Der Spammer – Cayman-Inseln – Juni 2008, Kapitel 22-Teil II

Steve Robbins lag in letzter Zeit viel an seinem kleinen Privatstrand.
Die Zeiten, in denen er bis zu 230.000 Dollar im Monat verdiente, waren wohl vorbei. Er hatte sich aufgrund seiner ausgezeichneten Französischkenntnisse auf internationales Spam im französisch sprachigen Raum konzentriert.
FINDERS sorgte bei Steve für erhebliche Umsatzrückgänge.
Seit Frankreich das R-Fax einführte, wurden immer weniger E-Mails geschrieben. Spam wurde in diesen Ländern nicht mehr bezahlt.
Der englischsprachige Spammarkt war hart umkämpft. Hier neu einzusteigen, würde schwierig sein. Auch müsste man eine komplett neue Kundschaft aufbauen.
Na, wenn er sparsam lebte, würde sein Erspartes ihm wohl trotz der hohen Lebenshaltungskosten auf den Cayman-Inseln bis ans Lebensende ein auskömmliches Leben ermöglichen.
Nach Europa konnte er nicht zurück, hier liefen zahlreiche Strafbefehle gegen ihn.

„Mr. Robbins?“
Steve schreckte aus seinen Gedanken hoch. Vor ihm stand ein gutaussehender Mann mit südländischem Teint.
Es schien so, als ob dieser gerade aus einem der alten Filme entstiegen wäre, welche Steve so mochte.
Zu einem makellos sitzenden weißen Anzug trug er einen weißen Hut. Ein rotes Einstecktuch schmückte seine Brusttasche. Nur eine dicke Zigarre fehlte.
„Wer will das wissen?“, Steve war immer vorsichtig. Zwar gab es mit den Cayman – Inseln kein Auslieferungsabkommen, aber es gab durchaus Personen, welchen er zutraute, dass sie ein Entführungskommando organisierten, um ihn hinter Gitter zu bringen.
„Mein Name ist Smith, John Smith, ich komme auf Empfehlung von George Twinn.“
Steve entspannte sich ein wenig. Diese Empfehlung war wirklich gut. „Wie schreibt sich denn ihr Mr. Twinn?“
„Mit drei n.“
„Womit kann ich Ihnen helfen, Mr. Smith?“
„Man hat Sie mir empfohlen als jemand, der eine große Spamaktion organisieren kann.“
„In welchem Land?“
„Im gesamten englischsprachigen Raum!“
„Sie wissen, dass ich eigentlich auf den französischen Sprachraum spezialisiert bin?“
Was war das denn für ein Spinner. Über 340 Millionen Menschen in über 100 Ländern sprechen englisch.
„Natürlich, deshalb wenden wir uns an Sie. Wir suchen jemand, dessen Handschrift im englischsprachigen Sprachraum noch nicht bekannt ist.“
Allmählich kam Steve in Fahrt. 100 Länder mit ihren Besonderheiten. Hier musste er erst einmal in großem Umfang E-Mail-Adressen über Spam-Bots erfassen, weitere einkaufen. Das war ein gigantisches Projekt.
„Über welche Zeitschiene reden wir? Wie viele Aktionen erwarten Sie? Welche Erfolgsrate muss erreicht werden?“
„Eine Aktion im September 2011.“
Smith holte einen dicken Vertrag aus einem kleinen Aktenkoffer. „Bitte unterschreiben Sie diese Vertraulichkeitserklärung. Eigentlich eine Formsache. Man legt sich mit uns nicht an.“
Der letzte Satz ließ Steve frösteln. Es war nicht das erste Mal, dass er einen solchen Satz hörte. Er war immer klug genug gewesen, nicht herausfinden zu wollen, was es bedeutete, wenn man sich anlegte.
Er las sich die Vertraulichkeitserklärung durch und unterschrieb.
„Erstellen Sie eine realistische Aufstellung, welchen Etat Sie benötigen. Sie beginnen sofort mit der Arbeit. Weitere Verpflichtungen haben Sie derzeit ja wohl nicht.“
Diese Information war alles, was Steve zu diesem Zeitpunkt wissen musste. Es gab also einerseits kein Limit, andererseits konnte man die Kosten bewerten und wollte eine realistische Aufstellung haben. Nicht einmal 15 Minuten später saß Smith in seinem Mietwagen, um noch den nächsten Flug nach Hongkong zu erwischen.

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