Parkprobleme – John F. Kennedy Airport – 10. Juli 2011, Kapitel 39, Teil II

Um 10.00 Uhr war Ryman wieder in der Garage mit dem Spezialfahrzeug. Auf den ersten Blick sah das Fahrzeug unverändert aus. Allerdings war – wie auf der Anweisung erwähnt – über Nacht die Fahrertür ebenfalls zugeschweißt worden.
Ryman kroch unter den Wagen und schloss die kreisrunde Luke zum Wertraum auf. Er kroch hindurch und schloss die Luke wieder von oben.
Anschließend startete er nach verschiedenen Bemühungen endlich den alten Diesel. Die Schaltertechnik und Panzerung des Wagens war vom Feinsten. Der Rest war so altersschwach, dass er fürchtete, die 300 Meter, welche er mit dem LKW zurücklegen sollte, nicht zu schaffen.
Er sollte nur um zwei Ecken fahren und hier an einer bestimmten Stelle parken.

Als Ryman den vereinbarten Parkplatz erreichte, war dieser besetzt. Vier mal fuhr er wieder in die Garage. Nach jeweils 30 Minuten fuhr er wieder los. Wieder war der Parkplatz nicht frei.
So komme ich nicht weiter, dachte Ryman. Ich soll auf keinen Fall auffallen. Und dieser Wagen fiel wirklich auf, auch wenn die Ausgabeschalter mit einer Folie zugeklebt waren.

Also ging Ryman erneut zu Fuß los.
Auf dem Weg kam er an einer Obdachlosen vorbei. Da kam ihm eine Idee.
„Wollen Sie sich 50 $ verdienen?“
Die Frau war so schmutzig, dass ihr Alter schwer bestimmbar war. Sie erhob sich und hielt sich mit gläsernem Blick an einem Einkaufswagen fest, der alles beinhaltete, was sie besaß.
„Ficken is nich“, sagte sie.
Ryman schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Sie haben mich völlig missverstanden. Ich suche einen Parkwächter für maximal 2 Stunden.“
„Parkwächter, ich bin doch gar nicht passend angezogen?“
Offenkundig hatte auch diese Frau einmal bessere Zeiten erlebt.
„Kommen Sie einfach mit.“
Er zog sie eine Ecke weiter. Sie folgte ihm, ohne ihren Einkaufswagen auch nur einen Augenblick aus dem Auge zu lassen. „Ich brauche genau hier einen Parkplatz.“
Zu seiner großen Freude wurde der Parkplatz, auf dem er den LKW positionieren sollte, gerade frei.
Doch schon machte ein schwarzer Porsche Anstalten, einzuparken. Konnte der nicht lesen? Ein Schild wies den Parkplatz eindeutig als LKW-Parkplatz aus.
Sofort setzte sich die Frau mit ihrem Einkaufswagen mit einer Geschwindigkeit in Bewegung, die man ihr gar nicht zugetraut hätte.
Der Porschefahrer haute den Rückwärtsgang rein und fuhr mit quietschenden Reifen zurück.
Er hatte wohl schon schlechte Erfahrungen mit einem bestimmten Typ Einkaufswagen schiebender Menschen gemacht.
Sie war die Richtige. Ryman zeriss einen 50 Dollar Schein.
„Die zweite Hälfte, wenn ich eingeparkt habe.“ Sie nickte.

Ryman beeilte sich, wieder zur Garage zu kommen. Wieder musste er unten durch die Luke. Das war schon ganz schön anstrengend.
Der Diesel sprang wider Erwarten direkt an.
Nachdem er den LKW vor die Tür gefahren hatte, musste er wieder durch die Luke nach draußen, um die Garagentür zu schließen.
Zum Glück sah ihn niemand.

Er erreichte den Parkplatz, den die Obdachlose mit ihrem Einkaufswagen in Besitz genommen hatte, innerhalb weniger Minuten. Als er einparken wollte, sprang sie sofort auf und schob energisch den Einkaufswagen gegen den LKW. Erst als Ryman langsam weiterfuhr und vorsichtig den Einkaufwagen zurückschob, sah sie auf und gab endlich den Platz frei.
Einige Male musste Ryman vor und zurücksetzen, bis der LKW an der richtigen Stelle stand.
Ryman blieb sitzen, um sicherzustellen, dass niemand den Laster beobachtete.
Die Parkwächterin wurde nervös. Warum machte er nicht die Tür auf? Zu oft war sie in ihrem Leben bereits betrogen worden. Irgend etwas sagte ihr, es gab einen Trick, dass sie doch kein Geld bekam. Als Ryman dann auch noch nach hinten in dem Wagen verschwand, fuhr sie den Einkaufswagen gegen den LKW.
Plötzlich stand Ryman neben ihr.
Wie war er aus dem LKW gekommen?
Ryman legte den Zeigefinger an den Mund. „Psst, top secret. Ich habe immer in meinem Leben für gute Arbeit gutes Geld gezahlt.”

Als sie den zusätzlichen 20er in Händen hielt, bekamen ihre Augen plötzlich ein Glitzern. Ihre Haltung wurde aufrecht. Lange war es her, dass sie gelobt worden war.

Sie merkte, Ryman hatte es ernst gemeint.

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