwendig sind“.
Im Idealfall geht es also nicht nur darum, dass die verschiedenen Messanger-Dienste miteinander kommunizieren, sondern darum, auch die technischen Systeme aufeinander abgestimmt arbeiten zu lassen.
Es ist eine umfangreiche GISAD Studie nötig, um ausführlich auf alle geforderten Punkte einzugehen. Viele Forderungen sind einfach realitätsfern und auch widersprüchlich. Zum Beispiel kann man globale Internetunternehmen nicht in Deutschland zerschlagen. Auch widerspricht E-Privacy grundsätzlich den werbefinanzierten Geschäftsmodellen dieser Anbieter. Im Sinne ihrer Shareholder müssen sie Maßnahmen ergreifen, um möglichst hohe Werbeeinnahmen zu generieren. Wird das Regelkorsett zu eng, verlegen sie ihr Geschäft einfach auf andere Teile der Welt und hinterlassen bei uns dann ein Vakuum.
Die schöne Idee der Grünen aus Sicht einer vordigitalen Welt besteht darin, zu glauben, man könne durch einzelne Gesetze Wettbewerb in einer bereits monopolisierten globalen digitalen Welt erreichen. Folgt der Bundestag diesem Vorschlag, verspielt er den letzten Vertrauenskredit, den er beim Wähler in Sachen Digitalisierung noch hat.

Stellen wir uns einmal vor, wie sich der Straßenverkehr entwickelt hätte, wenn die Infrastruktur nicht dezentral von den einzelnen Regionen gebaut worden wäre. Ein globaler Autohersteller hätte ein sensationelles Geschäftskonzept, über welches er die Straßen auf der ganzen Welt finanzieren könnte. Damit alle diese Straßen auch benutzen, wäre das Fahren auf den Straßen für den Einzelnen kostenlos, solange er ein Auto dieses Autoherstellers mieten würde. Jeder, der ein Produkt auf den Parkplätzen anbieten wollte, müsste hierfür einen erheblichen Anteil seiner Einnahmen an den Autohersteller abgeben. Im Sinne des Geschäftsmodells und der Mehrheit würden nur Straßen bis hin zu zentralen Parkplätzen gebaut. Gleichzeitig würde der Autohersteller alle Grundstücke in der Nähe der Parkplätze kaufen, hierauf Wohnraum bauen und teuer vermieten. Der Staat fände es gut, sich nicht um den Straßenbau kümmern zu müssen.
In Folge gäbe es nur noch Feldwege zu weiter weg gelegenen Häusern. Güter jenseits der Parkplätze zu kaufen, würde unerschwinglich, weil die Logistikkosten für die Fahrten auf den nicht ausgebauten Wegen viel zu teuer wären. Der Staat hätte auch keine Steuereinnahmen mehr, um Straßen auszubauen, weil die Menschen, um die ständig steigenden Auto- und Wohnungsmieten überhaupt noch zahlen zu können, keine Steuern mehr zahlen würden. Hier würde man von einem gescheiterten Staat sprechen. Nach und nach würde der Autohersteller alle zuvor vom Staat erbrachten Leistungen übernehmen.

Ich möchte das Beispiel nicht überstrapazieren. Aber während glücklicherweise die Staaten ihre Verkehrsinfrastruktur selbst ausgebaut haben und im freien Wettbewerb die Autos vieler Autohersteller auf der ganzen Welt fahren können, ist die Situation des Internets viel bedrohlicher als im fiktiven Straßengeschäftsmodell. Weitgehend übernehmen nämlich heute die Staaten die teuren Infrastrukturkosten für den Mobilfunk und Festnetzausbau, überlassen aber die Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsverteilung dann wenigen globalen Anbietern, die sich so ungebremst ausbreiten konnten und noch nicht einmal Steuern zahlen.

In den nächsten maximal fünf Jahren wird sich zeigen, ob wir einen gescheiterten Staat erleiden müssen, oder ob der Staat es schafft, uns ins Zeitalter der digitalen Gesellschaft zu begleiten!

Der Vorschlag der Grünen ist ein Todesstoß für die Demokratie, weil er nicht „ein großer Gewinn für Verbraucherinnen und Verbraucher“ sein wird, sondern die Konsolidierung der Internetplattformen zu einer Oberfläche für alle beschleunigen wird. Diese Oberfläche wird das Werkzeug für eine totalitäre digitale Gesellschaft sein.
Die Konsolidierung wird nicht dazu führen, dass neue Startups eine Chance haben. Die hierzu nötige soziale Marktwirtschaft gibt es derzeit im Internet nicht. Eine Interoperabilität bedeutet eben nicht nur, dass die großen Player wie Facebook sich für kleine Plattformen öffnen, sondern auch die kleinen Plattformen für Facebook. Sieger der durch die Forderungen der Grünen angestoßenen Konsolidierung ist derjenige, der ein erprobtes Geschäftsmodell, die hierfür beste Technik, die entsprechenden Kunden und das meiste Geld besitzt.
Die Werbekunden sind bequem und risikoscheu. Sie möchten möglichst über einen vertrauten Anbieter die Kunden erreichen. Google, Amazon und Facebook wechseln ständig die technischen Bedingungen für Agenturpartner, einen Mix aus Informationen und Werbung für die Kunden optimal zu platzieren. Das zwingt Agenturen dazu, sich auf die großen Player zu konzentrieren. Bei Search Engine Optimierung ist die Agentur erfolgreich, die einen direkten Draht zu Google hat, etc..

  • Viele Werbekunden wollen ihre Produkte international über einen globalen Partner vermarkten. Wieso sollten die Werbekunden zu kleineren Plattformen wechseln, solange die Zusammenarbeit mit den vorhandenen Partnern funktioniert?
  • Es sind umfassende Datenmengen über jeden einzelnen erforderlich, um verwertbare zielgruppenoptimierte Werbung anbieten zu können. Diese Datenmengen haben kleine und neue Plattformen nicht!
  • Die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz kostet Milliarden. Dieses Kapital besitzen nur die ganz großen Player. Interoperabilität bedeutet, dass die Analysesysteme der großen Player auf noch mehr Informationen als in ihren eigenen geschlossenen Plattformen zugreifen können. Die kleinen Player können sich diese Technologien nicht leisten oder profitieren nicht, weil ihnen zu wenige Basisdaten zur Verfügung stehen.
  • Sollte doch einmal eine kleine Plattform ein besseres Konzept anbieten, würde sie von einem großen Player gekauft werden.
  • Ein Standard ist leichter zu manipulieren und überwachen als viele Standards.

