Volker fährt auf den Parkplatz von Schloss Moyland.
Antje ist mal wieder die Erste. Auf dem halbleeren Parkplatz fällt ihr gelber alter Peugeot mit dem niederländischen Kennzeichen direkt auf.
Die Autotür ist offen und Antje sonnt sich. Es ist ein schöner Tag. Sie lässt nicht erkennen, ob sie ihn bemerkt hat und sitzt mit geschlossenen Augen da.
So gibt sie ihm die Möglichkeit, die Prinzessin wach zu küssen. Was er dann auch ausgiebig tut.
Volker ist jetzt seit 18 Monaten mit Antje zusammen.
Antje ist 26 und studiert in Venlo auf Master, Schwerpunkt International Busi-ness Economics. Das Studium findet in Niederländisch, Deutsch und Englisch statt.
Oft unterhalten sie sich in Englisch, um beide in der Konservation besser zu werden. Heute tut er Antje den Gefallen und spricht Deutsch. Sie hat zwar schon immer ein wenig Deutsch gesprochen, aber in Englisch hat sie mehr Übung. In Deutsch muss sie noch besser werden.
Sie gehen in den Skulpturengarten des Schlosses. Auf die Beuys Ausstellung haben sie bei dem schönen Wetter keine Lust.
Sie gehen rechts am Schloss vorbei und setzen sich in dem kleinen eingezäunten Blumengarten auf eine Bank.
Antje erzählt ein wenig von ihrem Studium.
Es klappt gut mit ihnen. Die Wochenenden verbringen sie immer gemeinsam.
Mal sie in Nrheinstadt, mal er in Venlo. Die knapp 40 Minuten Autofahrt sind kein Hindernis.
„Heute war die vorläufige Patentrecherche in der Post. Es gibt wohl keine Patentverletzungen mit bestehenden Patenten.“, sagt Volker. Er hat bereits 2012 das Patent zum Thema „Verfahren zur Reduzierung der Abhörmöglichkeiten über das Internet“ angemeldet.
Der Anwalt war so angetan von dem Patentantrag, dass sie direkt beschlossen, eine europäische PCT Anmeldung zu machen.
Antje liebt an Volker seine Energie und seinen Mut. Volker Siemens ist erst 30 Jahre alt und trotzdem sicher, die Welt zu verändern.
Antje weiß, was jetzt kommen wird. Volker wird ihr wieder von seinem Patent erzählen. Dabei kennt sie seine Idee schon genau.
Volker sagt immer, der Urgedanke des Internets ist durch die Glasfaserkabel verloren gegangen. Glasfaserkabel übertragen heute 18 Tetrabit/s, also ein Vielfaches von den alten Datenkabeln und das über tausende Kilometer hinweg. Aber sie haben den entscheidenden Nachteil, dass auch Tausende von Informationen auf einmal sabotiert und auf einmal abgehört werden können.
Volker will einfach nicht glauben, dass dies der richtige Weg ist.
„Stell dir vor, ich würde zu dir nach Venlo über Dublin fahren, nur weil die Autobahn nach Dublin gerade frei ist. Das ist doch krank.“, hatte er ihr seine Idee erklärt. Laut seinem Patent werden erst Anfragen über die möglichen Datenwege in das Internet geschickt. Die möglichen Routen werden dann auf einer Karte dargestellt. Per Anklicken kann man entscheiden, welche Route die Daten oder sogar Telefonate nehmen sollen.
„Die Engländer sind besonders schlimm“, sagt Volker immer. Antje weiß, dass die Datenschutzgesetze in England Volker unheimlich ärgern, weil da ein Datenschutzgutachter wie er fast nichts ausrichten kann.
Aber Volker ist sich auch nicht sicher, ob es diesen Beruf in England überhaupt gibt.
Wenn Antje ihn lassen würde, würde Volker damit fortfahrten, Verschlüsselungsverfahren mit einem Masterschlüssel zu kritisieren.
Aber davon hat Antje noch immer nicht genug Ahnung, um das genau wieder-geben zu können.
Sie weiß nur, Volker hat viel Geld für die Weiterentwicklung seines Patents als Partner in einem EU-Projekt bekommen. Er soll einfach nicht so ungeduldig sein.