Politik der Gewinner – G8-Gipfel ,Kapitel 17 – Teil II

Nachdem ich am nächsten Mittag ausgeschlafen hatte, checkte ich aus und brauchte über 30 Minuten, bis ich durch die inneren Absperrungen war.
Endlich im Auto musste ich noch durch zwei weitere Absperrungen. Anschließend genoss ich die freie Fahrt zum Flughafen.
 
Der Mietwagen hatte natürlich ein R-Fax.
Die Zeit vor den Absperrungen konnte ich nutzen, um meine Post abzurufen.
Dabei war auch eine Pressemeldung über die in Heiligendamm erfolgreich beschlossene Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland.
Sofort rief ich Franςois Bianci an. „Hallo Franςois, es ist amtlich, stell den Antrag!“
Natürlich hatte ich mit Francois, den ich seinerzeit in Avignon kennen gelernt hatte, rechtzeitig eine Firma gegründet.
49 % Gesellschaftsanteile reichten mir völlig.
Auch im Ausland bestellten immer mehr Personen über die Internetseiten der FINDERS – Partner Schuhe.
In Frankreich sollte jetzt Franςois die Verantwortung tragen.
Franςois fragte nicht groß nach.
Wir hatten den Antrag auf eine französische Lizenz für die Kategorienagentur für Schuhe bereits fertig formuliert.
Den Antrag so schnell zu schicken war eine reine Sicherheitsmaßnahme.
Weder Franςois noch ich hatten ernsthafte Zweifel, dass der Antrag durchging.
Schließlich kannten die Franzosen mich jetzt persönlich. Ich war ihr Garant, dass diese wichtige Kategorienagentur auch in Frankreich funktionieren würde.
 
Obwohl ich mit Freisprecheinrichtung telefonierte, wäre ich hinter der nächsten Kurve fast auf den roten Porsche aufgefahren, der quer zur Fahrbahn stand. Eine Frau saß blutüberströmt noch am Steuer.
Sie hatte es wohl gerade noch geschafft, die Tür zu öffnen.
In ihrer Hand hielt sie ihr Handy. Sie hatte es wohl noch geschafft, die Notruftaste zu betätigen, bevor sie ohnmächtig wurde. Über die Ortung der Funkzelle war wohl schon bekannt, wo sich der Unfall ereignet hatte. Ein Rettungswagen war unterwegs.
Als ich näher kam, sah ich erst den BMW hinter dem Porsche. Der BMW hatte sich in die Seite des Porsche gedrückt. Das Bild würde mir wohl immer in Erinnerung bleiben.
Die unnatürliche Stellung des um 180 Grad gedrehten Kopfes, ließ keinen Zweifel daran, dass der BMW-Fahrer tot war.
Ich nahm das Handy der Verletzten und drückte die Notruftaste erneut. Sofort erhielt ich eine SMS, dass der Krankenwagen unterwegs sei und die Bitte, die Körperteile zu benennen, welche offensichtlich verletzt waren.
Ich schrieb „Kopf, ohnmächtig“ zurück. Dabei fiel mein Blick auf den Ring mit dem großen Rubin. Den hatte ich doch gerade erst gesehen. Da erinnerte ich mich. Die Verletzte war die nette Übersetzerin der Franzosen. Sie hatte so eine Art gehabt, selbst bei den härtesten Verhandlungen noch den Schalk in den Augen zu behalten. Sarkozy hatte bei der Auswahl sicher persönlich mitgeredet.

Inzwischen war die nächste SMS eingetroffen, welche mir genaue Anweisungen gab, wie ich erste Hilfe leisten sollte.

 
Die inzwischen über 17000 bekannten Krankheitsbilder waren durch Einführung der FINDER in 2000 Kategorien aufgeteilt worden. Hinter jeder Kategorie hatten sich Spezialisten als Dienstleister eingetragen. Online war ein Spezialist für Kopfverletzungen bereits bevor der Rettungswagen vor Ort war genauso eingebunden, wie ein Unfallchirurg. Im Krankenhaus später würden diese Spezialisten über WEB-CAM Operationen verfolgen und beratend zur Verfügung stehen. Obwohl dieses Verfahren in der Erstbehandlung personalintensiver war, rechnete sich dieses Verfahren. Früher gab es häufiger Folgeschäden durch in kritischen Situationen wie bei Autounfällen gestellte Fehldiagnosen und falsche Behandlungen.  Daraus resultierten längere Aufenthaltszeiten in Krankenhäusern, welche das Gesundheitssystem viel teurer kamen, als das medizinische Unfall-Backoffice.

In den großen Krankenhausfabriken nahm die Anonymität ständig zu. Dieses Konzept gab den Kranken eine Kontrollmöglichkeit, zu verstehen, was mit ihnen gemacht wurde und damit das Vertrauen ins Gesundheitssystem zurückzubekommen. Jeder Kranke konnte mit seiner Achtcard die Erstdiagnose abrufen. Die einzelnen Diagnosepositionen waren dabei mit Links hinterlegt, hinter welchen er direkt eine umfangreiche allgemeinverständlichen Wissensdatenbank aufrufen konnte.

 
Mit lauter Sirene kam der Rettungswagen. Die Übersetzerin hatte viel Glück gehabt. Nachdem sie eine Spritze erhalten hatte, wurde sie wach und hielt stöhnend die Hand an ihren Kopf.

Beim Abtransport fiel ihr Blick auf den Fahrer des anderen Wagens. Sie starrte nur noch vor sich hin.

 
Ich war froh, als ich – meine Aussage gemacht  – mich wieder in meinen Wagen setzen konnte.

Die erfolgreiche Verhandlung schien sich vor langer Zeit ereignet zu haben. Mir gingen die Bilder von dem Unfall einfach nicht aus dem Kopf. Ich brauchte dringend Urlaub. 

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