Es würde schnell nur noch ein globaler Anbieter mit einer unangreifbaren Macht übrigbleiben. Den grünen Politikern rate ich dringend, einmal kritisch meine Argumente zu reflektieren, um nicht zum Erfüllungsgehilfen eines totalitären digitalen Systems zu werden!

Auch ich gehe in meinem neuen im Sommer bei Springer Vieweg erscheinenden Buch „Trusted WEB 4.0 – Masterplan für eine demokratische digitale Gesellschaft“ davon aus, dass eine Oberfläche oder besser, eine gleiche Schnittstelle zwischen Menschen und digitalen Angeboten in den nächsten Jahren kommen wird, weil sie vieles vereinfacht. Aber diese Schnittstelle muss Teil einer Infrastruktur mit Verfassungsrang sein, deren Konzept demokratisch gestaltet und überwacht wird. In Kombination mit einer Digitalverfassung wird hierdurch der Staat erst in der digitalen Gesellschaft legitimiert und handlungsfähig. Eine leistungsgerechte Wertschöpfungsverteilung für alle Anbieter ist durchsetzbar, wenn man, wie im Buch vorgestellt, ein auf die soziale Marktwirtschaft eines Landes abgestimmtes ganzheitliches Regelwerk einführt.
Man schafft so mit relativ kleinem Geld die Voraussetzung für die digitale soziale Marktwirtschaft, in der Deutschland schneller als andere Länder Industrie 4.0, eHealth, Smart Home und das autonome Fahren einführen kann, weil in einer WAN anonymen dezentralen Infrastruktur Datenschutz- und Datensicherheitsbedenken keine Marktbarrieren mehr aufbauen.

DSGVO – heutige Gesetze sind für die digitale Gesellschaft nicht geeignet!

Am 25. Mai 2018 tritt die neue europäische Datenschutz-Grundverordnung(DSGVO) in Kraft. Vier Jahre wurde mit zahllosen Änderungsanträgen hierum gerungen. Wie alle bisherigen Gesetze baut diese auf den Verfassungen der vordigitalen Gesellschaft auf. Warum wird es der Gesetzgeber nicht schaffen, das Ziel des Datenschutzes für den Einzelnen hiermit durchzusetzen? Am Beispiel der DSGVO sei hier gezeigt, wie komplex und umfassend die Herausforderungen der Digitalisierung sind und dass die Voraussetzungen für eine wirkungsvolle Umsetzung in der digitalen Gesellschaft von Gesetzgeber nicht berücksichtigt wurden.

Meine Forderung vorneweg: Wir brauchen eine Infrastruktur für eine Digitalverfassung, damit Gesetze im digitalen Zeitalter überhaupt ihre Wirkung entfalten können!

Gemäß den Trusted WEB 4.0 Kriterien sollen die Errungenschaften der vordigitalen Demokratien die Grundlage dafür bieten, um die Rechte, Pflichten und Ziele in der digitalen demokratischen Gesellschaft zu bestimmen.
Die digitale Gesellschaft unterscheidet sich von der vordigitalen Gesellschaft dadurch, dass zunehmend autonome Systeme eingesetzt werden, deren Entscheidungsbasis nicht mehr menschlich ist. Die ausgeführten Verfahren und Algorithmen entziehen sich dem menschlichen Verständnis und zunehmend seiner Einflussnahme, so nicht besondere Vorkehrungen getroffen werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden solche Systeme im Sinne menschlicher Mehrheiten entscheiden.

Das wahrscheinlichste Zukunftsszenario auch für Deutschland ist eine totalitäre digitale Gesellschaft, vergleichbar mit dem chinesischen Social Credit System, welches bis 2020 verbindlich für jeden Chinesen eingeführt wird. Jeder erhält bei Geburt eine gewisse Punktzahl. Bei jeder Abweichung eines Bürgers von der gesellschaftlichen Norm werden Punkte abgezogen. In Zukunft wird wohl auch das digital dokumentierte Verhalten der Eltern in die Bewertung einfließen. Wer reisen, eine Familie gründen oder arbeiten will, muss eine bestimmte Zahl an Credits haben. Der Vorteil für Staaten ist die hohe wirtschaftliche Effizienz eines solchen Konzepts, welches in Bezug auf die Effizienzziele skalierbaren US-Geschäftsmodellen wie dem von Facebook entspricht. Zur Bewertung mit Social Credits ist zudem genau, wie bei der Bereitstellung von gezielter Werbung, die Erstellung eines möglichst genauen Personenprofils Voraussetzung. So bietet sich eine enge Zusammenarbeit zwischen Staaten und kommerziellen Datenverwertern an.
Von demokratischer Vielfalt geprägt, ist die heutige Rechtsprechung eher überreguliert, mit immerhin der guten Absicht, jedem Einzelfall gerecht zu werden. Für ein reines Denken in Mehrheiten ist eine solche Justiz uneffektiv. Sie spielt, wenn wir nicht sofort mit aller Kraft ein Demokratie erhaltendes Konzept für die digitale Gesellschaft entwickeln, in Zukunft keine Rolle mehr.

Auch das demokratische Rechtssystem strebt nach Verringerung von Verkehrsunfällen, einer Reduzierung der Kriminalität, etc.. Auch hier werden für Optimierungen im Promillebereich im Sinne der Mehrheit ständig weitere Einschränkungen für den Einzelnen hingenommen. Die Kosten zum Erhalt eines demokratischen Systems mit seiner Gewaltenteilung und seinen vielen Institutionen sind jedoch wesentlich höher, als die für ein über Social Credits in Kombination mit künstlicher Intelligenz gesteuertes System. Spielt nur der direkte Vergleich der Wirtschaftlichkeit eine Rolle, haben Demokratien in der digitalen Gesellschaft keine Berechtigung.
In der Vergangenheit haben Diktatoren ähnliche oder sogar höhere Kosten wie Demokratien aufbringen müssen, um ihre Macht zu erhalten. Das Social Credit System hat den Vorteil, dass es bei dem vordergründigen Diktat der Masse keinen Gegner gibt, den es zu bekämpfen lohnt. Totalitäre Staatslenker können hiermit ihre Macht ausbauen und sich wie in einer Demokratie von der Mehrheit legitimiert sehen. Ihre Interessen setzen sie hierbei durch Manipulation der Mehrheitsmeinung durch.

