Cyberwar- Müssen wir die Löcher stopfen, bevor wir absaufen?

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen gemütlich in einem kleinen Motorboot. Über mehrere Löcher läuft Wasser herein. Die Lecks sind offensichtlich. Aber das Wetter ist schön und die Stimmung ist gut. Mit ein wenig Phantasie ließe der Wassereinbruch sich mit vorhandenen Materialien stoppen. Doch der Steuermann beschleunigt lieber, in der Hoffnung, das Boot über das Wasser zum Gleiten zu bringen.
Wie wohl unserer Bundeskanzler die Situation einschätzt? Die Bedrohung durch einen russischen Atom-Erstschlag steigt. Aber uns geht es gut. Endlich ist Corona vorbei. Endlich wieder leben! Was bedeuten da ein paar nasse Füße?

Möglicherweise sollte man auf diejenigen mehr hören, die genau hinsehen und dann auch eine Idee haben, wie man die Löcher stopfen könnte. 2013 habe ich ,Svchost.exe‘ als den plausibelsten Windows Dienst für einen Angriff in meinem Buch „THE TRILLION DOLLAR GAP 2 – Global Spy Pact Quadrilla X“ verwendet. Tatsächlich wurde mit einer ähnlichen Attacke dieser Dienst nur zwei Jahre später verwendet, um den Deutschen Bundestag anzugreifen. 2014 habe ich in meinem dritten Buch „THE TRILLION DOLLAR GAP 3 – Der globale WEB-Widerstand“ ein Szenario entwickelt, indem durch eine Stärkung der Demokratiebildung Russlands mittels digitaler Technik der Ukraine-Krieg in 2022 nicht hätte beginnen können. Der SWR hat sich damals mit einer möglichen Veröffentlichung des Themas beschäftigt, aber dann dagegen entschieden. Der Bundesregierung liegt seit 2022 ein durch politische Gremien verabschiedeter Antrag vor, wie man auch jetzt noch einen russischen Widerstand alleine durch die digitale Unterstützung der Demokratiebildung fördern könnte.
Kaum jemand glaubt noch, dass der Ukraine-Krieg in den nächsten Monaten endet. Trotzdem sind die Pressemeldungen so aufgebaut, als ob das Liefern von Waffen, Luftverteidigungssystemen, Panzern und demnächst Kampfjets jeweils kurzfristig zu einem Kriegsende führen könnte.

Die von mir vorgeschlagene digitale Demokratiebildung hätte 2014 den Krieg verhindern können. Kurzfristige Erfolge im Krieg heute sind so nicht zu erreichen. Was für einen Sinn haben Langfristmaßnahmen, wenn sie nicht pressewirksam zu kurzfristigen Effekten führen?
Eine Zeitspanne wird immer wieder genannt: „Es dauert zirka 2 Jahre, bis uns neu gebaute Panzer zur Verfügung stehen.“ Russland wird ebenfalls diese Zeit benötigen. 2 Jahre dauert es auch, bis man sehr spezialisierte IT Fachkräfte ausgebildet hat. Nun erfahren wir aus der Presse, dass russische Schüler wieder einen militärischen Drill bekommen. Nicht nachlesen konnte ich, wie viele Studenten zu Hackern ausgebildet werden. Ein Panzer kostet ab 15 Millionen Euro aufwärts. 2 Jahre Studium kosten den Staat vielleicht 20.000,- Euro. Warum also sollte Putin nicht aus den fast unbegrenzten russischen Humanressourcen so viele Hacker wie möglich ausbilden?

Auch wenn die Stimmung bei uns noch gut ist, so wird es bei den nassen Füßen nicht bleiben. Entweder wir stopfen jetzt sofort möglichst viele Löcher und machen uns fit für eine digitale Demokratie, die dem autokratischen Russland etwas entgegensetzen kann, oder wir gehen auch ohne weitere Schäden unter. Es fehlt der Blick auf das Gesamtschadensbild. Die Kosten der Cyberattacken liegen inzwischen bei der Hälfte des Bundeshaushalts! Die werbeoptimierten Suchmaschinen verschleiern unseren Blick auf das Wesentliche. Die Überwachungsindustrie benutzt Kindesmissbrauch als Alibi, um alles und jeden lückenlos überwachen zu können. Sie nimmt offene Türen in Kauf, die auch russische Hacker gerne benutzen. Die Vernetzung des Internets der Dinge und das Monitoring ermächtigen Hersteller zunehmend, ihre Kunden zu beherrschen, genau wie die Möglichkeiten für Hacks dadurch steigen. Social Media und eine zunehmend abgehängte Presse stellen künstliche Aufgeregtheiten und nicht echte Nachrichten in den Vordergrund. Auf diesem Nährboden gedeihen russische Fake Bots.

In einem Satz, wir sind weit davon entfernt, einen digitalen demokratischen Rechtstaat exportieren zu können, den wir selbst noch nicht besitzen. Wie ein solcher digitaler Rechtstaat aussehen könnte, habe ich in über 100 Stellungnahmen zu EU-Initiativen unter https://gisad.eu/statements/ veröffentlicht.

Hier noch einmal meine ganz konkrete Aussage: „Wenn wir jetzt nicht konsequent eine digitale Gesellschaft aufbauen, welche unseren vordigitalen demokratischen Errungenschaften berücksichtigt, wird es keine zehn Jahre mehr dauern, bis wir die Unterwasserwelt kennen lernen. Ohne Atemgerät wird das keine Freude bereiten.“

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