6/11 Der Idealist – Nrheinstadt – August 2013

Volker Siemens ist jemand, der schon immer viel nachgedacht hat. In Gelsenkirchen geboren, hat er sich früh für das Internet interessiert. Er fand es gleichermaßen faszinierend wie beängstigend, weltweit Informationen von und über Menschen zu finden.
Selbst hat er eine Menge Respekt davor, Informationen ins Netz zu stellen. Schließlich kann man diese Informationen über ihn weltweit und das über Jahre hinweg finden.

Geprägt hatte ihn während dem Abiturjahr, dass seine gute Freundin Julia sich kurz vor der Abiturprüfung umgebracht hatte.
Immer wieder hatte sie ihm von einem Mitschüler erzählt, der unglücklich in sie verliebt war und ihr nachstellte.
Nachdem sie ihm noch einmal ganz deutlich klar gemacht hatte, dass sie nichts für ihn empfand und nie etwas empfinden würde, hatte er heimlich von ihr von außen durch ein offenes Badezimmerfenster Nacktfotos gemacht und im Internet veröffentlicht.
Neben den Fotos hatte der Stalker ihre Telefonnummer eingestellt, sowie das Angebot freizügiger Dienstleistungen zum Festbetrag. Als Plattform hatte er einen US-Bloggingdienst benutzt und den Namen eines Düsseldorfer Bordells als Bloggernamen verwendet.

Durch das damals noch weitgehend unbekannte Verfahren, aus verschiedenen Gestaltungsvorlagen (sogenannten Templates), sich eine individuelle Seite zu bauen, entstand der Eindruck, dass es sich um die Seite einer professionellen Prostituierten handelte.
Julia hatte dem Druck nicht stand gehalten. Ständig klingelte das Telefon. An das Lernen für ihr Abitur war nicht mehr zu denken. Ihre Eltern verstanden gar nichts, sondern gaben ihr auch noch die Schuld, dass selbst die Presse über die angebliche Schülerprostituierte berichtete.

Nach dem Abitur zog Siemens nach Dresden, um an der Technischen Universität Dresden Informatik mit Schwerpunkt Datenschutz und Datensicherheit zu studieren.

Nun ist Volker Siemens Diplom-Informatiker und anerkannter Gutachter für Datensicherheit. Es hat ihn in seine alte Heimat zurückgezogen.
Das Gewerbegebiet in Nrheinstadt am Niederrhein lockte mit interessanten Förderbedingungen für Existenzgründer.

Seine Firma unterhält ein kleines Büro auf der Bahnhofstraße.
Um den unverbauten Blick über die Felder beneidet Siemens mancher Großstädter.

Volker Siemens hat das Gefühl, dass er etwas bewegen wird in seinem Leben. Schon immer haben ihm andere gesagt, er habe die Fähigkeit, Menschen zu motivieren.
Auf viele Fragen, nicht nur technische, weiß er Antworten.

Er weiß nicht woher. Er weiß es einfach. Man könnte ihn hochbegabt nennen. Aber für ihn ist es eher eine Art Behinderung.

Volker versteht nicht, wieso immer um ihn herum Dinge passieren, die einfach nicht funktionieren können. Vieles muss man aus seiner Sicht anders machen.

Inzwischen hat er begriffen, weil er eine seltene Gabe hat, besteht für ihn auch eine Verpflichtung diese Gabe zum Gemeinwohl einzusetzen.
Nicht überall ist er willkommen. Oft wird sein jugendliches Ungestüm gebremst durch die
– die meinen, dass alles am Besten beim Alten bleibt.
– die so hart gekämpft haben, um im Leben einen Platz zu finden, an dem sie akzeptiert sind.
– die immer härter kämpfen müssen, je älter sie werden, ihre Position zu halten und nicht von vorlauten Jungen wie ihm verdrängt zu werden.

Doch sein Kontakt zur regionalen Wirtschaftsförderung ist gut.
Hier hat er seinen behördlichen Mitspieler gefunden. Heinz Nietnagel heißt er.
Heinz Nietnagel spricht ungemein schnell und trotzdem fehlerfrei. Er flitzt im Kopf von einem Förderprogramm zum nächsten. Die regionalen Politiker hat er davon überzeugt, dass man innovativ sein muss, um als Region zu überleben.

Beispielhaft hat er im letzten Innovationstreffen des Kreises Volker Siemens als innovatives Vorbild gelobt. Niemand würde in Heinz Nietnagel einen Beamten vermuten.

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