Die Anpassungsgeschwindigkeit eines Social Credit Systems, zum Beispiel an einen schnell auftretenden Klimawandel, ist wesentlich größer, als die in einer langsam entscheidenden Demokratie.
Ein weiterer Vorteil des Social Credit Systems ist, dass es einfach ist. Viele Menschen wollen sich nicht mit Problemen beschäftigen und lieben einfache Lösungen. Der Rechtstaat hingegen ist kompliziert. Er begünstigt zudem Know-how Träger, welche Gesetze für ihre Zwecke nutzen können.

Im konkreten Beispiel der DSGVO soll der Schutz der personenbezogenen Daten innerhalb der europäischen Union sichergestellt werden. Die DSGVO ist ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie die Rechtsprechung einerseits der vordigitalen Gesellschaft verhaftet bleibt und andererseits totalitäre digitale Systeme längst die Rechtsprechung konterkarieren.
Zum einen setzt die DSGVO die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen und Zustimmung zum Umfang der Datenverarbeitung voraus. Zum anderen geht die DSGVO davon aus, dass dem Einzelnen die Mittel für Datenschutz und Datensicherheit zur Verfügung stehen. Beide Voraussetzungen sind aber gerade bei der Zielgruppe der Einzelpersonen, welchen die DSGVO einen höheren Schutz bieten soll, nicht erfüllt.
Erstens besteht beim Konsumenten eine echte Entscheidungsfreiheit gerade nicht gegenüber solchen Unternehmen, welche primär durch die Gesetzgebung geregelt werden sollen. Nach dem subjektiven Eindruck des Bürgers haben viele große Unternehmen die Totalitarismusschwelle bereits überschritten. Diese definiert sich durch die Einschätzung des Konsumenten von seiner Abhängigkeit von einem Unternehmen, seinen Kosten und Möglichkeiten der Ersatzbeschaffung eines ähnliches Produktes, seiner Möglichkeit der Rückabwicklung, also zum Beispiel der Übertragbarkeit seiner Datenbeständen von einem zum anderen Anbieter und den Kosten, die er für einen Technikersatz aufbringen muss. Wer seine Studienunterlagen nur bei Facebook beziehen kann, hat keine andere Wahl, als die Datenschutzerklärung von Facebook zu akzeptieren. Facebook ist sich dieser Macht bewusst und verschärft sogar seine Datenverwertung im Rahmen der DSGVO. Mit genügend eigenen Daten versorgt, benutzt es die DSGVO als Vorwand, um die Datenhändler zu kündigen. Der Einzelne muss nun sogar die Verwendung von biometrischen Daten in Form von Gesichtserkennung akzeptieren.
Zweitens sind Datenschutz und Datensicherheit derzeit für den Einzelnen nicht mehr herstellbar. Es besteht hieran bei der aktuellen deutschen Regierung auch kein echtes Interesse. Die Analyse des Koalitionspapiers weist eher auf einen weiteren Einbau von Türen für Staatstrojaner und Ausbau der Überwachungsmaßnahmen, sowie Speicherung und Austausch von immer mehr personenbezogenen Daten hin.
Auf der Stecke bleiben werden kleine Betriebe mit fehlendem Know-how und mancher Selbständige mit von Drittanbieten eingebauten Scripts.
Sicherlich ein wenig überzeichnet, aber dem Grundsatz entsprechend, alles was vereinbart ist, ist legal, habe ich für die Trusted WEB 4.0 Seiten nun neue Datenschutzbedingungen veröffentlicht, siehe Datenschutzrichtlinien . Diese haben die berechtigte Intention, Schaden von mir fern zu halten.

Nun, die Weichen für die Zukunft sind gestellt, oder? Wer soll denn ein Interesse an einer digitalen demokratischen Gesellschaft haben? Die Antwort ist einfach: „Minderheiten“.
Im Folgenden habe ich einige Minderheiten aufgeführt. Die Liste lässt sich fast beliebig verlängern: „Kreative, Intellektuelle, Intelligente, Liberale, Künstler, Schriftsteller, Journalisten, Philosophen, Leistungssportler, Vegane, Raucher, Behinderte, Mitglieder von Religionsminderheiten, Sammler, Dieselfahrer, ethnische Minderheiten, sprachliche Minderheiten (Dialekte), sexuelle Orientierung, soziale Schichten.“ Tatsächlich kann man heute nicht wissen, welches heutige digital dokumentierte Verhalten in Zukunft bei sich verändernden Normen sanktioniert werden wird.

Für die Demokratie lässt sich argumentieren, dass die meisten großartigen Ideen, die unsere westlichen Gesellschaften historisch weitergebracht haben, von individualistischen Einzelkämpfern entwickelt und durchgesetzt wurden. Nur, ob diese Langfristperspektive bei Überlegungen, auch bei uns schon vorhandene Scorewerte zu einem Social Credit System auszubauen, Berücksichtigung finden wird, ist fraglich.

Ein umfangreicher Katalog von Maßnahmen, den ich in meinem neuen Buch „Trusted WEB 4.0 – Masterplan für eine demokratische digitale Gesellschaft“ (erscheint im Sommer bei Springer Vieweg) veröffentliche, ist nötig.
Es geht darum, alle Kräfte, auch diejenigen, die derzeit als Verlierer und Kostenverursacher der Gesellschaft gelten, für die Demokratie zu mobilisieren. Es geht darum, Vorteile und Stärken der Demokratie zu identifizieren und diese in Digitalisierungskonzepten abzubilden. Es geht um eine technische Infrastruktur als Voraussetzung für eine Digitalverfassung, in der Wähler und Politik nicht über den Umweg ausländischer Werbeplattformen zusammenfinden. Anonymität und eine wesentlich erhöhte Datensicherheit für Einzelne können durch diese Infrastruktur sichergestellt werden. Das Buch bietet viele Ansätze, die weitergedacht und mit allen Leistungsträgern unserer Gesellschaft verhandelt werden müssen.

