Erkenntnisse des Brexits für die digitale Transformation

Unstrittig ist der Brexit der vorläufige Höhepunkt eines Unbehagens, welches breite Bevölkerungsschichten bei der Entwicklung unserer Gesellschaft befallen hat. Fragt man die Menschen, so können sie oft selbst nicht genau benennen, warum sie die Populisten wählen. Selbst viele Brexit-Befürworter fragen sich jetzt, warum sie eigentlich aus der EU austreten wollten. Noch gibt es keine Untersuchungen dazu, in wie weit sogenannte Social Bots eine Rolle gespielt haben, siehe http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article154223388/Maschinen-uebernehmen-die-Macht-im-Internet.html .
Scheinbar haben aber nicht einmal die Brexit Befürworter ernsthaft mit dem Willen der Briten zum Austritt gerechnet. Manipulationen von Wählern sind überall da möglich, wo Unzufriedenheit herrscht. Allerdings sind neuerdings auch immer mehr Trends festzustellen, dass Menschen, denen es eigentlich gut geht, sich radikalisieren.
Die Politiker in Europa machen selbstkritische Nabelschau und fragen sich, warum sie ihre Wähler nicht mehr erreichen. Zu befürchten ist, dass es die ein oder andere kleine Etatverschiebung geben wird, aber keinen grundsätzlichen Neuanfang. Finanzkrisen, Jugendarbeitslosigkeit und die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich in Europa sind nur einige Symptome, nicht aber die Krankheit, die sich bereits tief in unsere Gesellschaft gefressen hat. Es ist das fehlende Ziel und die damit verbundene fehlende Identität der Europäer.

Wenn im Silicon Valley nur noch über Geschäftsmodelle nachgedacht wird, bei denen man auf einmal das Leben von Milliarden Menschen verändern kann, dann werden hier gewollt oder auch nicht gewollt früher oder später Milliarden Menschen gleichgeschaltet. Die digitale Transformation geht uns alle an. Die Konsequenzen hat jeder von uns zu tragen.
Weder können wir es uns leisten, noch sind wir Europäer es gewohnt, als ewig Zweite anderen hinterherzulaufen. Doch genau das tun wir zunehmend. Das Werkzeug und die Voraussetzung für die Gleichschaltung der Menschen ist eine zentralisierte IT mit einfachen skalierbaren Geschäftsmodellen, denen entsprechende skalierbare Risiken gegenüberstehen. Was ist der Politik passiert, lässt sich auf die Konsumenten übertragen. Ein unbewusstes Unbehagen reicht aus, um sich gegen den Kauf eines Produktes zu entscheiden. Zukünftig wird es immer wichtiger werden, Produkte anzubieten, die auf das individuelle Sicherheitsbedürfnis eingehen und vor allem vom Konsumenten als für ihn gemacht verstanden werden.Technik muss dem Menschen dienen und darf ihn nicht zunehmend beherrschen. Sonst wird es zur Totalverweigerung der Konsumenten kommen, auch wenn die Produkte eigentlich gut sind.

Wir müssen das europäische Motto „In Vielfalt vereint“ auf die digitale Transformation übertragen. Das funktioniert mit einer dezentralen und anonymen digitalen Gesellschaft.
Für mich ist es ein Wink des Schicksals, dass ich einen Tag nach Bekanntgabe des Brexit in der Post die druckfrischen Autorenexemplare zu meinem neuen Buch „Trusted WEB 4.0, Bauplan für die digitale Gesellschaft fand, siehe http://www.springer.com/de/book/9783662492079 .

Das Buch ist ein Masterplan, wie man die Europäische Idee in das digitale Zeitalter übertragen kann. Kritisieren Sie mich, machen Sie mich nieder, wenn Sie eine fundierte andere Meinung haben.
Aber wenn Sie als Entscheider in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Ihre Verantwortung ernstnehmen, sollten Sie das Buch gelesen haben. Damit das Buch zur Idee wird, benötigt es viele Fürsprecher, die sich für den Erhalt der europäischen Idee in der digitalen Gesellschaft einsetzen wollen! Alles in Zukunft wird digital. Das ist auch in Ordnung, wenn man es richtig macht und die vordigitalen Errungenschaften in die digitale Transformation mitnimmt.

Olaf Berberich

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