Haben wir noch genug Zeit?

Olaf Berberich

Meine persönliche fundierte Wahlempfehlung für die FDP

Zugegeben, ich betrachte die Welt ausschließlich aus dem Blickwinkel der Digitalisierung. Das ist auch richtig so, weil sich in der nächsten Legislaturperiode entscheidet, wie sich unsere Gesellschaft dann für viele Jahre entwickeln wird. Ein einmal durchgesetztes digitales Konzept lässt sich fast nicht mehr umkehren. Wenn einmal über das Internet meine Fingerabdrücke verbreitet wurden, bleiben die für ein ganzes Leben im Zugriff. Wenn nur noch wenige Unternehmen über die Wertschöpfung bestimmen, bleibt für die anderen weniger übrig und sie haben auch nicht mehr das Geld, sich im Wettbewerb zu behaupten.

Es geht um alles! Während früher der Arbeiter gegen seinen Vorstand kämpfen konnte, ist der totalitäre digitale Feind schon deshalb nicht zu bekämpfen, weil dieser selbst dem Vorstand als die eine Person nicht bekannt ist.
So schreibe ich auch in meinem 2018 bei Springer Vieweg erscheinenden neuen Buch, dass sich in der nächsten Legislaturperiode entscheidet, ob wir die vordigitalen demokratischen Errungenschaften durch ein Bürgerbeteiligungskonzept auf die Digitalisierung übertragen können. Im Moment sieht es nicht so aus. Vielmehr scheint schon für viele das totalitäre Diktat einiger Global Player unausweichlich.

Was hilft es mir, wenn ich eine angeblich mein Klientel vertretende Partei wähle, durch die ich kurzfristig vielleicht einige Euro mehr in der Tasche habe. Langzeitversprechen, wie die Zahlung einer Rente, kann keine Partei einhalten, die sich den Herausforderungen der digitalen Zukunft nicht stellt.

Ohne Masterplan wird es keine demokratische digitale Gesellschaft geben!

Gemäß der Grafik sehe ich den auf Deutschland passenden digitalen Masterplan im Zentrum für alle anderen uns positiv beeinträchtigenden Faktoren. Den Bauplan für die digitale Gesellschaft habe ich als Diskussionsgrundlage hierfür veröffentlicht.

Wer gesund sein will, für den müssen die technischen Errungenschaften so eingesetzt werden, dass er Arbeit als positive Teilhabe an der Gesellschaft versteht.

Auch die, welche mit ihrem gelernten Beruf in den ersten Arbeitsmarkt nicht mehr integrierbar sind, müssen aus der Almosenempfängerrolle herausgeholt werden und in einem bedingungsgebundenen Grundeinkommen mit aktiver Bürgerbeteiligung in die Gesellschaft integriert werden.

Dies wieder erhöht das seelische Wohlbefinden. Sicher von Krankheitsverläufen getrennte personenbezogene Daten werden die Gesundheitsvorsorge und die Medikamentenforschung beschleunigen.

Freiheit ist kein Widerspruch zu staatlichem Schutz. Wenn der Staat sich auf seine dienende Rolle zurückbesinnt, wird er nicht mehr versuchen, durch Totalüberwachung seine Bürger zu dominieren. Es ist nichts gegen Überwachung zu sagen, wenn sie zielgerichtet und ohne Massendatensammlung erfolgt. Gerne bin ich bereit, jedem, der das nicht glauben will, für jede Situation Alternativen zu derzeitigen Konzepten zu skizzieren.
Gerechtigkeit hat wiederum mit Teilhabe und gesellschaftlicher Anerkennung zu tun. Das funktioniert bei vielen nur, wenn sie am digitalen Leben anonym teilnehmen können, ohne sich mit ihrer Behinderung, Krankheit oder ihrer schlechten Ausbildung zur Schau stellen zu müssen.

Schließlich müssen alle ein Interesse an einer gesunden Wirtschaft haben. Die ist aber nur gesund, wenn auch noch regional Geld verdient wird und dezentral auf die Wertschöpfungsverteilung Einfluss genommen werden kann. Nur so haben wir als Deutschland eine Zukunft. Wir leben heute von der Substanz. Ob in der Autoindustrie oder bei den vernetzten Maschinen, wir werden überrannt werden und die Spielräume der Politik werden erheblich eingeschränkt werden, wenn wir jetzt nicht für alle einen digitalen Masterplan auflegen!

Meine Wahlentscheidung zu den einzelnen Parteien:

Die CDU vertritt den Erhalt unseres Wohlstands durch möglichst kleine Veränderungen. Da, wo ein Zug Fahrt aufnimmt, wie bei der Umweltpolitik, werden die Themen als die eigenen aufgegriffen. Die CDU wird mit Sicherheit an der zukünftigen Regierung beteiligt sein. Es beruhigt die Mehrheit der Wähler, wenn sie wissen, es geht weiter so. Für mich als Innovator jedoch gibt es keinen Anlass, diese Partei zu wählen, weil ich nicht glaube, dass sie ohne Sparringspartner die richtigen Weichen stellen wird.

Zeitweise habe ich Hoffnungen auf Martin Schulz gesetzt. Als EU-Präsident hat er vor totalitären Tendenzen gewarnt. Er hat die Digitalcharta mitinitiiert. Doch seit er Kanzlerkandidat ist, hat er den Überwachungsstaat unterstützt. Als Koalitionspartner hat die SPD ihre Ziele verloren. Auch glaube ich nicht, dass Gewerkschaften, wie heute noch organisiert, weiter zeitgemäß sind. Sie müssen durch andere Instrumentarien, wie die von mir vorgeschlagene digitale Bürgerbeteiligung, zumindest ergänzt werden.

Die Linken haben teilweise überraschend gute Ideen. Leider kann ich mir den hier geforderten starken Staat als Lösung nicht vorstellen.

Die Grünen haben seit bald vierzig Jahren in Teilen mitregiert, immer mit dem gleichen Thema: Energie und Umwelt. Herausgekommen ist ein Wust von Einschränkungen für die Bürger. Wer mehr als 10% seines Daches neudecken will, muss auf neusten Energiestandard dämmen, obwohl gar nicht erwiesen ist, dass nicht abbaubares, leicht brennbares Material immer die beste Möglichkeit für den Umweltschutz darstellt. Das EEG Gesetz zwingt Besitzer einer Photovoltaikanlage für die Rentabilität zu Unternehmern zu werden. Die Förderanreize sind völlig falsch gesetzt. Wer einen möglichst hohen Teil seiner selbst erzeugten Energie auch selbst verbrauchen will, wird bestraft. Zentrale kritische Infrastrukturen mit viel zu teuren Speicherlösungen werden geschaffen, anstelle mit dezentraler intelligenter Regelungstechnik „Strom sparen“ durch „Strom erzeugungsoptimiert verbrauchen“ zu ersetzen. Ich weiß, wovon ich rede. Schließlich habe ich erfolgreich das erste Pilotprojekt zu dezentraler Energieregelung umgesetzt und werde hierzu demnächst auch veröffentlichen.

Was bleibt, ist die FDP. Herr Lindner hat mir als einziger im TV-Duell glaubhaft gemacht, dass er es mit einem digitalen Masterplan ernst meint und die demokratischen Errungenschaften schützen will. Die CDU muss man nicht wählen, damit die weiter regieren. Die FDP muss die drittgrößte Partei werden! Eine Verlängerung der großen Koalition bedeutet nicht Stillstand, sondern Rückschritt, weil andere Länder uns überholen werden!
Wenn die FDP den Takt angibt, wird die CDU die Musik spielen. Dabei sollte der Dirigent immer zu sehen sein.
Damit es dann nicht doch zu Misstönen kommt, wie bei der Rückkehr zur Kernkraft, ist in einer Schwarz-Gelb-Grün Regierung nichts gegen einen grünen Juniorpartner einzuwenden. Wenn es für die FDP nicht reichten sollte, müssen hier zwei Parteien ihre Befindlichkeiten zur Seite legen, wie man es von Dienern des Staates erwarten kann.

Ihr Olaf Berberich

Ransomware-Angriff – Wer ist schuld?

Liebe Leser,
viel habe ich in den letzten Monaten geschrieben. Eine aktuelle Bezugsliste der Veröffentlichungen, teilweise kostenlos, finden Sie unter http://dl.gisad.eu/bv.pdf .

Ich bin es müde, immer wieder in der überraschten Presse zu lesen, was da so passiert ist. Ein Schuldiger ist auch immer schnell gefunden. In der Zeit unter http://www.zeit.de/digital/internet/2017-05/ransomware-wannacry-weltweit-nsa-microsoft ist es die NSA und der träge Anwender.

Wie immer enthält jede Meldung einen Funken Wahrheit. Im Ergebnis stimme ich zu, dass der Anwender mobilisiert und die Datenverwerter in ihre Grenzen gewiesen werden müssen.

Eine historische Wahrheit ist aber auch, dass alles, was machbar ist, irgendwann auch gemacht wird, wenn keine Grenzen gesetzt werden. Diese Grenzen bestimmen die Wähler alle 4 Jahre und die Politiker während der Wahlperiode.
Vielleicht ist es das letzte Mal, dass die Menschen in NRW am Sonntag und am 24. September in Deutschland zu freien Wahlen gehen.

Die Technik entwickelt sich immer schneller weiter. Es werden einerseits den zentralen Datenverwertern und andererseits den Cyberkriminellen keine Grenzen gesetzt.
Vielmehr wird per Gesetz zentrale Überwachung ausgebaut und damit die Demokratie zerstört.
Das klingt für Sie ganz weit weg? Dann lesen Sie doch „Der Circle“ von Dave Eggers siehe http://www.spiegel.de/kultur/literatur/spiegel-bestsellerliste-der-circle-von-dave-eggers-auf-platz-6-a-1009389.html . Er zeigt, wie phantastisch alle diese neuen Entwicklungen sind. Er zeigt es aus der Perspektive des Silicon Valley. Plötzlich gibt es nur noch eine Internetoberfläche für alle und plötzlich ist alles unumkehrbar und totalitär.

Auch ich glaube, dass es auf eine einzige Oberfläche hinausläuft. Dass wir in Zukunft nicht mehr hunderte von Passwörtern brauchen und vieles dadurch einfacher wird.
Allerdings müssen die demokratischen Staaten das Konzept bestimmen. Denn durch die Internetoberfläche der Zukunft wird bestimmt, ob wir in einem totalitären Staat leben, oder weiter mit demokratischen Freiheitsrechten.
Im positivsten Fall wird sich die neue Bundesregierung in der Koalitionsvereinbarung Ende des Jahres 2017 auf die Entwicklung einer solchen Oberfläche einigen. Dann wird es mehrere Jahre dauern, bis ein solches Konzept umgesetzt wird. Er wird ein Wettlauf mit der Zeit, denn alternativ müssen sich nur einige Global Player zusammentun und die Welt ist über Nacht nicht mehr demokratisch.
Ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass es nicht dazu kommt. Das alternative Projekt ist präzise unter http://dl.gisad.eu/pl.pdf beschrieben.

Wer ist also schuld? Nun, ich will es einmal so formulieren: Prüfen Sie genau, welche Partei Sie wählen! Sicher ist, mehr zentrale digitale Überwachung bedeutet Abschaffung der Freiheitsrechte und Schaffung neuer Einfallstore für Kriminelle.
Persönlich bin ich entsetzt, dass nicht einmal 2000 Menschen die Petition für die EU Charta der digitalen Grundrechte unterzeichnet haben, siehe https://digitalcharta.eu/liste/.
Gerade mal 41 sind es bei meiner Petition für ein Grundrecht auf Anonymität für Jeden, siehe https://www.change.org/t/anonymität-de-de?source_location=topic_page.

Bitte hört auf zu jammern und tut endlich das Richtige!

Olaf Berberich

Wer verhindert sichere Industrie 4.0?

In der GISAD Studie zu den Industriepolitischen Leitlinien NRW fordern wir unter anderem:

  • Alle (Schalt-)Aktoren bei Industrie und Smart Home dürfen nicht über zentrale Portale angesteuert werden. Die direkte Ansteuerung einzelner Geräte muss dezentral und vom Internet getrennt erfolgen.
  • Die Auswertung von Schaltdaten ist für die Weiterentwicklung der Systeme äußerst wichtig. Entsprechend müssen Maßnahmen entwickelt werden, um Maschinenauswertungsdaten von den personalisierten (Maschinen identifizierenden) Maschinendaten zu trennen.
  • Über das Internet dürfen Maschinenauswertungsdaten, hiermit sind auch Smart Home Geräte gemeint, nur über eine unidirektionale Datenleitung zum Beispiel mittels Datendiode gesendet werden. Das bedeutet, physikalisch ist nur das Senden in eine Richtung möglich.
  • Dabei benötigen Maschinen die gleichen hohen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit wie Menschen. Sonst sind Maschinen genau wie personalisierte Menschen bekannte Ziele. Der gezielte Angriff gegen Maschinen richtet sich letztendlich wieder gegen den Menschen.

Deshalb fordert GISAD die öffentliche Hand auf, die Entwicklung von preiswerten unidirektionalen Kommunikationssystemen(DATA DIODE) sowohl für Industriemaschinen aus auch für Smart Home Geräte zu fördern und zum Standard zu machen.
Tatsächlich sind solche Schnittstellen bereits in Smart Metern integriert. Hier dienen sie jedoch nur für das sichere Auslesen für die Stromanbieter.
Es stellt sich die Frage, warum gerade die mittelständischen Betriebe mit ihren Sicherheitsproblemen bei der Anpassung ihrer Systeme an Industrie 4.0 allein gelassen werden?

Die Stellungnahme zu den Industriepolitischen Leitlinien NRW erhalten Sie hier .

Grundlagenwissen für ein wesentlich besseres Trusted WEB 4.0 erhalten Sie im Bauplan für die digitale Gesellschaft.

Bitte beachten Sie in diesen Zusammenhang auch meinen aktuellen Tweed zum Wirtschaftstalk mit Christian Lindner, FDP und Frank Thelen zu Wirtschaft 4.0 unter #LindnerThelen

Digitale Bürgerbeteiligung zum Erhalt einer funktionierenden Demokratie

Die Schere zwischen den Gewinnern und Verlierern in der digitalen Transformation wird immer größer werden. Hauptursache hierfür sind Rationalisierungseffekte im Rahmen der Digitalisierung.
Andererseits aber sind die Möglichkeiten der digitalen Technik gleichermaßen optimal geeignet, um an jede Fähigkeit leistungsangepasste Arbeiten anzubieten.

Was liegt näher, wenn Daten und Wissen das Gold der Zukunft sind, als jeden in die Beschaffung dieses Goldes mit einzubinden und damit der eigenen Gesellschaft einen signifikanten Vorteil zu verschaffen.
Wie schlecht Daten derzeit aufbereitet sind, zeigt die ganze Fake News Diskussion. Hieran wird sich auch nichts ändern, wenn bessere Erkennungsalgorithmen entwickelt werden. Im Gegenteil, es besteht die enorme Gefahr, dass wichtige Daten durch die automatische Zensur verloren gehen.

Wenn es gelingt, möglichst viele der fast 6 Millionen Harz IV Bezieher einzubinden und aus der Wohlfahrtsempfängerrolle herauszuholen, dann ist das Schürfen des Datengoldes bereits weitgehend finanziert. Zudem besteht hierdurch eine einfache Möglichkeit, die Integration von ausgeschlossenen Gesellschaftsgruppen zu verbessern.

Gesellschaftlich Ausgeschlossenen muss man in einem geschützten Raum eine für die Demokratie und Wirtschaft gleichermaßen wichtige Arbeit zutrauen. Wichtigstes Merkmal eines geschützten Raums ist die fehlende Überwachung jeder einzelnen Aktivität.

Ein wesentlicher Parameter, über welchen sich der erste Arbeitsmarkt bis heute definiert und der auch immer mehr Taktgeber der Wissenschaft ist, ist die Zeit, in der eine vordefinierte Arbeit mit einem vordefinierten Ergebnis erreicht werden kann. Hierdurch wird eine Wertschöpfung generiert, die der Arbeitskraft abhängig von weiteren Faktoren, wie zum Beispiel den vorhandenen Wettbewerbern, ein bestimmtes Einkommen ermöglicht. Dabei spielen Alter, Geschlecht, Herkunft und körperliche Fitness neben den erwarteten standardisierten Qualifizierungsnachweisen eine entscheidende Rolle. Damit diese Vorrausetzungen keine Rolle spielen, muss das Datenschürfen anonym und ohne Zeitdruck durchgeführt werden können.

Über das im GISAD Grundsatzprogramm dargestellte Konzept werden bestehende Websites, Social Media Systeme und Suchmaschinen durch ein Linkbewertungsportal ergänzt. Alle gesellschaftlichen Gruppen werden in die Erstellung der Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungsprozesse eingebunden. Denn genau das sind aufgearbeitete Daten.
Sogenannte Bewertungs-Experten erhalten ein bedingungsgebundenes Grundeinkommen. Der Erhalt dieser Leistung ist frei von Sanktionen durch die öffentliche Hand. Das Grundeinkommen ist auch nicht abhängig von den Parametern des ersten Arbeitsmarktes, in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Leistung zu erbringen.

Vielfalt wird in dem Konzept dadurch gewährleistet, dass alle Informationen in ca. 1000 Wissensbereiche aufgeteilt werden. In einer qualifizierten Nachbarschaft von Gleichgesinnten werden Fake News und schlecht aufgearbeitete Informationen besser erkannt, als wenn Informationen über gefakte Metadaten in Suchmaschinen oder Social Bots als falsche Freunde in Social Media Portalen verbreitet werden. Insofern begrüße ich auch den neuen Ansatz der Grünen, siehe http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-02/wahlkampf-gruene-kritik-martin-schulz-acht-punkte-plan ,von sanktionsfreier Grundsicherung zu sprechen.

Warum ist es denn wichtig, auch die Teile der Gesellschaft in den demokratischen Prozess mitzunehmen, die sich hier bisher nicht engagiert haben? Sind diese denn auf Grund ihrer sprachlichen Fähigkeiten, Ausbildung und ihrem gesellschaftlichen Status überhaupt in der Lage, einen Beitrag zu leisten?
Zweimal ein klares ja.

Lassen Sie mich einmal konkret werden. In einem anderen Leben habe ich erwachsene Analphabeten unterrichtet. Meine Schüler waren teilweise hochintelligente Menschen, die, weil sie mit ihrem Lehrer nicht klargekommen sind oder krank waren, als die Grundlagen des Lesens und Schreibens unterrichtet wurden, den Anschluss verpasst haben. Danach haben sie eine ungeheure Energie und Kreativität aufgebracht, um zu vertuschen, dass sie nicht lesen und schreiben können. Da war der Vater von zwei Gymnasiasten, der sich zum Lernen ins Bad einschloss, damit seine Kinder nichts merkten. Er hatte ungeheuren Druck, denn er war in seinem Job so gut, dass er in eine leitende Position befördert werden sollte. Diese Arbeit war aber undenkbar ohne zumindest eine gute Lesefähigkeit. Durch die Zusammenarbeit mit Leidensgenossen hat er im Kurs innerhalb kürzester Zeit lesen und schreiben gelernt. Teilnehmer der Alphabetisierungskurse haben ein Lesebuch für Erwachsene mit eigenen Texten erstellt. Es zeigte sich, dass die Motivation, Texte von Gleichgesinnten zu lesen, bei den Erstlesern wesentlich höher ist, als bei schwer verständlichen Zeitungstexten.

Heute soll alles möglichst einfach und für alle Zielgruppen gleich verständlich sein. Tatsächlich sind solche Vereinfachungen jedoch eine Ursache für die von mir „Denkabschaltung“ genannte Krankheit, siehe http://blog.get-primus.net/fake-news-sind-nur-ein-symptom-der-krankheit-denkabschaltung/ .

Für echte nachhaltige Lösungen, muss die demokratische Gesellschaft die Betroffenen da abholen, wo sie stehen, mit ihrer Sprache und mit ihren Problemen. Wenn es einen kausalen Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Integration in die Gesellschaft gibt, dann ist eine Bürgerbeteiligung in einem Linkbewertungsportal, wie im GISAD Grundsatzprogramm vorgeschlagen, die beste und schnellste Methode für die Integration der Zurückgelassenen.
Wäre denn ein Analphabet geeignet, Inhalte zu bewerten und „Fake News“ zu identifizieren?
Wieder ein klares ja.
Er würde seine über Jahre gelernte Verhaltensweise dazu benutzen, seine eigene Leseunfähigkeit zu kompensieren. Alternativ würde er viele Andere die Information lesen lassen und in die Antwortfindung mit einbinden. Ihm wäre es ausgesprochen wichtig, keinen Fehler zu machen. Natürlich sind solche Ergebnisse nicht unter Zeitdruck zu erhalten.

Kanzlerkandidat Martin Schulz hat unter anderem so gute Umfragewerte, weil er als Mann des Volkes gesehen wird. Realistisch betrachtet war er das vielleicht einmal. Aber jemand, der 5 Sprachen spricht und die wichtigsten Regierungsführer der Welt kennt, kann nicht wirklich die Sprache des kleinen Mannes sprechen, zumal es hier eine Vielzahl von Subsprachen als Repräsentanz gesellschaftlicher Teilgruppen gibt. Die Digitalisierung bietet eine einmalige Chance, alle diese Subgruppen in die Zuarbeit von Informationen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit einzubinden.

Berufspolitiker sollten ehrlich für ihren schwierigen Beruf werben können. Sie sind durch Laien nicht zu ersetzten, weil sie Mittler zwischen vielen Interessensgruppen, der öffentlichen Verwaltung und ihren Wählern sein müssen.
Martin Schulz muss derzeit Aussagen für eine möglichst breite Wählerschaft machen, um als Bundeskanzler mit einer starken SPD gewählt zu werden. Derzeit geht es nicht darum, das beste demokratische Programm anzubieten, sondern gerade die Nichtwähler oder Wechselwähler zu überzeugen, dass sie im Sinne der gefühlten Mehrheitsbewegung handeln, wenn sie die SPD wählen. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass erste Stimmen Martin Schulz als Populisten bezeichnen, siehe http://www.zeit.de/kultur/2017-02/populismus-martin-schulz-begriff-verwendung-populismusforschung-kiyaks-deutschstunde .
Tatsächlich wird man auf den ersten Blick zwischen Schulz und Trump graduelle, aber nicht prinzipielle Unterschiede feststellen können. Politiker sind durch die Krankheit „Denkabschaltung“ gezwungen, so zu handeln, wenn sie möglichst viele Wähler überzeugen wollen.
Es wird zum Standard, populistisch über Symptome zu lamentieren, ohne sich mit den eigentlichen Krankheitsbildern zu beschäftigen.

Die Unterschiede zwischen Trump und Schulz machen sich also nicht an dem Vorgehen, sondern vor allem an den unterschiedlichen Inhalten fest. Ohne die Krankheit Denkabschaltung hätte den Wählern von Trump die Demokratieferne seiner Ziele klar sein müssen. Erstaunlich ist eher, dass Trump gravierend von dem gewohnten Verhalten der Politiker abweicht und nachdem er gewählt ist, stur versucht, seine Wahlaussagen eins zu eins umzusetzen.
Schulz hingegen hat die „EU Charta der digitalen Grundrechte“ mit initiiert. Seine geäußerten Absichten sind eindeutig Demokratie erhaltend. Allerdings verpflichtet ihn das dann auch zu dem Spagat, neben populistischen Aussagen vor der Wahl zu zeigen, wie er den Erhalt der Demokratie in der nun mal nicht abzuwendenden digitalen Transformation sichern will. Wir stehen vor einer radikalen Veränderung unserer Gesellschaft. Entsprechend tiefgreifend müssen auch die Forderungen für Maßnahmen sein, die alle Teile der Gesellschaft in die digitale Transformation mitnehmen.

In einer Gesellschaft der Vielfalt benötigen Politiker eine echte Unterstützung und einen möglichst vielfältigen Input. Um diesen Input liefern zu können, müssen gerade die Gruppen der Gesellschaft eingebunden werden, welche Teil des Problems sind. Das sind üblicherweise nicht die, die sich politisch äußern. Das sind noch nicht einmal die, die regelmäßig wählen gehen. Das hier vorgestellte Bürgerbeteiligungskonzept reduziert Nichtwähler. Wer Verantwortung übernimmt, kann nicht mehr gegen die Entscheidungseliten wettern. Schließlich ist er selbst Teil dieser Entscheidungsfindung.

Echte Fake News benutzen Unwahrheiten mit dem Ziel der Manipulation für die Zwecke des Urhebers.
Vieles wird als Fake News bezeichnet, weil der Leser einen anderen Blickwinkel auf die Sache als der Schreiber hat. Hierzu gehört zum Beispiel die Diskussion, ob es in Deutschland mehr oder weniger prekäre Arbeitsverhältnisse gibt.
Solche subjektiv unterschiedlichen Informationen dürfen nicht unterdrückt werden, sondern müssen in Verbindung mit der Intention des jeweiligen Betrachters gesetzt werden. Um alle Faktoren zu einer Entscheidungsgrundlage zusammenzufassen, sind heutige BIG DATA Analysen hervorragend geeignet, in Zukunft auch mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Jedoch das Grundmaterial sollte immer zuerst von Menschen gesichtet werden.
Ethische Gesichtspunkte und kulturelle Vielfalt sollte der Mensch nicht aus seinen Händen geben. Auch die automatischen Analyseergebnisse müssen deshalb stichprobenhaft von Menschen ständig kontrolliert werden.

Demokratie lebt ja gerade von der Diskussion über unterschiedliche Sichtweisen. Breitet sich die Denkabschaltung weiter aus, gibt es keinen demokratischen Konsens mehr. Information wird noch mehr zur gerankten Massenware. Dann wird nur das, was bereits viele kennen wahrgenommen und die Vielfalt und Individualität verschwinden.
Die nicht in die Diskussion Eingebundenen werden dann weiter ausgeschlossen, frustriert und wählen schließlich demokratieferne Parteien mit angeblich einfachen Botschaften wie „Ausländer raus“.
Schlussendlich werden alle das gesamte Denken künstlichen Intelligenzen überlassen, weil wir es selbst nicht mehr können.

Nur Bürgerbeteiligung von allen schützt nachhaltig den Erhalt der Demokratie und einer menschenwürdigen Zukunft!

Dezentral oder scheiß egal!

Dieser drastische Spruch ist mal wieder ein Versuch von mir, zu der Masse der Bürger durchzudringen, die sich nicht wehren und nicht verstehen wollen, was da auf sie zukommt.

Alles ist doch so komplex, da können wir uns doch keine Meinung bilden. Nein, die Dinge sind ganz einfach!

Wenn Sie einen Leberfleck einem Freund zeigen, dann ist das in Ordnung. Das Schlimmste was Ihnen passieren kann, ist, dass er es weitererzählt und vielleicht schafft, im Bekanntenkreis einen kurzen Lacher zu erzeugen. Das war´s.

Wenn Sie zukünftig diesen Leberfleck nicht bedecken, dann wird er in der Kameraüberwachung mit seiner genauen Position gespeichert und so zu einem von vielen biometrischen Merkmalen, an denen man Sie überall erkennen kann, wo auf die zentral gespeicherten Daten zugegriffen werden kann.

Es wird immer wieder argumentiert, dass Videoüberwachung für die Terrorismusbekämpfung wichtig ist. Doch tatsächlich werden völlig unnötig so Massenüberwachungssysteme aufgebaut, siehe http://www.spiegel.de/netzwelt/web/kameraueberwachung-wird-zur-verhaltenskontrolle-a-1135744.html#spRedirectedFrom=www&referrrer .

Tatsächlich besteht bei jeder berechtigten Überwachung ein regionaler Anfangsverdacht. Es wäre also technisch gar kein Problem, ein Fahndungsfoto oder zukünftig die biometrischen Merkmale an dezentral organisierte Überwachungsstationen zu schicken, und nach und nach den Suchradius auszuweiten. Das ist ohne große Zeitverzögerung schon heute innerhalb von Sekunden möglich. Wichtig ist nur, dass hierdurch die Verhältnismäßigkeit der unbeteiligt Betroffenen gewahrt wird. Wenn man es richtig machen würde, könnten die nicht Betroffenen sogar weitgehend von Überwachungsmaßnahmen verschont bleiben.
Die Fahndungsdaten würden an die einzelnen dezentralen Überwachungsserver geschickt. Nur, wenn eine Übereinstimmung mit den Fahndungsdaten gefunden würde, würde der Regionalserver den Videoausschnitt, in dem ein Verdächtiger identifiziert wurde, an den Fahnder schicken.
Auch Systeme, die auffälliges Verhalten identifizieren, würden dezentral funktionieren und nur die verdächtigen Videoausschnitte mit einem Alarm verschicken.

Gemacht wird das nicht, weil Sie liebe Bürger sich nicht wehren. Bitte kein Für oder Wieder Kameraüberwachung, sondern bitte fordern Sie dezentrale Systeme!
Dann sieht Sie nur Ihre Nachbarschaft und nicht die ganze Welt. Das ist dann ein bisschen so vertraut wie früher und vor allem sicher. Denn zentral gespeicherte Daten werden auch in Zukunft nicht nur Befugten, sondern auch Kriminellen zur Verfügung stehen.

Wie wichtig es ist, sich jetzt zu wehren, zeigt auch der jüngste Vorstoß von Siemens, die grüne Welle für Fahrradfahrer einzuführen, siehe http://www.zeit.de/mobilitaet/2017-02/strassenverkehr-radfahrer-autofahrer-vorfahrt . Wenn die GPS-Daten aller Fahrradfahrer auf einem zentralen Siemensserver gespeichert werden, ist das der Datensupergau, egal was Siemens zur Pseudonymisierung oder Sicherheit der Daten sagen wird.
Diesen Datensupergau habe ich erst in einigen Jahren im Zusammenhang mit der Einführung der autonomen Fahrzeuge gesehen. Wir benötigen dringend ein vollkommen anonymes, dezentrales „persönliches digitales System“ wie in meinem „Bauplan für die digitale Gesellschaft“ beschrieben. Dann können die Devices von Fahrradfahrern, Fußgängern und Fahrzeugen unbedenklich in ein Gesamtsystem eingebunden werden, um miteinander zu kommunizieren.

Olaf Berberich